Simply Red (Live in Mannheim 2022) © Rudi Brand
Es kommt nicht häufig vor, dass ein Support Act eine Halle wie die SAP Arena so für sich einnehmen kann wie es der Luke Andrews Band am Montag in Mannheim gelungen ist.
Mit ihrem entspannten und musikalisch hochwertigen Country-Pop sorgen sie 45 Minuten lang für beste Unterhaltung und bekommen zu Recht viel Aufmerksamkeit und Applaus vom Publikum.
Glück gehabt
Als Simply Red schließlich die Bühne betreten, ahnt noch niemand im Saal, wie viel Glück sie hatten, dass die Show überhaupt stattfinden kann. Denn wie Mick Hucknall später berichtet, dachte er noch am Nachmittag beim Einsingen, dass er mit seiner angeschlagenen Stimme am Abend nicht wird auftreten können.
Was auch immer er getan hat, damit es funktioniert, es war das richtige Rezept. Denn beim Konzert merkt man von Stimmproblemen absolut nichts. Vielleicht ist es auch gut, dass der Anfang ungewöhnlich ruhig ist, um sich so richtig warm zu singen.
Schmuse-Soul
Das extrem entspannte "You've Got It" zum Auftakt ist eine ganz weiche Schmuse-Ballade mit viel Retro-Soul. Musikalische Akzente setzen der Saxofonist und Trompeter Kevin Robinson. Gleich zu Beginn stellt Mick Hucknall auch klar, dass die Band die Pandemie gut überstanden hat: "We survived. We are alive. We are 7:0 against Covid."
Das Konzert fühlt sich zunächst an wie ein Erholungsurlaub. Die Bilder von Sonne und Strand im Hintergrund, dazu die musikalische Untermalung von Bläsern und dem Piano, es ist alles sehr tiefenentspannt. Mit "You Make Me Feel Brand New" dreht Mick Hucknall stimmlich das erste Mal richtig auf und das von Gitarrist Kenji Suzuki angeheizte "For Your Babies" verfehlt seine Wirkung nicht.
Die Stimmung steigt, das vom Publikum laut mitgesungene "Holding Back The Years" lässt erahnen, dass sich der Rhythmus des Konzerts jetzt deutlich ändern wird. Die Stimme von Mick Hucknall durchschneidet die Luft im Saal. Er zieht sein Jacket aus. Was dann passiert, ist ein musikalisches Erdbeben.
Feuer frei
Mick gibt das Signal, der Sitzplatzzwang ist aufgehoben. Die Fans stehen auf den Rängen, im Innenraum rennen sie vor zum Bühnenrand. Der groovende Funk-Soul von "Thrill Me" ist eine wahre Explosion. Auch "A New Flame" lässt die Luft brennen, das Publikum tanzt und lässt sich vom heulenden Gitarren-Solo von Kenji Suzuki zu "Your Mirror" aufpeitschen.
Bei "It's Only Love Doing It's Thing" gibt Mick den coolen Tänzer, angefeuert durch den Disco-Soul mit Trompeten-Solo. Der Up-Tempo Groove von "Ain't That A Lot Of Love" entfesselt das Publikum endgültig. Es gibt gefühlt Standing Ovations für jeden Song und reißt selbst den härtesten Sitzplatzdrücker hoch.
Aus vollem Hals
Die Stimmung tobt im Saal, das Publikum singt die Lyrics von "Stars" aus vollem Hals mit und auch "Sunrise" sorgt für wippende Körper und tosenden Applaus. Die Energie in der Arena ist kaum zu toppen, als sie mit "Something Got Me Started" beginnen. Zu "Fairground" lässt Mick Hucknall die Hüften kreisen und schließlich verlassen Simply Red unter tosendem Applaus des Publikums die Bühne.
Als Zugabe lassen sie das Publikum zuerst den Refrain des neuen Songs "Better With You" mitsingen, der eine gute Ohrwurmmelodie hat. Ein letztes Mal lassen sie dann mit "Money's Too Tight" den glitzernden Disco-Funk aufleben, bevor sie das Konzert mit der Kuschel-Ballade "If You Don't Know Me By Now" zu einem tobenden Finale bringen.
Ein gefeiertes Feuerwerk aus Soul und Funk, bei dem Mick Hucknall als Sänger und Entertainer brilliert und auch diese spielstarke Band wieder einmal ihre große Klasse zeigt.
Setlist
You've Got It / So Not Over You / Say You Love Me / You Make Me Feel Brand New / For Your Babies / Holding Back The Years / Thrill Me / A New Flame / Your Mirror / It's Only Love Doing Its Thing / Come To My Aid / Ain't That A Lot Of Love / Stars / Sunrise / Something Got Me Started / Fairground / / Better With You / Money's Too Tight / If You Don't Know Me By Now
