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Impressionen vom Freitag bei Rock am Ring, 2017 © Peter H. Bauer

"Wir sind die Prügelknaben" – so äußerte sich Veranstalter Marek Lieberberg auf der Pressekonferenz, kurz nachdem die diesjährige Ausgabe seines legendären Festivals auf Anweisung der Behörden unterbrochen wurde. Ob und wie es mit Rock am Ring 2017 weitergeht, steht noch in den Sternen. Update: Das Festival geht am Samstag weiter.

Nachdem bereits das Festival im vergangenen Jahr wegen widriger Witterungsbedingungen und starken Gewittern vorzeitig beendet worden war, steht Rock am Ring auch 2017 – trotz seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte am Nürburgring – erneut unter keinem guten Stern.

Um Punkt 21 Uhr betrat Veranstalter Marek Lieberberg in Begleitung von Polizeibeamten mitten während des Auftritts der Broilers die Center Stage und gab bekannt, dass das Großevent aufgrund einer terroristischen Gefährdung auf Anweisung der Behörden vorübergehend unterbrochen sei und der Auftritt des heutigen Headliners Rammstein damit ausfallen müsse. Wie lange diese ungeplante Auszeit dauern wird, ist derzeit noch völlig unklar.

Lob fürs Publikum – Tadel für die Polizei

Auf der anschließenden Pressekonferenz lobte ein sichtlich aufgebrachter Lieberberg die Zuschauer für ihr großes Verständnis und den reibungslosen Ablauf bei der Räumung des Festivalgeländes: "Unser Publikum ist kein gewalttätiges Publikum. Wir haben das Glück, dass die Rockfans alle eines eint, und das ist die Musik. Wir haben keine Hooligans, die einander feindlich gesinnt sind. Das ist einfach eine wunderbare Eigenschaft, die diese Menschen, dieses Publikum, das diese Musik liebt, an den Tag legt."

Gleichzeitig kritisierte der bekannte Konzertveranstalter, dass seiner Meinung nach bei verschiedenen Arten von Events mit zweierlei Maß gemessen werde. "Die Polizei hat 1200 Beamte hier vor Ort. Ich denke, wenn das nicht ausreicht, um Sicherheit zu erklären, dann frage ich mich, warum ein Fußballspiel von Borussia Dortmund am Folgetag bei klaren Verdachtsmomenten hat stattfinden können. Dann frage ich mich, wieso ein Länderspiel stattfinden kann und die Polizei da gewillt ist, so etwas mitzutragen. Warum sind wir die Prügelknaben für diese Situation?"

Zweierlei Maß bei Veranstaltungen?

Dabei sah Lieberberg sich in der Opferrolle und ließ kein gutes Haar an den Behörden. Er äußerte sich dahingehend, dass er am Willen der Polizei zweifle, die diesjährige Veranstaltung wirklich fortführen zu wollen. Zudem bemängelte er den Zeitpunkt der Absage, die kurz vor dem Aufritt des Tagesheadliners Rammstein stattfand. Sein Sohn André, einer der Rock am Ring-Mitorganisatoren, befinde sich in Verhandlungen mit der Band, ob aufgrund der Notlage nicht ein möglicher Auftritt am morgigen Samstagabend möglich sei – was sich allerdings wegen des komplizierten Bühnenaufbaus der Gruppe nicht ganz unproblematisch gestalte.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz, der die Entscheidung, das traditionelle Musikfestival zu unterbrechen, als oberster Verantwortlicher letztendlich zu vertreten hat, war zum Zeitpunkt der Pressekonferenz bereits abgereist. "Es gibt ein paar Punkte, auf die sich konzentriert wird", ließ der Politiker der dpa gegenüber verlautbaren. "Morgen werden wir entscheiden, wie es weitergeht." Zwei Polizeibeamte, die als Vertreter der Behörden auf der Pressekonferenz auftauchten, wollten keine Aussage treffen und ignorierten sämtliche Fragen der anwesenden Journalisten mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen.

Unzulängliche Kommunikation der Behörden

"Es gab meines Wissens nach keine Terrorwarnung", merkte Lieberberg an. Laut dem Polizeipräsidium Koblenz seien "konkrete Hinweise, aufgrund derer eine mögliche terroristische Gefährdung nicht auszuschließen ist", der Hintergrund für die heutige Unterbrechung. Bei den potentiellen Verdächtigen handelt es sich wohl um zwei Personen mit salafistischem Hintergrund, die im Vorfeld der Veranstaltung einem Subunternehmer beim Aufbau von Zäunen und Absperrungen behilflich gewesen sei. Auch wenn allem Anschein nach keine konkrete Gefährdung bestanden hat, wurde das Gelände aus Sicherheitsgründen und zur Vermeidung von Risiken geräumt, weil die Befürchtung bestand, die beiden Verdächtigen könnten dort einen Sprengsatz oder anderweitiges Gefahrengut hinterlegt haben.

Nachdem sich die Behörden bereits bei der Kommunikation des Abbruchs des letztjährigen Rock am Ring, seinerzeit noch auf dem Flugplatz Mendig, nicht mit Ruhm bekleckert hatten, gaben sie bei der heutigen Unterbrechung erneut keine allzu gute Figur ab. So ignorierten die auf der Pressekonferenz im Media Center am Nürburgring anwesenden Beamten beispielsweise gleich mehrfach die Nachfrage, wie es denn um die Sicherheit auf den zahlreichen Campingplätzen rund um das Festivalgelände bestellt sei – ein Umstand, den auch ein spürbar empörter Lieberberg nach einem gelungenen Veranstaltungsbeginn missbilligte.

Update: Inzwischen gaben die Veranstalter bekannt, dass das rheinland-pfälzische Innenministerium um 11 Uhr mitteilen wird, wie es am Ring weitergeht. Die Hoffnung, dass das Festival nur unterbrochen ist, aber nicht abgebrochen wird, besteht nach wie vor. Oder in den Worten der Veranstalter: "Wir alle hoffen, dass wir morgen gemeinsam weiterfeiern können!"

Update Nr. 2: Am Samstagmorgen gaben die Veranstalter bekannt, dass das Festival fortgesetzt wird.

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