Béi Chéz Heinz

Béi Chéz Heinz © Jan Fischer

Kleine Clubs sterben in ganz Deutschland. Zumindest aber das Béi Chéz Heinz in der "Unesco City of Music" Hannover scheint erst einmal gerettet. Ein kleines Politikum ist diese Rettung dennoch.

Wenn Treppenstufen sprechen könnten, würden diese gar nicht mehr damit aufhören. Seit mehr als 20 Jahren stolpern, torklen, rennen und schleichen Menschen in verschiedensten Glücks- und Unglückszuständen über die Treppen unter dem Kronleuchter in den ehemaligen Fahrradkeller unter dem Hannoveraner Fössebad. Wenn Treppenstufen sprechen könnten, könnten die, die runter ins Béi Chéz Heinz führen die Geschichte von Musik- und Subkultur seit Mitte der 90er Jahre erzählen.

Aber wie alle diese kleinen Clubs ist das Béi Chéz Heinz im Hannoveraner Stadtteil Linden mehr als ein Behältnis für Subkultur und Musik. Es ist ein Erinnerungsort, ein Sehnsuchtsort, ein Nostalgieort, ein Spielplatz, auf dem immer wieder mit großen Ernst gespielt wird.

Ausflug in die Lokalpoliti

"Das Chéz Heinz gehört zu Linden", sagt Katrin Langensiepen von der Ratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen in Hannnover. Um zu verstehen, warum das so gesagt werden muss, braucht es einen kurzen Ausflug in die Lokalpolitik.

Die längst fällige Renovierung des Fössebades, in dessen Keller das Béi Chéz Heinz liegt, ist in der Stadt schon so etwas wie ein Running Gag: Seit Jahren wird darüber geredet, das Projekt wandert immer wieder durch die unterschiedlichsten Instanzen der Stadtverwaltung. Tatsächlich passiert ist nichts.

"Es hat einen Aufschrei gegeben"

Bis im Mai 2016 eine Machbarkeitsstudie für die Renovierung vorgestellt wurde, bei der das Béi Chéz Heinz, dessen Pachtvertrag mit dem Trägerverein des Bades 2017 ausläuft, schlicht keine Erwähnung fand. Daraufhin formierte sich unter dem Label "Heinz muss bleiben!" Protest, der mit vom Geschäftsführer des Clubs, Jürgen Grambeck, organisiert wurde.

"Es hat einen Aufschrei gegeben", formuliert das Katrin Langensiepen, "es ist schön zu sehen, dass der etwas gebracht hat". Nicht nur ein großer Teil der Lindener, auch der Bezirksrat Linden-Limmer stellte sich jedenfalls daraufhin parteiübergreifend hinter das Chéz Heinz.

Auftrittsmöglichkeiten sichern

Der Kulturdezernent der Stadt Hannover, Harald Härke, bewertet die Aktion "Heinz muss bleiben" zwar kritisch – stellt sich aber auch explizit hinter das Chéz Héinz. "Es gibt in Stadt nicht so viele Bühnen für Bands in der Größe", sagt er, "wir sind nicht Hamburg oder Berlin."

Gerade auch im Hinblick darauf, dass beispielsweise das Minchen seine Pforten hätte schließen müssen und Hannover den Titel "Unesco City of Music" trägt, sei es wichtig dafür zu sorgen, dass kleinere Bands Auftrittsmöglichkeiten hätten.

Ungewisse Zukunft

Zur Zeit gibt es für das Fösseband drei verschiedene Sanierungskonzepte – teils sehen sie eine Renovierung vor, teils einen kompletten Neubau. Je nachdem wofür der Stadtrat sich entscheidet, entscheidet sich auch, ob das Béi Chéz Heinz am alten Ort bleiben kann oder umziehen muss, die Entscheidung fällt aber vermutlich nicht vor Februar 2017.

Grambeck sowie die Ortsgruppe des BÜNDNIS 90 / Die Grünen im Bezirksrat haben sich dafür ausgesprochen, den Club in den jetzigen Räumen zu erhalten. Die Bezirksratsfraktion der CDU möchte dies gerne prüfen –  auch der Umzug oder die Integeration in einen Bad-Neubau sei eine Möglichkeit. Das Béi Chéz Heinz sei, sagt Kerstin Seitz, stellvertretende Vorsitzende der CDU Ratsfraktion Hannover, "eine erhaltenswerte Einrichtung  für die verschiedensten Konzerte und Veranstaltungen."

Zuversichtlich für die Zukunft

Im Fall eines Umzugs, sagt Härke, "werden wir uns gemeinsam mit den Betreibern bemühen, einen neuen Ort für das Chéz Heinz zu finden, vorzugsweise in Linden." Er sei aber "zuversichtlich", dass der Club auf die eine oder andere Art bestehen bleiben werde.

Nur die Treppenstufen kämen im Fall eines Umzugs wohl nicht mit – aber  das ist vielleicht gar nicht so schlimm angesichts der Vorstellung, dass das Béi Chéz Heinz komplett verschwinden könnte.

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