Nick Mason's Saucerful Of Secrets (live in Frankfurt 2022) © Torsten Reitz
Es war eine der großen Überraschungen des Jahres 2018, als Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason eine Tour ankündigte und sich mit einer großartigen Band durch das Prä-Dark Side-Oeuvre von Pink Floyd spielte.
Endlich auf "Echoes"-Tour
Für 2020 waren bereits Termine für die "Echoes"-Tour angekündigt, doch die Pandemie sorgte dafür, dass es bis 2022 dauerte, bis diese Dates auch gespielt werden konnten. "Echoes", das opus magnum des Abums "Meddle" aus dem Jahr 1971, war 2018/19 noch nicht in den Setlists von Nick Mason's Saucerful of Secrets zu finden.
Insofern war die Vorfreude bei den Floyd-Fans groß, dass die Tour 2022 endlich stattfinden kann. Nick Mason's Saucerful of Secrets ist eben nicht ein weiterer Floyd-Tribute-Act, sondern bietet ein herausragendes Erlebnis mit dem Originaldrummer und dem Bassisten, der 1987 Roger Waters ersetzte.
Floyd und die Pistols
Jener Guy Pratt, der seitdem bei Floyd, Gilmour und jetzt auch Mason spielt, entstammt wie auch Gitarrist Gary Kemp einer Generation, die erst von Floyd, aber auch von den Sex Pistols beeinflusst wurde.
Pratt und Kemp teilen sich die Leadvocals und geben in ihren Vortrag auch immer wieder die Schärfe eines Johnny Rotten ein – ein scheinbarer Widerspruch, der aber bei vielen Songs hervorragend passt.
In altehrwürdigen Hallen
In der Jahrhunderthalle in Frankfurt sind Pink Floyd nie aufgetreten, obwohl sie natürlich schon damals eine Option gewesen wäre. An diesem Abend wirkt sie fast eine Nummer zu groß, nur etwa die Hälfte der Bühne wird von den Aufbauten der Band in Anspruch genommen.
Der bestuhlte Saal ist jedoch gut gefüllt, nur auf dem Balkon oben bleiben noch einige Plätze frei. Um Punkt 20 Uhr geht es ohne Support-Act los, davor liefen bereits 15 Minuten Soundcollagen mit Sprachfetzen, wie man sie aus dem Floyd-Kontext gewohnt ist.
Das älteste Publikum Deutschlands
Es geht los mit dem Bassgewitter von "One of These Days". Guy Pratt hüpft wild auf der Bühne herum und schaut zwischendurch schelmisch auf die Uhr. Das Lied ist ein perfekter Opener, auf die eine liebevoll-ironischen Aussage von Mason folgt. Er fragt, ob jemand im Publikum vielleicht schon 1971 beim Konzert in Frankfurt dabei war: "Oh, all of you? Then you must be the oldest audience in Germany!"
Der erste neu auf dieser Tour ins Programm genommenen Song an diesem Abend ist "Candy And A Current Bun", wundervoll dargeboten und gefolgt von dem genialen "Vegetable Man". Nick Mason hebt dann noch einmal die Bedeutung hervor, die Syd Barrett für Floyd hatte und verweist darauf, dass einige dieser Songs weder von Floyd, noch Waters, Gilmour und auch nicht von der Australian Pink Floyd Show gespielt wurden.
Unterschiede zur Tour 2018
Vom Publikum wird die Passage, die "Atom Heart Mother" huldigt und den Titelsong Sandwich-artig in "If" packt in der ersten Hälfte am stärksten gefeiert . Hier lösen sich Nick Mason's Saucerful Of Secrets komplett von der Vorlage und machen sich den Song vollends zu eigen.
Leider ist die nicht vollends gefüllte Jahrhunderthalle soundmäßig schwer in den Griff zu bekommen. 2018 in der Stuttgarter Liederhalle klang die Band sehr viel direkter und kraftvoller. An diesem Abend in Frankfurt ist vor allem der Sound des Schlagzeugs an vielen Stellen nicht optimal, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut.
Im Vergleich zu der 2018er-Tour ist der oft unterschätzte Soundtrack "Obscured By Clouds" aus dem Jahr 1972 deutlich prominenter in der Setlist vertreten. Das neu ins Programm genommene "Burning Bridges" und das bereits 2019 gespielte "Childhoods End" sind absolute Höhepunkte, so dass man sich wünscht, sie würden dieses Album nochmal komplett aufführen.
Weiterentwicklung
Der Höhepunkt der Show ist ganz klar "Echoes", das in voller epischen Breite aufgeführt wird. Es beweist erneut, wie sehr Masons Truppe sich in dieses spezielle Material eingearbeitet hat, so dass sie es souverän darbieten kann.
Diese "Echoes"-Tour ist definitiv eine Weiterentwicklung dessen, was sie 2018/19 geboten haben – es bleibt abzuwarten, ob sie in den kommenden Jahren noch ein weiteres Kapitel ihrer Bandgeschichte hinzufügen können. Das Potential dazu ist definitiv vorhanden!
Setlist
Set 1: One of These Days / Arnold Layne / Fearless / Obscured By Clouds / When You're In / Candy And A Currant Bun / Vegetable Man / If / Atom Heart Mother / If (Reprise) / Remember A Day / Set The Controls For The Heart Of The Sun
Set 2: Astronomy Domine / The Nile Song / Burning Bridges / Childhood's End / Lucifer Sam / Echoes
Encore: See Emily Play / A Saucerful Of Secrets / Bike
