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Shakira (live in Köln, 2018) © Dominic Pencz

Nach sieben Jahren Pause steht Shakira endlich wieder auf der Bühne. Die bange Frage, ob sie an ihre alte Form anknüpfen kann, beantwortet sie mit einer stürmischen Show, perfektem Hüftschwung zu feurigen Rhythmen und vielen Emotionen.

Als Shakira auf die Bühne stürmt, explodiert die Halle förmlich. Ab diesem Moment ist alles andere egal. Die Zuschauer auf den Tribünen stehen nahezu komplett und tanzen während der gesamten Show.

Obwohl Shakira, vor allem beim Opening, wohl nicht komplett live singt und damit ihre Stimme  schont, ist das vorherrschende Gefühl im Saal einfach nur: Gott sei Dank, wir haben sie endlich wieder!

Der Wolf

Denn keine andere Sängerin lässt ihre Hüften so sexy kreisen wie Shakira. Niemand heult sich so schön den Wolf mit den Zuschauern (bei "She Wolf"). Diskutieren kann man vielleicht über die Mischung der Songs. Denn der Anteil der spanischen Songs ist sehr hoch und das können nun mal nicht alle Zuschauer mitsingen. Das heißt aber nicht, dass die spanischen Songs nicht gut ankommen.

So ist "Si Te Vas" eine emotionale Bombe, eine Rock-Ballade mit dröhnenden Gitarren, die immer wieder mit Soloparts aus der Melodie ausbrechen. Definitiv live gesungen ist die Gefühlsballade "Nada", denn hier geht Shakira mit der Stimme so richtig hoch und demonstriert beeindruckende Power in der Kopfstimme. Das steigert sie nochmal mit "Underneath Your Clothes". Zuerst durchschneidet eine einsame Gitarre die Melodie, bevor Shakira am Songende ihre Stimme mit langezogenen Tönen in der Kopfstimme auf Maximum dreht. 

Alle zusammen

Überhaupt ist Shakira sehr darauf bedacht, mit ihrer Band und mit dem Publikum zu interagieren. Bei "Inevitable" liefert sie sich ein Gitarrenduell mit ihrem Gitarristen, bei "TÚ" untermalt das energetische Zusammenspiel mit der Violine das große Gefühlsdrama. Bei "Amarillo" setzt sie mit der Akustikgitarre die Akzente gegen die E-Gitarren der Band, wobei sie stilistisch auf den aktuell in Großbritannien vorherrschenden Hype um den modernen amerikanischen Countrysound aufspringt.

Das Publikum kommt bei "Chantaje" wieder ins Spiel. Auf das "Paro, Paro" von Shakira antworten die Zuschauer mit "Chantaje". Der schönste und emotional ergreifendste Moment des Abends ist das Akustikset auf der Vorbühne. Shakira und ihre Musiker sitzen ganz nah am Publikum und singen "Antologia". Shakira öffnet sich, lässt alle Emotionen bei dieser wunderschönen Ballade über die Stimme fließen und das Publikum singt ebenso emotional mit.  

Die großen Hits

Alle Hits von Shakira werden zelebriert und abgefeiert. Die Inszenierung ist eine Mischung aus weiblicher Sinnlichkeit und purer Lebensfreude. Das Opening von "Whenever, Wherever" gleicht dem Tanz einer Göttin, so lässt Shakira ihren Körper im mit Schellen besetzten Kleid tanzen. Auch "La Tortura" ist ein feurig heißer Tanz, dessen Energie man sich kaum entziehen kann.

Ganz anders dagegen die Interpretation von "Can't Remember To Forget You". Langsamer als im Original wird aus dem Song eine geschmeidige Karibiknummer bei der Shakira ihren Körper besonders entschleunigt bewegt und jede Pose zelebriert. Am Ende explodiert sie mit einem Solo am Schlagzeug, als der Song plötzlich wieder zur Originalgeschwindigkeit wechselt.

Das Bad in der Menge

Was könnte so kurz vor der Fußball-WM passender sein als ein Set der beiden letzten WM-Hits. Shakira startet mit "La La La" von 2014, mit dem Afrika-Hit "Waka Waka" von 2010 brechen alle Dämme. Fast wie beim Public Viewing wird gefeiert, die Landesfahnen im Publikum wehen – es wabert eine riesige Energiewelle durch die Halle.

Als Shakira bei der Zugabe plötzlich mitten im Publikum steht, rastet der Innenraum aus. Aus dem goldenen Kleid bei der Präsentation von "Toneladas" schlüpft sie heraus, darunter trägt sie ein leichtes pinkes Sommerkleid.

Darin bahnt sie sich den Weg durch die Menge zurück zur Vorbühne. Hautnah zu den Fans wird sie vor lauter Liebe fast erdrückt, jeder will ganz nah hin zu ihr. Auf der Bühne angekommen tanzt sie zu "Hips Don't Lie" und setzt mit "La Bicicleta" zu einem gefeierten Endspurt an. Die Zuschauer gehen ab und zeigen ihre ganze, ungebrochene Zuneigung.

Spielraum noch vorhanden

Am Ende dieser furios gefeierten Show bleiben zwei kleine Fragezeichen in Hinblick auf die Zukunft. Die Stimme von Shakira scheint noch nicht wieder voll belastbar, obwohl sie mehrfach andeutet, dass sie es immer noch drauf hat. Außerdem braucht sie nach so langer Pause wieder einen echten Radiohit, um auch in den Charts wieder voll durchzustarten. 

Live ist sie nach wie vor eine Rakete, eine explosive Mischung aus Tanz, Bewegung, erotischer Sinnlichkeit und einem sympathischen Lachen, dass einfach nur ansteckend ist. So ist sie trotz der beschriebenen kleinen Unzulänglichkeiten im Gesang immer noch ein Erlebnis.

Setlist

Estoy Aquí / Dónde Estás Corazón? / She Wolf / Si Te Vas / Nada / Perro Fiel / Underneath Your Clothes / Me Enamoré / Inevitable / Chantaje / Gods (Video) / Whenever, Wherever / Underwater (Video) / Tú / Amarillo / La Tortura / Antología / Can't Remember To Forget You / Loca / Rabiosa / La La La / Waka Waka // Education (Video) / Toneladas / Hips Don't Lie / La Bicicleta

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