Tori Amos (live in Frankfurt 2023) Fotostrecke starten

Tori Amos (live in Frankfurt 2023) © Torsten Reitz

Ein dichter, rockiger Sound, lange Instrumentalpassagen und der Eindruck von Gleichförmigkeit: Tori Amos Konzert in der Alten Oper in Frankfurt bietet eigenwillige und nicht immer überzeugende Arrangements ihrer bekannten und weniger bekannten Songs.

Die Aussichten für einen begeisternden Konzertabend sind eigentlich sehr günstig. Schon die norwegische Sängerin (Hilde) Skaar erhält für ihren sehr elegischen, aber auch etwas langweiligen Elfen-Folk überraschend viel Applaus. 

Als Tori Amos dann in einem gewohnt farbenfrohen Outfit die Bühne betritt, springen die Zuschauer auf und spenden Standing Ovations. Bis zur Zugabe wird sich das nicht wiederholen.

Nicht schlecht, aber sperrig

Das hat Gründe. Tori Amos spielt keineswegs ein schlechtes, aber ein anspruchsvolles, bisweilen sperriges Konzert wie das Hamburger Abendblatt zurecht schreibt. 

Es spricht nun gar nichts dagegen, das Publikum etwas zu fordern und die "Give The People What They Want"-Herangehensweise abzulegen. Das Risiko besteht darin, dass man als Künstlerin die eigenen Stärken herabsetzt und dafür Aspekte betont, die nicht unbedingt zu den Stärken zählen.  

Dichter Rocksound

Das betrifft beispielsweise die minutenlangen Intros oder Instrumentalparts, die in dieser Länge einfach unnötig sind. Teilweise erinnern diese Instrumentalpassagen an das Konzert eines mäßig originellen Jazz-Rock/Fusion-Trios. 

Zu diesem Eindruck trägt bei, dass Tori Amos nur gemeinsam mit Bassist Jon Evans und Schlagzeuger Ash Soan auftritt. Wer aber auf einen reduzierten, offenen Klang gehofft hat, wird enttäuscht, denn das Trio besitzt einen sehr dichten, rockigen Sound, der dafür sorgt, dass vieles an diesem Abend ein wenig gleichförmig klingt.

Stimme unter Wasser

Der Bandsound verhindert zudem, dass Tori Amos Stimme sich auf eine Weise entfalten kann, wie man es von den Studioaufnahmen gewohnt ist. Damit beraubt sie sich einer weiterer ihrer Stärken. Die Reaktion des Publikums zeigt das sehr deutlich.

Nur sehr selten gibt es Applaus zu Beginn der Stücke, wie man das bei einer Künstlerin mit einer so fanatischen Anhängerschaft erwarten würde: Es gibt nicht genug Zuschauer, die in der Lage sind, die auf diese Weise arrangierten Stücke zu erkennen. 

Aus dem gleichen Grund besitzt das Konzert keineswegs den Charakter einer Werkschau, wie man es aufgrund der Setlist erwarten könnte. 

Qualität setzt sich durch

Wenn Lieder eine abwechslungsreiche Struktur besitzen wie "Wednesday" ragen sie aus übrigen den an diesen Abend gespielten Songs heraus. Das gilt auch für "Take to the Sky", das Tori Amos schön mit "I Feel The Earth Move" von Carole King kombiniert. Auch das Solostück "Sister Janet" zählt zu den Highlights.

Für die größte Begeisterung an diesem Abend sorgen "Cornflake Girl" und "Hey Jupiter", deren Klasse alles überstrahlt. Schon zu Beginn der Zugabe sind die Zuschauer aufgestanden und zur Bühne gestürmt – und haben jetzt Gelegenheit Tori Amos ausgelassen zu feiern.

Ob sie das Konzert bejubeln oder die Künstlerin an sich, ist eine andere Frage.

Setlist

A Sorta Fairytale / Ocean to Ocean / Wednesday / Honey / Girl / Pandora's Aquarium / Sister Janet / Upside Down / Amber Waves / Give / Devil's Bane / Take to the Sky/I Feel the Earth Move // Cornflake Girl / Hey Jupiter

Alles zum Thema:

tori amos