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Daniel Gallimore © Daniel Wetzel

Daniel Gallimore ist Begründer der FunkLoch Jam-Session in der Heidelberger halle02. Zum einjährigen Bestehen sprachen wir mit ihm über die Jubiäumsveranstaltung im Rahmen von Enjoy Jazz und das musikalische Konzept der Session.

regioactive.de: Die FunkLoch Jam-Session im Club der halle02 in Heidelberg feiert im Oktober 2016 einjähriges Bestehen. Wie entstand die Idee zu dieser Session?

Daniel Gallimore: Felix Grädler von der halle02 fragte mich im Sommer letzten Jahres, ob ich mir vorstellen könnte, eine monatliche Session durchzuführen. Die Idee bestand darin, dem Musikernachwuchs der Region eine Bühne für Live-Erfahrungen und gleichzeitig eine Plattform zum Netzwerken zu bieten. Als erfahrener Veranstalter mit einem guten Draht zur lokalen Szene habe ich das Potential einer solchen Reihe direkt erkannt und mich der Sache angenommen.

regioactive.de: Für die FunkLoch Jam-Session habt ihr eine eigene Band zusammengestellt, die es vorher nicht gab, richtig?

Daniel Gallimore: Richtig. Der Erste, der von der Idee erfuhr, war mein langjähriger Musikerkollege Neophytos Stephanou. Da ich mein musikalisches Umfeld erweitern wollte bat ich ihn um Vorschläge aus seinem Umfeld. Mit Perkussionist Pablo Pellecer, Gitarrist Carsten Schneider und Keyboarder und Saxophonist Andrey Zaychikov hatten wir in kurzer Zeit eine sehr gute Besetzung zusammen. Alle sind sehr erfahrene Musiker und dazu super coole Jungs. Charakter spielt ja bekanntermaßen mindestens eine genauso wichtige Rolle wie musikalisches Können.

regioactive.de: Ihr kommt ja aus allen Ecken der Welt. Was sind die wichtigsten Einflüsse, die die FunkLoch Band prägen?

Daniel Gallimore: Ich habe mich schon immer für loop-lastige Musik interessiert und bin stark beeinflusst durch Hip-Hop, Funk, Drum & Bass und House. Pablo hat durch seine Ausbildung einen stark kubanischen Einschlag. Die anderen drei würde ich musikalisch zwischen Fusion, Latin und Jazz verorten. Jeder von uns hat schon in ganz unterschiedlichen Projekten mitgewirkt und uns verbindet eine generelle Offenheit für Neues.

regioactive.de: Wie muss ich mir einen Opener-Gig von euch vorstellen?

Daniel Gallimore: In der Regel spielen wir zu Beginn der Session drei bis vier Songs und gehen dann in den Session-Teil über.

regioactive.de: Spielt ihr eigene Songs oder covert ihr?

Daniel Gallimore: Beides. Da wir zu wenig Zeit hatten, um intensiv an eigenen Songs zu feilen, haben wir gerade zu Beginn der Reihe eher gecovert, vornehmlich aber Stücke, die nur richtige Musiknerds kennen, z.B. Sachen, die auf Goodlooking Records veröffentlicht wurden oder Songs von Michael Brecker, Wolfgang Haffner oder Chuck Löb. Inzwischen spielen wir aber auch immer mehr eigene Stücke, die in der Regel von Carsten oder Andrey stammen.

regioactive.de: Was unterscheidet die FunkLoch Session von anderen?

Daniel Gallimore: Wir haben vor ein paar Monaten das Losverfahren eingeführt, was bedeutet, dass die Combos auf der Bühne zufällig zusammengestellt werden. Das gibt es glaube ich sonst nicht.

regioactive.de: Warum ein Lossystem für eine Session? Geht es bei einem Jam nicht darum, spontanen Impulsen zu folgen und nicht einem vorher festgelegten System?

Daniel Gallimore: Gerade das Lossystem fordert die Sessionteilnehmer im positiven Sinne heraus, sich mit neuen Impulsen auseinanderzusetzen. Viele Musiker beherrschen zwar ihr Instrument, aber zu einem guten Jam gehört noch viel mehr. Diese Skills fördern und fordern wir mit der Los-Methode. Damit wird auch ermöglicht, dass Musiker, die vielleicht noch nicht so viel Erfahrung haben, von den routinierten Kollegen mitgetragen werden. Der Hauptfokus liegt bei uns auf der Improvisation, nicht auf der Virtuosität. Wobei ich immer wieder positiv überrascht über das hohe Niveau der Jams bin. Insofern gibt es diesbezüglich eigentlich gar keinen Widerspruch.

regioactive.de: Woher stammen die Musiker, die an eurer Session teilnehmen?

Daniel Gallimore: Hauptsächlich aus Heidelberg, aber auch aus Mannheim und der übrigen Metropolregion Rhein-Neckar kommen regelmäßig Besucher.

regioactive.de: Das klingt nach einem spannenden Netzwerk, bei dem sich Musiker austauschen können. Aber was ist mit den Nicht-Musikern? Was erwartet die?

Daniel Gallimore: Wir haben tatsächlich inzwischen einige Stammgäste, die nicht musizieren. Ich denke das allein spricht schon für die Stimmung bei uns. Was ich persönlich mag, ist die enge Verbundenheit zwischen den aktiven Musikern und den Zuhörern. Hier treffen sich Leute, die Lust auf Live-Musik haben. Ob man selbst spielt oder zuhört, ist eigentlich zweitrangig.

regioactive.de: Ihr feiert, wie bereits erwähnt nun Einjähriges und das im Rahmen von Enjoy Jazz. Ein Ritterschlag. Wie fühlt sich das an?

Daniel Gallimore: Es freut mich persönlich wirklich sehr, dass sich die Funkloch-Session in recht kurzer Zeit etablieren konnte. Dass wir jetzt auch noch ins Programm des Enjoy Jazz-Festivals aufgenommen wurden ist für mich ein großes Kompliment. Soweit ich weiß ist eine Session bei Enjoy Jazz ein Novum. Insofern scheinen wir einiges richtig gemacht zu haben.

regioactive.de: Plant ihr was Besonderes für diesen Abend?

Daniel Gallimore: Ja, unser Eröffnungsset wird etwas länger ausfallen und wir werden wieder einige Special Guests haben. Aber ich will jetzt auch noch nicht zu viel verraten.

regioactive.de: Wie geht es mit der Session weiter?

Daniel Gallimore: Als Bandleader und Organisator der Session habe ich natürlich viele Ideen. Musikalisch würde ich gerne etwas mehr Elektronisches einfließen lassen. Mal sehen.

regioactive.de: Dann wünschen wir euch dabei weiterhin viel Erfolg. Danke für deine Zeit.

FunkLoch bei Enjoy Jazz 2016

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