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Rock Meets Classic (live in Frankfurt, 2017) © Peter H. Bauer

Kein überzeugendes Bild gibt Rock Meets Classic in der ausverkauften Frankfurter Jahrhunderthalle ab. Auf einen mittelmäßigen Start folgt technisches Chaos. Erst die letzten beiden Künstler retten den Abend vor dem Absturz.

In der voll besetzten Frankfurter Jahrhunderthalle eröffnet das Bohemian Symphony Orchestra gemeinsam mit den Musikern der Matt Sinner Band die Show Rock Meets Classic 2017 mit "Rockin' All Over The World". Anschließend betreten die ersten Gastmusiker die Bühne. Bob Catley und Tony Clarkin von der Band Magnum spielen "Just Like An Arrow" und "On A Storyteller's Night", ernten dafür aber nur mäßigen Applaus.

Besser wird es mit "Vigilante". Die heulenden Gitarren und der bessere Rhythmus sorgen dafür, dass sogar seitlich der Tribüne etwas mitgeklatscht wird. Letztlich rettet aber auch "When The World Comes Down" diesen Auftritt nicht wirklich. Das zeigt sich auch in der Reaktion des Publikums: Bob Catley und Tony Clarkin erhalten deutlich weniger Applaus als alle anderen Künstler.

Uriah Heep rockt besser

Deutlich mehr Fans in der Halle haben definitiv Mick Box und Bernie Shaw von Uriah Heep. Schon beim Betreten der Bühne gibt es viel mehr Beifall und Zurufe. Nach "Easy Livin'" werden die Zuschauer zum Aufstehen aufgefordert und so wird "Sunrise" deutlich lauter beklatscht als alle anderen bisherigen Songs. Bei "July Morning" ebbt die Stimmung wieder ab, hebt sich aber sofort mit der Frage: "Wollen Sie alle mit mir singen?"

Das Publikum wartet auf diese Momente, wenn große Hymnen wie "Lady In Black" gespielt werden. So gehen viele Zuschauer beim Singen des "Ahahahaaah" mit. Es ist der beste Moment der ersten Showhälfte. Verdient werden Mick Box und Bernie Shaw vom Publikum mit viel Applaus verabschiedet.

Chaos

Der Auftakt gelingt noch: Das Orchester spielt "Skyfall", die Melodie wird von zwei Geigen und einer Querflöte vorgetragen. Als aber eine Sängerin den Gesangspart anstimmen will, ist das Mikro viel zu leise und sie geht völlig unter.

Gleiches geschieht beim Opening von Rick Springfield: Seine Stimme ist kaum zu hören. Dafür quietscht mitten im Song ein schriller Ton wie eine Rückkopplung durch die Halle. So wird "I've Done Everything For You" zum totalen Desaster. Mit gequältem Gesichtsausdruck fragt Springfield nach dem Song ins Mikro: "Can You Hear Me?". Das bleibt dann auch so bei "Don't Talk To Strangers". Erst das kreischende Gitarrenspiel von Rick Springfield bei "Celebrate Youth" sorgt wieder für bessere Laune vor der Pause und reißt nochmal einige Fans aus den Sitzen.

Der Tiefpunkt

Nach der Pause sind einige Plätze seitlich hinter der Tribüne leer. Band und Orchester wollen mit "Livin' On A Prayer" von Bon Jovi starten. Der männliche Gesangspart gerät dabei zur Lachnummer. Im Stil eines drittklassigen Karaokesängers haut der Sänger dermaßen viele Töne daneben, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Letztlich retten die Sängerinnen diesen Tiefpunkt des Abends und übertönen ihn auch gekonnt bei "It's My Life".

Rick Springfield erscheint zum zweiten Mal und darf drei weitere Songs seiner Karriere präsentieren. Das Orchester bewegt sich zu "Human Touch" im Rhythmus mit. Aber wieder einmal bleibt die Stimmung im Innenraum stecken und schwappt nicht nach außen. Nach "Love Somebody" zeigt Rick Springfield sein Können an der Gitarre bei "Jessie's Girl". Das ist seine große Stärke im Gegensatz zur Stimme, die im Alter von 68 Jahren doch hörbar abgebaut hat.

Das Highlight

Nach diesen Pannen setzt Steve Lukather von Toto endlich das so lange ersehnte musikalische Highlight. Sein instrumentales Opening von "Child's Anthem" an der Gitarre ist der erste echte Hörgenuss des Abends. Mit lauten Riffs jagt er seine Gitarre bei "Don't Chain My Heart" immer wieder hoch und lässt sie Ende zur Begeisterung des Publikums nochmal so richtig aufheulen. Es sind diese wenigen Momente, die diesen Abend wenigstens ansatzweise retten. 

Erstklassig gespielte Songs wie "Rosanna" und "Little Wing" lassen die Zuschauer auf den Fingern pfeifen. Mit Speed-Riffs jagt Steve Lukather seine Finger über die Saiten. Bei "Africa" steht das Publikum wieder auf und Steve Lukather rockt im Headbangstil über die Bühne. Gemeinsam mit der Bandsängerin, die mit aufgedrehtem Mikro nun ihr Können zeigen kann, gibt es zum Abschluss "Hold The Line". Das Publikum singt eifrig mit und klatscht im Rhythmus.

Samtweicher Balladenrock

Nach vielen Pannen präsentiert das Orchester mit Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" ihre beste Nummer des Abends: sauber gespielt mit feinen Akzenten der Streicher und Hornbläser. Als letzter Künstler des Abends kommt Don Felder von den Eagles auf die Bühne. Seine Stärke sind vor allem die weichen Rockballaden. So brilliert er nach dem Opening "Already Gone" stimmlich vor allem bei "One Of These Nights". Er schmiegt seine samtweiche Stimme an die wunderbare Melodie an und zeigt auch im Alter von fast 70 Jahren, dass seine Stimme nichts von ihrem Schmelz eingebüßt hat. Das Publikum feiert.

Der energetische Rock von "Heartache Tonight" und "Life In The Fast Lane" stachelt viele nun stehende Zuschauer dazu auf, mitzuwippen und mitzuklatschen. Das Highlight ist dann "Hotel California". Mit einer Doppelhalsgitarre bewaffnet zeigt Don Felder erneut seine tolle Stimme und seine Qualitäten als Rockgitarrist. Die ganze Halle singt diesen Welthit mit und es endet mit einem großartigen Gitarrensolo. Zum Abschluss kommen alle Künstler nochmal auf die Bühne und spielen zusammen "Take It Easy", einen weiteren Hit der Eagles. 

Schwache Show 

Auch wenn am Ende die beiden Glanzpunkte Steve Lukather und Don Felder die Show einigermaßen gerettet haben, war Rock Meets Classic 2017 kein großes Konzerterlebnis. Zu viele Pannen und schwache Momente durchziehen das Konzert. Die große Stimmung wie etwa 2016 kommt erst ganz zum Schluss auf. 

Dazu muss die Frage erlaubt sein, warum manche Zuschauer so weit außerhalb des eigentlichen Geschehens gesetzt werden, so dass sie von der Stimmung und der Dynamik im Innenraum komplett abgeschnitten sind. Das mindert den Konzertgenuss erheblich.

Setlist

Teil 1: Rockin' All Over The World / Just Like An Arrow / On A Storyteller's Night / Vigilante / When The World Comes Down On You / Easy Livin' / Sunrise / July Morning / Lady In Black / Skyfall / I've Done Everything For You / Don't Talk To Strangers / Celebrate Youth

Teil 2: Livin' On A Prayer / It's My Life / Human Touch / Love Somebody / Jessie's Girl / Child's Anthem / Don't Chain My Heart / Rosanna / Little Wing / Africa / Hold The Line / Eine kleine Nachtmusik / Already Gone / One Of These Nights / Heartache Night / Life In The Fast Lane / Hotel California // Take It Easy

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