Tower of Music

Tower of Music © regioactive.de

Die Popmetropole Mannheim eröffnet noch in diesem Jahr einen Liveclub im Wasserturm. Damit reagiert die Stadt auf das ungebrochene Bedürfnis der Mannheimer Musikszene nach geeigneten Auftrittsmöglichkeiten für Bands. Damit haben wir euch gestern in den April geschickt.

Soweit wir wissen, ist die Eröffnung eines Clubs im Wasserturm nicht geplant. Aber vielleicht denkt die Stadt Mannheim nach unserem Aprilscherz nochmal darüber nach. Bis dahin: April, April!

Nachdem Mannheim seit mehr als zehn Jahren versucht, sich ein Image als Popmetropole aufzubauen, hat die Stadt nun durch Hinzuziehen mehrerer Unternehmensberater erkannt, warum das nicht so recht gelingen mag. Intensive Gespräche mit Gastronomen sowie tausende von der Popakademie an Musiker verteilte und ausgewertete Fragebögen haben ergeben, dass es immer noch zu wenig Spielstätten gibt, in denen die zahlreichen angeworbenen und einheimischen Acts auftreten können.

"Die Ergebnisse der Consulting Firmen Roland Berger, Accenture u. v. a. haben uns völlig überrascht", teilte uns ein Mitarbeiter des Stadtmarketings mit, den wir kurz nach seinem Besuch der Zauberflöte im Nationaltheater um Stellungnahme baten. Auch Christian Sommer, Leiter der mg: mannheimer gründungszentren GmbH, haben die Ergebnisse kalt erwischt: "Wir haben unmittelbar eine Task Force um Matthias Rauch (Leiter des Clustermanagements) einberufen und werden die Zahlen prüfen. Da ich selbst mit meiner Band mehrere Male in Mannheim pro Jahr auftrete, können Studienergebnisse eigentlich nicht stimmen", antwortete er per Fax auf unsere eMail-Anfrage.

EU-Förderung für Liveclub

Die Jungdynamiker und Veranstalter Christian Bethge (Brückenaward e. V.) sowie Timo Kumpf (Maifeld Derby / Karakter Live) erkannten den Ernst der Lage und stellten einen Eilantrag zur kulturellen Nutzung des Mannheimer Wasserturms. Dieser wurde bereits mehrfach im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" als Live-Club umfunktioniert, was vom Publikum sehr gut angenommen wurde. Unter anderem spielten hier auch My Baby Wants to Eat Your Pussy einen ihrer seltenen Mannheimer Gigs.

Aufgrund der Dringlichkeit der Lage scheint dieser Eilantrag innerhalb der Stadt auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Das überraschte selbst Rainer Kern, der Festivalleiter des Enjoy Jazz, was dazu führte, dass dieser unmittelbar ein Büro zur popmusikalischen Förderung des Wasserturms einrichtete. "Das schlagkräftige Team, das Mannheim bereits den Titel "UNESCO City of Music" einbrachte, ist bereits ausgeschwärmt, um in europäischen Partnerstädten Unterschriften für EU-Förderanträge zu sammeln", teilte uns der Tausendsassa aus dem Taxi auf dem Weg zum Hamburger Flughafen mit.

Betreiber noch unklar

Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, wer nun der oder die Betreiber des "Tower of Music" werden wird. Sogar die für das Stadtfest verantwortliche Grossmarkt Mannheim GmbH scheint zur Debatte zu stehen, nachdem sie bereits einen ersten Spielplan vorlegte, anhand dessen sich Silke Hauck, Rolf Stahlhofen und Laith Al-Deen täglich die Klinke in die Hand drücken. Bei jedem Vollmond soll Markus Sprengler als Gast auftreten und eine Ska-Version von "Walking on the Moon" singen.

Es bleibt spannend. Das Ringen um den Wasserturm hat begonnen. Fest steht, dass Mannheim bald eine zentrale Spielstätte haben wird. Ob diese nun eher als Leuchtturm oder weitere Säule des Mannheimer Modells anzusehen ist, liegt im Auge des Betrachters.