Das Finkenbach Festival

Das Finkenbach Festival © Finkenbach

Das legendäre Finki Festival im Odenwald findet mit zeitweisen Unterbrechungen nun schon seit 1976 statt. Dieses Jahr besonders: das 50-jährige Bühnenjubiläum der Krautrock-Koryphäen Guru Guru. Aber auch das übrige Programm lässt sich sehen.

1976 fällt der Startschuss für das wohl idyllischste Krautrock-Festival der Nation. Und das mitten im wunderschönen Nirgendwo des tiefen Odenwaldes. Irgendwo, wo einem die Ortsnamen langsam fragwürdig erscheinen. Irgendwo zwischen Gammelsbach und Falken-Gesäss.

Der Odenwald hat gerufen

Ja, gerade Finkenbach scheint es Guru Guru damals angetan zu haben – und das wundert niemanden, der bereits einmal zum Finki Festival gepilgert ist.

Dort, wo der Bach durchs Tal plätschert, die Nebelschwaden sanft den Horizont beschleiern, die Sonne langsam hinter den Bergen hervorbricht und die Finken singen, entschieden sich Guru Guru 1976, ein Haus zu mieten und sich auch gleich mal mit einem kleinen Gig bei den neuen Nachbarn vorzustellen. Das war noch im Rahmen des Feuerwehrfestes – schon im Jahr darauf arbeiteten Band und Gemeinde Hand in Hand am ersten offiziellen Finki-Festival. 

The Finki Spirit

Diese Zusammenarbeit besteht noch bis heute. Allein die unzähligen Kuchen, die die Landfrauen zur Stärkung backen, möchte man nicht missen, wenn man gerade seinen dritten Ausdruckstanz des Tages hingelegt hat, weil einen die kosmischen Melodien und treibenden Rhtythmen des Krautrocks völlig eingenommen haben.

Aber das ist natürlich lange nicht alles: auch der Fußballverein und die Freiwillige Feuerwehr setzen nach wie vor alle Hebel in Bewegung, um ihren beschaulichen Ort einmal im Jahr zu einem Mekka für Freigeister aller Generationen und jeder Couleur zu machen.

Eine große Familie

Das macht die besondere Atmosphäre des Finki Festivals aus: es wirkt nicht nur familiär, es ist familiär. Und das gilt nicht nur für die Organisation, sondern auch für die Stimmung unter den etwa 2000 kunterbunten Festivalbesuchern. Es wird gemeinsam gejammt, an improvisierten Feuerstellen gekocht, es wird viel erzählt und viel geteilt.

Nicht umsonst bezeichnen sich die treuesten Besucher des Festivals mittlerweile als "Finkianer". Und tatsächlich fühlt sich die Ankunft auf dem Festival immer ein bisschen so an, als würde man eigentlich nach Hause kommen.

Ein halbes Jahrhundert auf der Bühne

Für Guru Guru ist das Finki 2018 eine ganz besondere Sache: die Band steht dann – allerdings in oft wechselnder Besetzung – schon 50 Jahre auf der Bühne. Moment mal, 50 Jahre? Ja, tatsächlich, auch wenn man bei ihren Auftritten das Gefühl hat, dass die Bandmitglieder selbst noch nicht einmal ihren 50. Geburtstag hinter sich haben. Krautrock scheint eben jung zu halten. 

Sänger, Schlagzeuger und Band-Protagonist Mani Neumeier singt, tanzt und interagiert mit dem Publikum wie ein junger Hüpfer und zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen. Und auch keinerlei Allüren: manchmal steht er auch einfach mit im Publikum, schaut sich die anderen Bands an, ist offen für Gespräche. Am liebsten möchte man, dass es noch 50 Jahre so weiter geht.

Viele Urgesteine versammelt

Allein für die Musik und die wunderbare urkomische Bühnenperformance von Guru Guru lohnt sich das Finki Festival allemal. Beim Anblick des diesjährigen Line-ups für die beiden Tage des 10. und 11. Augusts dürften aber die Herzen aller Krautköpfe einen Satz machen und danach wie verliebt schlagen.

Am Freitagabend werden Epitaph das Festival um 19:00 Uhr eröffnen, gefolgt von Faust und Amon Düül II. Faust und Amon Düül II sind bekanntermaßen legendäre Krautrock-Bands, deren Status in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten fast beständig gewachsen ist. Die einzige "jüngere", aber nicht minder sphärische Band des Line-Ups, Marblewood aus der Schweiz, schließen den ersten Tag des Festivals dann ab.

Schon etwas früher geht es am Samstag um 15:00 Uhr mit Embryo los. Mit musikalischen Pralinen reißt es auch danach einfach nicht ab: Birth Control, Kraan, Guru Guru, Jane und Vibravoid werden in dieser Reihenfolge allesamt am selben Abend auftreten. Und als wäre das nicht schon unfassbar genug, kommt dazu, dass die Tickets für das Finki Festival nicht einmal viel mehr kosten als eine Krautrock Compilation auf Platte. 

Rundherum also mehr als gute Vorraussetzungen dafür, einen Trip zurück in die 1960er und 1970er zu unternehmen und ein Wochenende lang in einer großen Kommune zu verbringen. Und vielleicht etwas vom einzigartigen Finki Spirit mit nach Hause zu nehmen.

Update: Anstelle von Faust wird die deutsche Weltmusik-Band Dissidenten spielen. Warum Faust nicht auftreten, ist nicht bekannt.

Das komplette Line-Up

Freitag, 10. August: Epitaph / Faust Dissidenten / Amon Düül II / Marblewood

Samstag, 11. August: Embryo / Birth Control / Kraan / Guru Guru / Jane / Vibravoid

Finkenbach Festival 2018

Alles zum Thema:

finkenbach festival