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Pet Shop Boys (live in Mainz 2017) © Torsten Reitz

Die Pet Shop Boys haben mit einigen liebgewonnenen Traditionen gebrochen und ihrer Liveshow ein neues Konzept verpasst. Das ändert aber nichts daran, dass ihr Konzert in der Halle 45 in Mainz die Zuschauer in euphorische Stimmung versetzt.

Am Ende des Konzerts der Pet Shop Boys herrscht in der gut gefüllten Halle 45 in Mainz ausgelassener Jubel. Von ganz vorne bis ganz hinten feiern die Zuschauer das Pop-Duo, das mit seinen Pop-Hymnen für zahlreiche Glücksmomente gesorgt hat.

Der Höhepunkt zum Schluss

Kein Wunder: Die letzten fünf Lieder des Konzerts bieten eine Packung an Mega-Hits, wie sie ihresgleichen in der Popmusik nicht häufig anzutreffen ist. "It's A Sin" ist nach all diesen Jahren immer noch bewegend – auch für einen sichtlich emotionalen Neil Tennant.

"Left To My Own Devices" erklingt in einer neuen Version, die aber die grandiose Melodie glücklicherweise intakt lässt. "Go West", "Domino Dancing" und "Always On My Mind" sorgen dann für ausgelassene, vollauf positive Mitsingmomente, die Neil Tennant freudestrahlend zurücklassen. Kaum jemand hat die Halle verlassen, zu groß ist die Feierstimmung.

Neue Akzente

Das bedeutet aber nicht, dass das Konzert von Anfang bis Ende so ausgelassen gewesen wäre. Die Pet Shop Boys haben die härtere Gangart ihrer letzten Alben auch in ihre Konzerte übernommen und damit mit liebgewonnenen Konventionen gebrochen. Keine Tänzer, stattdessen eine fünfköpfige Band. Keine Songs des herbstlichen "Behaviour", stattdessen viele harte Beats, die nicht allen Songs gut zu Gesicht stehen.

"Se A Vida É" benötigt mehr Luft zum Atmen, als es erhält und bei "In The Night" geht Neil Tennants Stimme im Mix unter. Das gar nicht so großartige "New York City Boy" erscheint an diesem Abend allerdings vollauf rehabilitiert und "The Pop Kids" wird zur heimlichen Hymne des Abends. Viel bejubelt wird auch "The Sodom and Gomorrah Show", bei dem die Stimmung fast überkocht.

Neue Songs von gemischter Qualität

Der einzige Stimmungstöter des Abends ist "The Dictator Decides" vom letzten Album "Super", für das Neil Tennant eine Fellmütze eines osteuropäischen Diktators ca. 1987 aufzieht, das aber musikalisch alle Energie aus der Show saugt. Mit dem ebenfalls neuen, aber deutlich besseren "Inside A Dream" und dem Klassiker "West End Girls" kehrt sie aber prompt wieder zurück. Überzeugend gelingt auch "Burn" mit dem Call-To-Arms: "We're gonna burn this disco down before the morning comes".

Einige ruhigere Momente haben in der Hochintensitäts-Show dennoch Platz, beispielsweise das melancholische "Home And Dry" vom unterschätzten Album "Release" und "Love Comes Quickly" ein simples und doch so kluges Lied.

Notwendige Verlegung

Es war natürlich die richtige Entscheidung von Veranstaltern und Band, das Konzert in Halle 45 zu verlegen. An einem der längsten Tage des Jahres wäre die Lichtshow der Pet Shop Boys unter freiem Himmel verpufft. Dass die meisten Zuschauer lieber den Abend in der lauen Sommerluft verbracht hätten, ändert daran nichts.

Die Halle 45 an sich, nur mühsam vom Schicksal als Hochregallager gerettet, präsentiert sich befreit vom 1970er-Jahre-Nicht-Charme als spartanische, aber zweckmäßige Konzertlocation. Ein Glück für Mainz, dass die alte Phönix-Halle weiterbesteht.

Setlist

Inner Sanctum / Opportunities (Let's Make Lots of Money) / The Pop Kids / In The Night / Burn / Love Is a Bourgeois Construct / New York City Boy / Se A Vida É (That's The Way Life Is) / Love Comes Quickly / Love Etc. / The Dictator Decides / Inside a Dream / West End Girls / Winner / Home and Dry / Vocal / The Enigma / The Sodom and Gomorrah Show / It's A Sin / Left to My Own Devices / Go West // Domino Dancing / Always on My Mind / The Pop Kids (Reprise)

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