So soll der neu gestaltete Bürgersaal in N1 nach seiner Fertigstellung aussehen.

So soll der neu gestaltete Bürgersaal in N1 nach seiner Fertigstellung aussehen. © Stadt Mannheim

Das Oststadt Theater wird nach dem fast einstimmigen Beschluss des Mannheimer Gemeinderats bei planmäßigem Verlauf den umgebauten Bürgersaal im Mai 2014 als Spielstätte beziehen können. Gleichzeitig wird der Bürgersaal an bis zu 10 Wochenenden pro Jahr auch anderen Kulturinstitutionen zur Verfügung stehen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Beschluss die Basis eines tragfähigen Kompromisses zwischen den verschiedenen Beteiligten bilden wird.

Nach vier Jahren Unsicherheit, vergeblicher Suche nach einem geeigneten Auftrittsort und zahlreichen Gesprächen mit den Entscheidungsträgern der Stadt Mannheim, erhält das Oststadt Theater eine neue Spielstätte im Bürgersaal des Stadthauses N1.

Die bisher genutzten Räumlichkeiten des Kahnweiler-Saals stehen aufgrund des Umbaus der Kunsthalle nicht mehr zur Verfügung. "Wir sind über diese Entscheidung sehr glücklich", so Carmen Linka-Gamil, Leiterin des Oststadt Theaters.

2,4 Millionen Euro wird der Umbau des Bürgersaals kosten, der bereits im Mai 2014 abgeschlossen sein soll. Nach Aussage des Kulturbürgermeister Michael Grötsch werde der neu gestaltete Saal als Sprechtheater ausgerichtet, aber auch dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg zur Verfügung stehen. Darüber hinaus erhalten andere Institutionen die Gelegenheit, den Saal an bis zu zehn Wochenenden im Jahr zu nutzen.

"Die Neugestaltung weckt Begehrlichkeiten"

Für diese Regelung hatte sich unter anderem Peter Baltruschat, Gemeinderat der SPD und Vorsitzender von KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar eingesetzt. "Es ist natürlich, dass die Neugestaltung des Bürgersaals Begehrlichkeiten weckt", erklärt Carmen Linka-Gamil dazu. Sie betont, das Oststadt Theater müsse ausreichend Termine erhalten, um die laufenden Kosten einzuspielen und den Betrieb weiterzuführen.

Grundsätzlich habe sie aber keine Bedenken, wenn andere Institutionen den Bürgersaal nutzen wollten. Darüber habe nicht das Oststadt-Theater, sondern die Stadt zu befinden, die außerdem auch die Abstimmung der Termine übernehmen werde. "Das ist keine leichte Aufgabe", so Linka-Gamil.

"Wir haben wieder eine Perspektive"

Allerdings erinnert Carmen Linka-Gamil an den jahrelangen Streit, der am Theaterhaus Tig7 getobt habe, als es noch von zwei Gruppen bespielt worden sei. Um einen solchen Konflikt zu vermeiden, bekräftigt die Leiterin des Oststadt-Theaters ihr Interesse als Hauptmieter des Bürgersaals zu fungieren.

Gleichzeitig betont Linka-Gamil aber, keine Forderungen erheben zu wollen. Sie sei froh und dankbar darüber, dass das Oststadt-Theater mit der Entscheidung des Gemeinderats wieder über eine Perspektive verfüge. "Dass wir eine Zukunft haben, ist schon viel in der heutigen Zeit." Ausdrücklich dankt sie dem Publikum des Oststadt-Theaters, das großen Anteil an dessen Schicksal genommen und sich für dessen Fortbestand eingesetzt habe.

Freude auch bei der Musicalgesellschaft

Die Musicalgesellschaft Mannheim zeigt sich ebenfalls über die Entscheidung des Gemeinderats erfreut. Die Musicalgesellschaft erhalte endlich die Möglichkeit, ihre Inszenierungen wieder in Mannheim aufführen zu können.

"Eine Aufführungsfrequenz von ca. 8 bis 10 Terminen pro Jahr, verteilt auf uns, das Kulturnetz und die Musikbühne Mannheim, wäre auch in Zukunft für uns als Mannheimer Kulturinstitution wünschenswert und würde es uns erleichtern, weiterhin neue Projekte zu entwickeln."

Aufwertung des Stadthauses

Kulturbürgermeister Michael Grötsch verpricht sich von der Entscheidung zu Recht eine "außerordentliche Belebung" des Stadthauses. Bis das der Fall ist, muss aber nicht nur der Saal umgebaut werden. Die Stadt steht auch vor der Aufgabe, in kurzer Zeit auch zahlreiche organisatorische Weichenstellungen vorzunehmen: Terminvergabe, Betrieb, Catering – all diese Fragen müssen nun schnell geklärt werden.

Es wird vor allem darauf ankommen, alle Beteiligten an einem Tisch zu versammeln und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die den Interessen aller möglichst umfassend gerecht werden. Verheerend wäre es insbesondere, wenn Differenzen über die Terminvergabe eskalieren und zu einem dauerhaften Zerwürfnis unter den Kulturschaffenden führen würden. Den guten Willen aller Beteiligter vorausgesetzt, sollte sich dieses Szenario aber vermeiden lassen.