Der legendäre Saxophonist Charles Lloyd trat z. B. 2014 bei Palatia Jazz auf

Der legendäre Saxophonist Charles Lloyd trat z. B. 2014 bei Palatia Jazz auf © Randy Stardust

In insgesamt 26. Ausgaben lockte das Palatia Jazz Festival seine Besucher/innen an verschiedene historische Spielorte in der Pfalz. Aus verschiedenen Gründen wird es aber 2023 keine Fortsetzung geben: Das Palatia Jazz pausiert für unbestimmte Zeit.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Palatia Jazz Festival mit seinen unvergesslichen Konzerterlebnissen in einzigartigen Kulissen und seinem kulinarischen Angebot einen internationalen Ruf gemacht. 

Jährlich kamen Besucher/innen aus ganz Deutschland und Europa in die Pfalz, um sich das Palatia Jazz Programm bestehend aus nationalen und internationalen Newcomer/innen und Weltstars nicht entgehen zu lassen. Für besonderen Flair sorgten dabei die Spielorte an historischen Kulissen der Pfalz. 

Bedauerlicherweise gibt es verschiedene Gründe dafür, wieso das Palatia Jazz Festival in seiner bekannten Konzeption in naher Zukunft nicht mehr wie gewohnt stattfinden kann.

Spielstätten brechen weg 

Ein ausschlaggebender Grund ist der Mangel an verfügbaren Veranstaltungsorten. Zahlreiche beliebte Spielstätten sind aktuell nicht verfügbar, teilweise sogar für immer. 

Die Klosterruine Limburg, die 2025 ihr 1000-jähriges Jubiläum feiert, wird mehrere Jahre saniert. Ob danach dort wieder Konzerte stattfinden können, ist völlig unklar. Ebenso wird die Villa Ludwigshöhe in Edenkoben bereits seit mehreren Jahren saniert. Sie soll zwar 2023 wieder eröffnen, ein genauer Zeitpunkt ist aber unklar. 

Die Gemeinden Dirmstein und Herxheim bei Landau haben beschlossen, künftig keine externen Veranstaltungen mehr an bisher von Palatia Jazz genutzten Spielorten zuzulassen. Noch fragwürdiger ist der Beschluss der Stadt Germersheim, zukünftig ein Militärmusikfestival (!) im Fort an Fronte Beckers umzusetzen – und auf Palatia Jazz zu verzichten.

Finanzielle Schwierigkeiten 

Die finanzielle Situation ist ein weiterer Auslöser für die Pausierung des Palatia Jazz Festivals. Die einzigen möglichen Kooperationen mit der Stadt Neustadt und eigenen Projektpartnern im Umfeld konnten finanziell nicht gesichert werden, weil Sponsoren und Fördermittel fehlten.

Ebenso sind die Festivalveranstalter nicht in der Lage, die Preiserhöhungen für Energie, Personal und Bühnentechnik zu stemmen, zumal der Kulturfonds Energie des Bundes seine Gelder nicht für Open-Air-Veranstaltungen zur Verfügung stellt.

Besucherschwund

Ein weiterer Grund für das Aus des Festivals ist die rückläufige Zahl der Besucher. Auf dem "Ersatzfestival" im Garten des Weingutes Lind im Sommer 2022 machte sich der Besucherschwund durch die Corona Pandemie bemerkbar. Die Veranstalter sind nicht optimistisch, dass sich daran bald etwas ändert.

Notwendige kreative Pause 

Diese Gründe sind ausschlaggebend dafür, dass 2023 kein gesunder Neustart für das Palatia Jazz Festival möglich ist. Vorerst nehmen sich die Veranstaltenden um die künstlerische Leiterin Suzette Yvonne Moissl Zeit, das Festivalkonzept zu überdenken und neue Ideen zu sammeln. 

Im Vordergrund steht die Akquisition neuer Partnerschaften, insbesondere von Spielort-Partnerschaften. Ziel ist es wieder hochkarätige internationale Jazzstars zu verpflichten, was angesichts der finanziellen Situation des Festivals in den letzten Jahren nicht möglich war – sofern das Festival wegen Corona überhaupt stattfinden konnte.

Hoffnung auf Rückkehr

Das vorläufige Ende des Palatia Jazz Festivals ist aus vielen Gründen bedauerlich. Besonders schmerzhaft ist aber die Tatsache, dass das Festival immer hochkarätige Acts mit jungen Künstlern kombinierte und dadurch gerade aufstrebenden Talenten eine Spielmöglichkeit gab. Diese wird in Zukunft fehlen. 

Die betroffenen Kommunen bzw. das Land Rheinland-Pfalz müssen sich fragen, ob ihre Strategie im Umgang mit dem Festival wirklich zielführend ist oder ob sie nicht die Initiative ergreifen müssten, ein seit Jahrzehnten bestehendes Kulturevent zu retten. Es ist ja nicht so, dass in Orten wie Dirmstein, Herxheim, Germersheim und vielen anderen Orten in der Pfalz musikalisch ansonsten etwas Nennenswertes passiert.  

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