SUMMERWINDS FESTIVAL: Simon Degenkolbe, Núria Rial, Sinfonieorchester Münster (Leitung: Golo Berg)

SUMMERWINDS FESTIVAL: Simon Degenkolbe, Núria Rial, Sinfonieorchester Münster (Leitung: Golo Berg)

Sonntag, 23. Juni 2024, 18:00 Uhr
Theater Münster
Neubrückenstr. 63, 48143 Münster

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Veranstalter:

GWK e.V., Fürstenbergstraße 14, 48147 Münster, Deutschland


ZURÜCK ZUR NATUR!
Dieter Schnebel (1930–2018): Mahler-Moment (1985; Re-Visionen II, 4)
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, KV 622 (1791)
Gustav Mahler (1860–1911): Sinfonie Nr. 4 G-Dur (1899/1900)

Zurück zur Natur

Lebendig hält der Solist mit dem Orchester Zwiesprache in Mozarts Klarinettenkonzert, dessen populäres Adagio als Inbegriff melancholischer Schönheit gilt. Schlicht wie ein Volkslied, hat es Tiefe, birgt es die Sehnsucht nach Kindheit und Unschuld wie die Ahnung des Alters vom Ende und – Trost. Forsch-fröhlich und tänzerisch das Finale. Simon Degenkolbe, Soloklarinettist des Sinfonieorchesters Münster, bringt mit seinem vollen, sanglich-sinnlichen Ton Mozarts Melodien zum Blühen.

1985 übersetzt Dieter Schnebel in seinen „Re-Visionen“ Mahler in die Gegenwart, indem er seine eigene Musiksprache mit Mahlerscher Harmonik kontrastiert und verwebt. Seinen „Mahler-Moment“ bestimmen Momente von Stille, von Flirren, Aufstieg, Erhabenheit, Abbruch. Erlösung wird angespielt und zerrinnt – ein Trug-Schluss.

Trügerisch, gebrochen Mahlers Vierte. Sie ist von dem Lied des Schlusssatzes „Wir genießen die himmlischen Freuden“ her komponiert. Der Liedtext ist naiv, die drei Sätze der Sinfonie zuvor lassen ihn grotesk erscheinen, die Musik spottet seiner. Die zitierte Utopie des Himmels ist ein irdischer Festschmaus, ein Schlaraffia (nichts für Vegetarier), banal. „Wir genießen die himmlischen Freuden / D’rum tun wir das Irdische meiden! / Kein weltlich’ Getümmel / Hört man nicht im Himmel! / Lebt Alles in sanftester Ruh’! // Wir führen ein englisches Leben!“ Das Leben der Engel setzt das menschliche fort, indem es „das Irdische meidet“ – verdrängt: das Drama, das die Sinfonie sonst ausspielt, das Verstörende, Bedrohliche, das Gewalttätige der Existenz (auch das Schlachten ist im Lied lustig), Grauen, Scheitern und Zusammenbruch, Tod, den wirklichen Frieden. Die Schlichtheit und „sanfteste Ruh’“ des Schlusses sind Schein, Ironie und leise Resignation. Nichts erwacht hier für Freuden.

Núria Rial ist eine der profiliertesten Sopranistinnen europaweit. Sie trat bei allen großen Festivals auf, arbeitet mit berühmten Dirigenten, Orchestern und Opernhäusern, ihre CD-Produktionen wurden vielfach ausgezeichnet.

Tickets erhalten Sie beim Theater Münster

Fotos © Mercè Rial | Simon Degenkolbe | Peter Adamik

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