Seit November 2014 ist Matthias Rauch Mannheims Clustermanager

Seit November 2014 ist Matthias Rauch Mannheims Clustermanager © Quelle: CM Mannheim

Das Clustermanagement zählt zu den wichtigsten Säulen des Mannheimer Modells. Wir sprachen mit Leiter Matthias Rauch über seine tägliche Arbeit, Finanzierungsfragen und Mannheims künftige Rolle als "UNESCO City of Music."

regioactive.de: Was sind die zentralen Aufgaben des Clustermanagements Musikwirtschaft?

Matthias Rauch: Die zentralen Aufgaben sind relativ einfach umrissen. Wir sind dafür da, Existenzgründungen in der Musikwirtschaft zu begleiten und zu unterstützen. Wir versuchen z. B. die Ansiedlung von Firmen in Mannheim zu fördern. Außerdem vernetzen wir die Akteure unter anderem im Rahmen verschiedener Arbeitskreise. Schließlich kommunizieren wir diese Musikwirtschaftskompetenz auch nach außen, beispielsweise auf Messen, Kongressen und auf speziellen Informationsveranstaltungen, die wir selbst organisieren.

"Wir arbeiten eng mit dem Musikpark zusammen"

regioactive.de: Es gibt verschiedene Institutionen in Mannheim, die für Existenzgründer im Kulturbereich zuständig sind, beispielsweise Sebastian Dresel, der Beauftragte für Kultur- und Kreativwirtschaften. Wie funktioniert die Abgrenzung?

Matthias Rauch: Wir arbeiten sehr eng mit Sebastian Dresel zusammen, der ja sein Büro auch im Musikpark hat. Sebastian bearbeitet vornehmlich die anderen Bereiche der Kreativwirtschaft: Design, Mode, Film usw. Wir kümmern uns um die Musikwirtschaft. Nicht nur weil wir von der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim ins Leben gerufen wurden und Sebastian natürlich auch Teil dieser ist, arbeiten wir auch mit dieser eng zusammen.

regioactive.de: Wie seid ihr eigentlich personell aufgestellt? Du bist Nachfolger von Janina Klabes, die jahrelang das Clustermanagement geleitet hat. Dein ehemaliger Posten als Verantwortlicher für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, wurde aber nicht neu besetzt.

Matthias Rauch: Genau. Meine alte Stelle ist weggefallen, es gibt sie so nicht mehr. Wir versuchen, diesen Wegfall zu kompensieren, indem wir enger mit dem Musikpark zusammenarbeiten. Das Musikpark-Büro kümmert sich um administrative Angelegenheiten, was uns ein wenig den Rücken freihält. Zudem sind der Austausch und auch die direkte Zusammenarbeit mit Steffen Baumann, dem Leiter des Musikparks, durch die räumliche Nähe viel einfacher und das nutzen wir auch. Julia Sattler ist nach wie vor Teil des Teams und zuständig für Projektmanagement-Aufgaben. Ich bin sehr froh, dass wir sie im Cluster halten konnten und dennoch ihren Wunsch zu studieren im Rahmen eines DHBW-Studiums in der mg: gmbh bzw. im Clustermanagement realisieren konnten.

"Ich stehe für Kontinuität"

regioactive.de: Was wird sich verändern, dadurch dass du die Leitung übernimmst?

Matthias Rauch: Ich stehe für Kontinuität, da ich glaube, dass in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet wurde. Daran möchte ich anknüpfen. Die Arbeitskreise Pop, Jazz & Klassik und den Entrepreneurship Club wird es weiterhin geben. Gleiches gilt für die Existenzgründungsveranstaltungen. Event Kultur Rhein-Neckar läuft als autonomer Verein sowieso eigenständig – was auch unser Ziel war. Neue Formate werden im 2. Quartal 2015 dazukommen.

regioactive.de: Im Interview, das ich mit Christian Sommer geführt habe, erklärte er, das Clustermanagement hätte früher eingeführt werden müssen. Warum ist es so zentral?

Matthias Rauch: Das Clustermanagement ist im Rahmen des Mannheimer Modells mit Popakademie, Musikpark, Popbeauftragter als verbindendes Element wichtig. Wir stellen die Infrastruktur nicht her, sondern versuchen, sie zu stärken. Wir versuchen die Netzwerke zu intensivieren und das Mannheimer Modell, das ja auch international zunehmend Beachtung findet, nach außen zu tragen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt das Clustermanagement abschafft"

regioactive.de: Das Clustermanagement war ja ein von der EU finanziertes Projekt. Die Förderung ist ausgelaufen und die Stadt Mannheim ist verpflichtet, das Clustermanagement selbst zu finanzieren. Jetzt ist die Frage: Wie wird das weitergehen?

Matthias Rauch: Die Stadt hat sich schon mit der Annahme der EU-Förderung verpflichtet, das Projekt für mindestens drei weitere Jahre zu finanzieren. Zwei Drittel des Budgets übernimmt die Stadt Mannheim, ein Drittel müssen von uns selbst gestemmt werden.

regioactive.de: Wie ist der Stand?

Matthias Rauch: Wir sind dabei. Es gibt verschiedene Projekte, die dem Clustermanagement Geld zu Verfügung stellen werden. Darüber hinaus haben wir einen Förderverein gegründet. Außerdem haben wir durch den Wegfall der besagten Stelle auch ein wenig Spielraum in den Finanzen.

regioactive.de: Wie sieht es langfristig aus? Hat die Stadt Mannheim ihren Willen bekundet, das Clustermanagement über den verpflichteten Förderzeitrum hinaus weiterzuführen?

Matthias Rauch: Ich denke, dass die Bedeutung der Musikwirtschaft für die Stadt durch den Titel als UNESCO City of Music noch einmal gestärkt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt das Clustermanagement einfach abschaffen wird, da es in den letzten Jahren viel geleistet hat und ein wichtiger Player in der Region ist.

Im zweiten Teil antwortet Matthias Rauch auf Kritik am Clustermanagement, spricht über Mannheim als "UNESCO City of Music" und äußert sich zur Zukunft des Mannheimer Modells.

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regioactive.de: Und doch sagen manche: "Was macht das Clustermanagement eigentlich? Die suchen sich die Rosinen raus und haben ein schönes Leben." Was entgegnest du dieser Kritik?

Matthias Rauch: Die Aufgabe des Clustermanagements ist es, Strukturen zu fördern. Wir sind kein Akteur, der etwas produziert, das man später herzeigen kann. Die Bedeutung der Netzwerk- und Struktur-Effekte wird erst mittelfristig klar werden. Meiner Meinung nach wurden die aber auch durch den Titel UNESCO City of Music bereits geadelt, der die Strukturen der Stadt ausdrücklich einbezieht. Wenn man unser Arbeitspensum anschaut: Wir arbeiten deutlich mehr als 8 Stunden am Tag. Über einen Mangel an Arbeit konnten wir uns noch nie beschweren. Beispielsweise haben wir in den letzten Jahren mehr als 400 Einzelberatungen durchgeführt. Wir sind ständig mit den wichtigen Akteuren der Branche in Kontakt, dazu kommen die zahlreichen Workshops und Messebesuche. Das lässt sich ja alles belegen, daher glaube ich, dass wir uns in keiner Hinsicht verstecken müssen.

regioactive.de: Würdest du sagen, dass Kommunikation in all ihren Facetten eure zentrale Aufgabe ist?

Matthias Rauch: Auf jeden Fall. Wir sind Netzwerker, da spielt Kommunikation wirklich eine ganz wichtige Rolle. Wir kommunizieren ja auch mit den unterschiedlichsten Akteuren von ganz großen bis zu kleinen, die natürlich sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. Das ist aufwendig, das kostet Zeit und Energie. Aber es lohnt sich!

"Die Akteure haben den Sinn der Zusammenarbeit verstanden"

regioactive.de: Ist es so, dass gerade im Musikbusiness die Akteure häufig sehr stark Einzelkämpfer sind und es daher umso wichtiger ist, dass sie sich kennenlernen und zusammensetzen?

Matthias Rauch: Es hat sich definitiv etwas verändert in den letzten Jahren. Die Akteure haben den Sinn der Zusammenarbeit verstanden. Mittlerweile ist das ein sehr produktives Zusammenarbeiten. Das Einzelkämpfertum hat abgenommen, weil wirklich kreative und innovative Ansätze durch Zusammenarbeit zustandekommen. Und da spielt das Clustermanagement eine wichtige Rolle.

regioactive.de: Mannheim ist jetzt UNESCO City of Music. Das ist ja auch ein Netzwerk und Netzwerke sind eure Spezialität. Welche Rolle ergibt sich für das Clustermanagement?

Matthias Rauch: Das sehe ich genauso. Wir haben auch eng mit dem Bewerbungsteam, mit Rainer Kern und Julia Strysio zusammengearbeitet und werden das auch weiterhin tun. Es geht bei der UNESCO-Arbeit nicht primär darum, dass man Bands austauscht. Hier geht es erst einmal um Expertise und um Wissensaustausch zwischen den Städten: Was können wir von anderen Städten lernen – und umgekehrt. Es geht darum, sich bestmöglich im Netzwerk zu positionieren und unser Wissen und unsere Expertise in das Netzwerk einzubringen, um Projekte und Kooperationen zu entwickeln...

regioactive.de: …die über Bandaustausch hinausgehen.

Matthias Rauch: Die deutlich früher ansetzen.

"Wir planen die Kooperation mit der Musikhochschule auszubauen"

regioactive.de: Jetzt hat die Diskussion über die Pläne der Landesregierung für die Musikhochschule Mannheim gezeigt, dass die Musikhochschule nicht so gut in dieses Mannheimer Modell integriert ist. Das Ziel war, die Axt an die Musikhochschule zu legen. Das ist glücklicherweise gescheitert, aber war das nicht ein Weckruf, dass hier Defizite existieren. Was kann man aus diesem abgewendeten Desaster lernen?

Matthias Rauch: Ich glaube, es wichtig, dass wir tatsächlich noch enger zusammenarbeiten – auch mit der Musikhochschule. Die Musikhochschule muss enger an das Mannheimer Modell heranrücken. Es gibt ja schon Kooperationen beispielsweise im Bereich der Klassik, aber diese gilt es auszubauen. Die Musikhochschule möchte sich selbst zukünftig stärker einbringen und auch ihre öffentliche Wahrnehmung verstärken. Dieser Weg muss konsequent weiter beschritten werden.  Für den Arbeitskreis Klassik hat Herr Prof. Meister, der Präsident der Musikhochschule, bereits Initiative gezeigt und wichtige Impulse gesetzt.

regioactive.de: Wir stehen am Anfang des Jahres 2015. Wie fällt dein Ausblick aus?

Matthias Rauch: Wir werden weiterhin regelmäßig unsere Arbeitskreise veranstalten und beim Jetztmusik Festival ein Symposium und Workshops organisieren. Dazu wird es eine Netzwerkveranstaltung beim Maifeld Derby geben. Wir werden auf der Jazzahead in Bremen und auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg vertreten sein, weitere Messeauftritte wie auf der Classical:NEXT sind angedacht. Ebenso gibt es Überlegungen, die internationale Präsenz nochmals deutlich zu verstärken, unter anderem durch die aktive Mitarbeit im UNESCO Creative Cities Netzwerk.

regioactive.de: Wir wünschen euch viel Erfolg dabei. Herzlichen Dank für das Gespräch.

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