Stephan Ullmann (Pressebild, 2017)

Stephan Ullmann (Pressebild, 2017) © Tommy Mardo

Stephan Ullmann ist nicht nur ein überaus erfahrener Musiker und Studiobetreiber, sondern darüber hinaus durch die KiKa-Show "Dein Song" einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Jetzt hat er sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Wir trafen ihn zum Gespräch.

regioactive.de: Stephan, du bist als vielseitiger Gitarrist für verschiedene Bands und Künstler, als Studiobetreiber und Producer bekannt. Wie kam es zu dem Schritt, Dich nun unter dem Namen ULLMANN auf eigene Songs und die Produktion deines Solo-Albums "Alles anders" zu konzentrieren?

Stephan Ullmann: Als Musiker zu leben und eine Familie zu ernähren, bedeutet eine Menge unterwegs zu sein, unzählige Jobs zu machen, seien es Studiojobs oder Livekonzerte. Ich liebe das Livespielen. Jeder, der mich näher kennt, weiß, dass ich in meine Konzerte viel Energie investiere. Aber es gibt auch Phasen, in denen mir etwas fehlt. Ich habe angefangen, Gitarre zu spielen, weil ich ein Künstler sein wollte. Das spüre ich nach wie vor in mir, daher war es an der Zeit diese Seite zu reaktivieren. Das ist durch das Schreiben und Produzieren von "Alles anders" geschehen.

regioactive.de: Die deutsche Sprache als Ausdrucksmittel ist für Dich ebenfalls neu. Gab es dafür einen Auslöser?

Stephan Ullmann: Der Auslöser war ein trauriger Anlass. Ich habe den Song "Wenn die Blätter fall'n wie Regen" nach dem Tod meines Vaters geschrieben. Damals spürte ich, dass ich tiefgehende Emotionen und ganz persönliche Geschichten als Songwriter am besten auf Deutsch ausdrücken kann. Zunächst lag das Lied erst einmal eine ganze Weile in der Schublade, aber die Überzeugung war geboren: "Du solltest das auf Deutsch versuchen". Meinem Vater hätte das auch gefallen, weil er gar kein Englisch gesprochen hat…(lacht).

regioactive.de: Du bist ein gestandener Musiker mit sehr viel Erfahrung und unzähligen Gigs auf dem Buckel. Manchmal hat es den Anschein, dass die großen Labels lieber Teenager mit vielen Followern auf Youtube unter Vertrag nehmen. Hast du Angst, in diesem Umfeld einen schweren Stand zu haben?

Stephan Ullmann: Der Markt ist nun mal so, wie er ist. Ich arbeite ja seit einigen Jahren auch als Songwriting-Coach in der ZDF/KiKa-Reihe "Dein Song" mit jungen, ganz jungen Talenten zusammen. Seitdem weiß ich: Es gibt es wirklich unfassbar gute und talentierte Mädels und Jungs! Bei "Dein Song" geht es ja nicht nur um die Stimme, wie in so manch anderer Castingshow, sondern um das kreative Arbeiten an eigenen Songs. Auf der anderen Seite glaube ich schon, dass es auch genug erwachsene Leute gibt, die auf gut gemachtes Songwriting stehen, auf Popmusik von Erwachsenen für Erwachsene. Diese richtet sich auch inhaltlich an gestandene Leute, die schon viel erlebt haben, die viele Höhen und Tiefen kennen, die einfach einen anderen Blick auf die Welt haben.

regioactive.de: An diese Zielgruppe richtet sich dein Album?

Stephan Ullmann: Genau. Diese Hörer werden Spaß an meinem Album haben. Ob es in die Marketingkonzepte der großen Majors passt oder nicht, ist zweitrangig. In meinem Song "In deinen Adern" z.B. geht es um das Gefühl, Kinder zu haben, sich verantwortlich zu fühlen, stolz zu sein, aber auch besorgt. Und zu wissen: Es bleibt jemand, wenn ich mal gehe. Über solche Gefühle schreibt und singt man als Teenager eben nicht. In meinem Alter aber bewegen einen genau diese Fragen – und viele gleichaltrige Hörer fühlen sich von solchen Themen angesprochen.

regioactive.de: Eine Menge bekannter Musiker aus der Rhein-Neckar-Musikszene haben an "Alles Anders" mitgewirkt. Dennoch ist das Ganze ja kein Allstar-Projekt, sondern trägt klar deine Handschrift. Wie kam es zu den diversen Kollaborationen?

Stephan Ullmann: Wie Du vorhin schon gesagt hast, bin ich ja nicht erst seit gestern Musiker und in der Rhein-Neckar-Region einigermaßen gut vernetzt. Gemeinsam mit Armin Rühl, dem Grönemeyer-Drummer, betreibe ich ein Studio, mit vielen anderen habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten zusammengearbeitet. Oft sind daraus echte Freundschaften entstanden, weshalb ich viele sehr schnell überzeugen konnte an meinen Songs mitzuarbeiten. Dafür bin ich natürlich enorm dankbar.

regioactive.de: Mit welchen Musikern hast du zusammengearbeitet?

Stephan Ullmann: Sascha Kohl, ansonsten Toningenieur von Rea Garvey und viele andere, hat einen grandiosen Job am Mischpult gemacht. Was die Band angeht: Robbee Mariano und Ralf Gustke von Xavier Naidoo sind eine fantastische Rhythmusgruppe. Rainer Scheithauer hat als Keyboarder mit Gregor Meyle oder auch Grönemeyer gearbeitet. Christian Herzberger an der Violine gibt dem Ganzen wunderbare Tiefe und macht so manchen Song zu etwas ganz Speziellem. Und mit Stefan Kahne hab ich einen Gitarristen gefunden, der mein Alter Ego sein könnte…(lacht). Ich genieße das sehr mit dieser Truppe.

regioactive.de: Gibt es schon Pläne, wie es nach der Veröffentlichung von "Alles anders" weitergeht mit ULLMANN?

Stephan Ullmann: Also, das Baby soll natürlich zunächst laufen lernen. Es sind schon einige Rundfunk- und auch Livetermine mit "Alles anders" in Planung, unter anderem werden wir am 2. März ein Konzert im Kulturzentrum Gleis4 in Frankenthal spielen und in der eben genannten Besetzung auch auf dem Stadtfest in Mannheim zu hören sein. Gemeinsam mit Michael Lorenz hab ich das Label Dynamo Records gegründet, auf dem "Alles anders" nun erscheint, das aber auch offen ist für weitere Produktionen anderer Künstler. Da ist noch Aufbauarbeit zu leisten, klar, aber das entwickelt sich auch dank Michaels großem Einsatz sehr gut. Davon abgesehen schreibe ich schon wieder Songs, habe noch einige unvertonte Texte von meinem Co-Autor Erdmann Lange in der Schublade, einige musikalische Skizzen auf dem iPhone…. einem zweiten ULLMANN-Album steht nichts im Wege!

Ullmann live in Frankenthal 2017

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