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Alicia Keys (Live in Mannheim 2022) © Rudi Brand

Alicia Keys zeigt nach einem nicht ganz geglückten Start in der SAP Arena in Mannheim eine Weltklasseshow. Mit purem Soul und einer nicht zu überbietenden Spielfreude stellt sie unter Beweis, warum sie die zu den besten Musikerinnen der Welt zählt.

Die Erwartung und die Spannung in der Halle sind spürbar. Seit 2013 war Alicia Keys nicht mehr in Deutschland auf Tour. Als die Musik beginnt und Alicia Keys in der sich öffnenden Rückwand erscheint, ist der Jubel in der Halle entsprechend hoch.

Perfekt, aber zu distanziert

Mit den ersten Songs "Nat King Cole" oder dem bekannten Hit "You Don't Know My Name" zeigt sie eine perfekte, aber gleichzeitig auch distanzierte Show. Heraus sticht lediglich die gefühlvolle Ballade "So Done", die deutlich weniger gehetzt wirkt. Dazu trägt auch bei, dass die Musik zu Beginn permanent von einem Song in den nächsten Song übergeht.

Da anfangs auch keinerlei Kommunikation stattfindet, fehlt es dem Konzert zunächst an Emotionen. Das Publikum hört zu und geht die Songs mit, aber richtige emotionale Entladungen finden im ersten Drittel der Show kaum statt. Erst als ihr 11-jähriger Sohn Egypt Dean die Bühne betritt und seine musikalischen Fähigkeiten am Piano mit Melodien wie Game Of Thornes zeigt, wird das Publikum endlich lebendig.

Original oder Unlocked?

Während ihr Sohn auf der Hauptbühne spielt, wechselt Alicia Keys zur hinteren Second Stage. Jetzt endlich zeigt sich Alicia Keys als die Weltklassekünstlerin, die sie sein kann. Sie singt viel freier, ohne den Druck der durchchoreographierten Show. Sie spricht mit ihren Fans und lässt ihre Soulstimme viel purer und reiner erklingen. Mit einer Mischung aus Piano und DJ-Sound zelebriert sie nun Songs wie "The Gospel". Dazu performt sie von mehreren Songs zwei Versionen.

Bei "Skydive" oder "Is It Insane" spielt sie die Songs jeweils an und lässt das Publikum abstimmen, ob sie den Song in der Originalversion oder als Unlocked-Version besser finden. Der soulige Groove ihrer Stimme zieht sich schließlich über "My Boo" am Ende bis zu "Empire State Of Mind (Part II)", der Hymne für ihre Heimatstadt New York. Das Publikum ist jetzt voll da, feiert diese tiefemotionalen Songs ab.

Disco-Soul und Megahits

Zurück auf der Hauptbühne zieht Alicia Keys indessen sämtliche Register ihrer einzigartigen Fähigkeiten. Mit durchdringender Soulstimme und einem Feuerwerk der Spielfreude am Piano performt sie "Try Sleeping With A Broken Heart". Die Halle tobt schon bei den ersten Tönen von "Girl On Fire" und mit "Superwoman" steigert sich die Gänsehaut mit diesem kraftvollen Soul nochmal. 

Bei "Fallin'" füllt sie den Raum spielend leicht mit ihrer emotionsgeladenen Soulstimme. Die Zuschauer sind gefangen im Moment, so aufgeladen ist die Stimmung im Saal. Voller Enthusiasmus singen sie den Text mit und lassen sich treiben. Dann mutiert der Saal zur Soul-Disco der 1970er Jahre. Mit "In Common" und "Gipsy Woman" entsteht eine wunderbare Disco-Atmosphäre.

Finale

Das Konzert steuert auf seinen Höhepunkt zu. Zuvor lässt sich Alicia Keys bei der Akustik-Version von "Underdog" noch von ihrem Gitarristen und einer Backgroundsängerin begleiten. Es entsteht ein Rhythmusfeuerwerk höchster Qualität. Als schließlich die Musik von "No One" erklingt, ist die Party am absoluten Höhepunkt angelangt. Alicia Keys heizt das Publikum auf Maximum hoch, um dann umjubelt hinter der Videowand zu verschwinden. 

Der tosende Applaus wird untermalt von der Band, die als Zugabe zunächst ihre Spielfähigkeiten demonstriert. Mit einem intensiven Blues-Sound leiten sie "Like You'll Never See Me Again" ein. Alicia ist zurück und setzt schließlich am Ende zu ihrer tiefemotioanlen Ballade "If I Ain't Got You" an. Diesem emotionalen Ritt setzt sie schließlich die Krone auf, als sie ihre Söhne Egypt und den 7-jährigen Genesis Ali mit auf die Bühne holt. Gemeinsam zelebrieren sie einen starken Abgang.

Zwei Teile unterschiedlicher Qualität

Trotz aller Euphorie am Ende des Konzerts bleibt eine Frage: Warum zwingt sich Alicia Keys freiwillig in so ein enggestricktes Konzept einer derart durchchoreographierten Show im ersten Drittel. Perfektion hin oder her, Alicia Keys ist eine Vollblutmusikerin, die einfach singen und spielen sollte.

Wenn sie ihre Soulstimme einfach nur pur und rein erklingen lässt, dann ist das der höchste Genuss. Ihre Stimme sollte immer das Zentrum der Show bilden. Der nervige Wummersound im Hintergrund ist völlig überflüssig und stört nur den Zugang zur emotionalen Brüchigkeit ihrer Stimme.

Setlist:

Nat King Cole / Truth Without Love / You Don't Know My Name / Wasted Energy / Time Machine / Karma / Un-Thinkable (I'm Ready) / So Done / 3 Hour Drive / Show Me Love / Diary / Piano Interlude with Game Of Thrones

The Gospel / Plentiful / Nobody / Skydive / Is It Insane / Only You / Authors of Forever / Unbreakable / My Boo / City Of Gods (Part II) / Empire State Of Mind (Part II) Broken Down /

Try Sleeping With A Broken Heart / Girl On Fire / Superwoman / Dead End Road / Fallin' / In Common / Gypsy Woman (She's Homeless) / Underdog / No One // Like You'll Never See Me Again / If I Ain't Got You

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