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The Cure (live in Hamburg 2016( © Falk Simon

Beim Start ihrer Deutschland-Tour in der Barclaycard-Arena in Hamburg spielen The Cure ein mitreißendes 3-Stunden-Set.

So gelöst hat man ihn noch nie gesehen: Als Robert Smith gegen 23:25 Uhr am Bühnenrand steht – die übrigen Bandmitglieder sind bereits verschwunden – schüttelt er Hände, wirft Kussmünder ins Hallenrund, klopft sich mehrfach auf das Herz und lächelt.

Smith saugt die Zuneigung der 12.000 Zuschauer auf. Und gibt sie zurück. Es hat was Rührendes. Denn Smith scheint endlich genießen zu können, was er geschaffen hat, wer er ist.

Ein möglicher Abschied?

Und trotzdem haben diese Bilder auch etwas Bittersüßes. In die Euphorie ob der eben erlebten Show mischt sich folglich auch die Ahnung eines möglichen Abschieds. Schon im Vorfeld wurde gemutmaßt, dass The Cure das Live-Spielen bald für immer einstellen wollen. Nur wenige Sekunden vorher hat die Band ein fast dreistündiges Konzert mit "Why Can't I Be You?", einem ihrer größten Erfolge aus den 80er Jahren, beendet.

Es war ein denkwürdiger Abend, ein atemloser Ritt durch den umfassenden Backkatalog mit 33 Stücken aus jeder Phase der Bandgeschichte, aneinandergereiht zu einer riesigen, beeindruckenden Collage.

Mitreißend und bewegend

Den Anfang macht "Open" vom Album "Wish". Robert ist – wie alle Bandmitglieder – ganz in schwarz gekleidet, sein Wuschelkopf ist sichtlich ergraut, der Bauch noch etwas runder als bei seinem letzten Besuch.

Seine Stimme aber hat sich kein bisschen verändert. Und er nutzt sie besser denn je. Vor allem bei Songs wie "Charlotte Sometimes", "From the Edge of the Deep Green Sea" oder "Shake Dog Shake" ist Roberts Gesang besonders mitreißend und bewegend.

Stimmige Inszenierung 

Schön auch das Bühnenbild. Licht und Videoeinspielungen begleiten die Songs stimmig, ohne sich aufzudrängen. Das Set vereint Hits, Meilensteine und Raritäten. Natürlich kommen "Boys Don't Cry", "In Between Days", "Lullaby", "Lovecats" und "Friday I'm In Love" zum Einsatz und werden gefeiert.

Viel interessanter sind aber die Überraschungen: "Primary" und "Kyoto Song" waren ebenso lange nicht mehr zu hören wie "Charlotte Sometimes", "Never Enough", "Hot Hot Hot!!!" und das ergreifende "Trust".

Eine Anziehungskraft wie vor 36 Jahren

Höhepunkte der Show aber sind das neue, bislang unveröffentlichte "It Can Never Be The Same", die beste Komposition Smiths seit Ewigkeiten, sowie die achtminütige Version von "A Forest", an deren Ende sich Smith und Bassist und Urgestein Simon Gallup (übrigens im Iron Maiden T-Shirt) in ein Paralleluniversum jammen. Die düstere Anziehungskraft dieses Stückes ist auch nach 36 Jahren ungeheuerlich.

Dreimal kommt die Band für Zugaben zurück auf die Bühne. Im letzten Block legt Smith die Gitarre beiseite und wagt das Tanzen. Das Publikum hält es da schon lange nicht mehr auf den Sitzen. Nach dem letzten Akkord folgt frenetischer Jubel und Roberts Kussmünder. Wie lange The Cure noch touren werden, ist offen. Klar ist hingegen, dass die Band auch im vierzigsten Jahr ihres Bestehens ein Faszinosum bleibt. Und eine verdammt großartige Live-Band.

Setlist

Open / High / A Night Like This / Push / In Between Days / Pictures of You / This Twilight Garden / Charlotte Sometimes / The End of the World / Lovesong / Primary / Shake Dog Shake / The Hungry Ghost / Kyoto Song / The Walk / Just Like Heaven / Boys Don't Cry / Trust / From the Edge of the Deep Green Sea / End // It Can Never Be the Same / Want / Burn / A Forest / Lullaby / Fascination Street / Never Enough / Wrong Number / The Lovecats / Hot Hot Hot!!! / Friday I'm in Love / Close to Me / Why Can't I Be You?

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