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Michael Scheuermann (Pressefoto, 2014) © Quartiermanagement Jungbusch

Der Jungbusch in Mannheim sorgt aktuell für allerlei Schlagzeilen: positive und negative. Wir sprachen mit Michael Scheuermann vom Quartiermanagement Jungbusch über den Wandel des Stadteils im Zeichen von Einwanderung und Kreativwirtschaft sowie die Herausforderung, den besonderen Charakter des Jungbusch zu erhalten.

regioactive.de: Was ist eigentlich das Quartiermanagement?

Michael Scheuermann: Das Quartiermanagement ist ein Instrument, das die Stadt Mannheim in Quartieren einsetzt, in denen unterschiedlichste Problemstellungen zu bearbeiten sind. Diese können beispielsweise sozialer, wirtschaftlicher oder auch ökologischer Natur sein. In der Regel macht ein umfassender Erneuerungsbedarf die Installation eines Quartiermanagements notwendig. Dieses hat dann die Aufgabe, im jeweiligen Stadtteil etwas gemeinsam mit den Bewohnern und verschiedenen Organisationen zu bewegen.

Im Jungbusch stehen wir im Austausch mit Bewohnern, Hauseigentümern, Gewerbetreibenden, Vereinen, Initiativen, Kirchen und Moscheen und versuchen, gemeinsam mit diesen Gruppen den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil zu verbessern.

regioactive.de: Wie lange sind sie schon in dieser Position?

Michael Scheuermann: In der Position des Quartiermanagers bin ich seit 2003, mit dem Jungbusch bin ich allerdings schon seit Anfang der 90er-Jahre verbunden. Bis heute bin ich auch gleichzeitig noch Leiter des Gemeinschaftszentrums Jungbusch. Dort liegt die Schwerpunktsetzung ganz klar im sozialen Bereich.

"Der Jungbusch lag in den 1990ern im Abseits"

regioactive.de: Wie hat sich der Jungbusch seitdem verändert?

Michael Scheuermann: Der Jungbusch lag in den 1990ern gesellschaftlich im städtischen Abseits. Heute ist er nicht nur Stadtentwicklungsgebiet, sondern ist in die Mitte Mannheims gerückt. Die größere Offenheit und Attraktivität des Stadtteils prägt auch die heutige Situation im Jungbusch selbst: Auf der einen Seite hat er die Funktion als Aufnahmestadtteil. Der Jungbusch ist ja Hafencity für Industrie und Handel, aber war gleichzeitig auch immer schon ein "Hafen" für die Menschen.

Diese Funktion hat er seit der ersten großen Einwanderungswelle in den 1960er-Jahren nicht verloren. Gleichzeitig aber ist er heute auch ein attraktiver Standort für die Kreativwirtschaft. Diese beiden Aufgaben müssen in Einklang gebracht werden und passen nach unserer Meinung auch sehr gut zusammen.

regioactive.de: Kreativwirtschaft ist im Jungbusch ein wichtiges Thema: Nicht nur der Musikpark und die Popakademie haben sich hier angesiedelt, bald gibt es auch das neue Kreativwirtschaftszentrum C-HUB. Was ergibt sich daraus für den Jungbusch?

Michael Scheuermann: Die Attraktivität und Profilbildung des Stadtteils steigt dadurch natürlich weiter. Wir werden sicherlich im ganzen Quartier die Auswirkungen davon spüren. Genauso war es auch schon bei der Ansiedlung der Popakademie und des Musikparks: Verfallene Hinterhöfe wurden wieder aktiviert, verschiedene Unternehmen und Gewerbetreibende siedelten sich zusätzlich an.

Auch die alteingesessene Kneipenszene blühte plötzlich wieder auf. Die heutige Situation im Jungbusch lehnt sich an frühere Zeiten an: die ehemalige Ankerschmiede im Hinterhaus ist jetzt nur zur IT-Firma geworden und die Seilerei zum Designerladen. Dadurch entdecken jetzt auch Mannheimer den Jungbusch, die noch bis vor zehn Jahren einen großen Bogen um den Stadtteil gemacht haben. Auch als Wohnviertel wird er viel interessanter. 

"Es ist entscheidend, in Bildung zu investieren"

regioactive.de: Probleme gibt es aber natürlich auch. Vor kurzem sorgte eine Straßenschlacht zwischen verfeindeten Migrantengruppen für Aufsehen. Was können Sie dazu sagen?

Michael Scheuermann: Es handelte sich um eine Auseinandersetzung im kriminellen Milieu, und nicht einfach um verfeindete Jugendbanden. Zwei Menschen sind aneinandergeraten, es ging offensichtlich um Schulden. Diese Auseinandersetzung weitete sich zu einem Familienkonflikt aus, der sich in den Jungbusch hineinzog. Plötzlich waren immer mehr Menschen im Spiel, die als Verstärkung herangerufen worden waren, einer von ihnen hatte eine Schusswaffe dabei, was dann zur Eskalation geführt hat. Diese Schlägerei war aber keine typische "Jungbusch-Schlägerei", sondern hätte an jedem anderen Ort auch stattfinden können.

Sie macht aber deutlich, dass im Jungbusch verschiedene Milieus neben- und miteinander leben. Daher ist es wichtig, nicht nur in die Kreativwirtschaft zu investieren, sondern auch in gute Bildung und in soziale Perspektiven für junge Leuten mit Migrationshintergrund. Dies sieht das Quartiermanagement als eine seiner wichtigsten Aufgaben an.

regioactive.de: Die Einwanderungssituation im Jungbusch ist sehr komplex: Es gibt die alteingesessenen Einwanderer, die hier schon seit den 60er Jahren leben, gleichzeitig gibt es neue Einwanderer, die erst seit Kurzem in Mannheim leben. Wie sieht die Situation genau aus?

Michael Scheuermann: Der Jungbusch ist ein Einwanderungsstadtteil seit über 50 Jahren. Heute lebt hier schon die dritte oder sogar vierte Generation der ersten Einwanderer. Die Kinder und Enkel dieser Einwanderer sind heute quasi die Eingeborenen des Jungbuschs.

In den letzten 20 Jahren war der Stadtteil immer eine Art Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen, da wir immer eine verstärkte Einwanderung von Menschen aus den verschiedensten Krisengebieten erlebten. Auch nach der EU-Osterweiterung waren die Einwanderungszahlen bulgarischer und rumänischer Staatsbürger in der Neckarstadt und vor allem dem Jungbusch sehr hoch.

Im zweiten Teil: Welche Einwanderer kommen in den Jungbusch? Kommen sie, um vom deutschen Sozialstaat zu profitieren oder wollen sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen?

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"Viele Zuwanderer flüchten aus schlimmen Verhältnissen"

regioactive.de: Was sind das für Menschen?

Michael Scheuermann: Viele von ihnen gehören der türkischsprachigen Minderheit in Bulgarien an oder sind Roma. Es kommen allerdings Akademiker, Facharbeiter und Armutsmigranten gleichermaßen.

regioactive.de: Siedeln sich Akademiker, die aus Bulgarien einwandern, im Jungbusch an?

Michael Scheuermann: Der überwiegende Teil der Menschen, die im Jungbusch ankommen, flüchten aus schlimmen Lebensverhältnissen in Bulgarien, weil sie dort keine Zukunft mehr für sich und ihre Familie sehen. Sie sind in der Regel schlechter gebildet als der Durchschnitt und leben dort in unwürdigen Lebensverhältnissen. Wir würden wahrscheinlich "Elendsviertel" dazu sagen. Um der Armut zu entfliehen kommen die Menschen zu uns.

regioactive.de: Wie leben diese Menschen nach ihrer Einwanderung im Jungbusch? Welche Arbeit finden sie?

Michael Scheuermann: Die wenigsten Zuwanderer setzen sich in den Zug und fahren einfach mal nach Deutschland. Der Großteil dieser Menschen wird von Schleusern angesprochen und für viel Geld mit Bussen hierhergebracht. Vor Ort werden sie in Empfang genommen und in zwielichtigen Unterkünften untergebracht. Die Umstände, in denen sie dann leben müssen, sind katastrophal: Sie schlafen auf Matratzen oder teilen sich mit mehreren Leuten ein Bett und bezahlen dafür 200€ im Monat.

"Die Zuwanderer möchten auf eigenen Beinen stehen"

regioactive.de: Sie arbeiten dann auch in Jobs, die ihnen diese Schleuser vermitteln?

Michael Scheuermann: Richtig. Die gleichen Leute, die sie in diesen Wohnungen untergebracht haben, verschaffen ihnen auch Arbeit, sie kennen auch sonst niemanden. Der Einwanderer bleibt also in Abhängigkeit dieser Person, erhält von ihr illegale Arbeit und einen Gewerbeschein und muss gleichzeitig für jede dieser Leistungen noch einmal extra bezahlen. Teilweise sind die Menschen deshalb noch höher verschuldet als in ihrem Heimatland. Es sagt ihnen aber niemand, wie die Realität in Deutschland aussieht und wie man auf ehrliche Art und Weise Geld verdienen kann.

Diese Unwissenheit führt die Menschen in eine Sackgasse. Unsere Überlegung war es also, den "schlechten Beratern", also den kriminell tätigen Personen, das Wasser abzugraben, indem wir den Zuwanderern nützliche Informationen geben, um ihnen den Orientierungsprozess in Deutschland zu erleichtern.

regioactive.de: Wie kann man diesen Menschen ganz gezielt helfen?

Michael Scheuermann: Das funktioniert durch Kontaktarbeit, die die Menschen persönlich anspricht. Sie müssen erleben, dass sie in unserer Gesellschaft für Hilfe nicht bezahlen müssen. Der Weg, den sie gehen müssen, ist im Einzelnen sehr beschwerlich.

Die Menschen merken sehr schnell, dass die verklärten Geschichten nicht stimmen, die man ihnen von Deutschland erzählt hat. Das Leben in Deutschland ist kompliziert und bürokratisch. Der Großteil von ihnen nimmt die Herausforderung aber an und ist dankbar, am Ende auf eigenen Beinen stehen zu können.

regioactive.de: Die Menschen wollen also wirklich arbeiten, und nicht, wie es das Klischee besagt, vom deutschen Sozialstaat profitieren?

Michael Scheuermann: Wir waren von vielen sehr positiv überrascht, weil sie ihr Leben sehr schnell und sehr energisch in die Hand genommen haben. Da in Mannheim zeitgleich zur integrativen Arbeit auch die polizeiliche Arbeit verstärkt worden ist, gelingt es außerdem zunehmend, die kriminellen Strukturen zu bekämpfen, die die Einwanderer in ihrem Abhängigkeitsverhältnis festhalten wollen.

"Ein großer Teil der Zuwanderer übernimmt Verantwortung"

regioactive.de: Welche kriminellen Strukturen sind das im Einzelnen?

Michael Scheuermann: Es geht in erster Linie um das Ausnutzen von Menschen in Armutssituationen. Hier ist eine regionale Zusammenarbeit über die Stadt Mannheim hinaus notwendig, da sich viele Schlepperbanden aufgrund der stärkeren polizeilichen Arbeit in den Problembezirken neue Schlupflöcher und Standorte in der näheren Umgebung suchen. Genauso muss es auch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Bulgarien geben, um die Ursachen der Abwanderung selbst zu beseitigen.

Im dritten Teil: Wie fördert man den Zusammenhalt in einem sich ständig wandelnden Stadtteil? Welche Rolle spielen der Nachtwandel, welche die Vereinsarbeit? Und kann Mannheim stolz auf den Jungbusch sein?

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regioactive.de: Zwischen den verschiedenen Einwanderergruppen gibt es aber auch Konflikte, oder?

Michael Scheuermann: Ein großer Teil der Zuwanderer früherer Jahre übernimmt heute gesellschaftliche Verantwortung. Ein anderer Teil allerdings hängt noch sehr stark an den alten, traditionellen Werten und Gesellschaftsmustern ihrer oftmals patriarchal geprägten Ursprungsgesellschaft. Unterschiedliche Lebenswelten wohnen im Jungbusch Haustür an Haustür. Das führt natürlich zu Reibungspunkten. Die Frage ist hier, wie es gelingen kann, die alten, traditionellen Lebensmuster, beispielsweise durch Bildungsarbeit, schrittweise an die gesellschaftlichen Notwendigkeiten anzupassen.

"Das Gewaltmonopol der Polizei steht nicht zur Disposition"

regioactive.de: Inwiefern sind diese traditionellen Lebensmuster dem sozialen Zusammenleben abträglich?

Michael Scheuermann: Ausgehend von der bereits erwähnten Schlägerei muss man sich die Frage stellen: Gilt das Gewaltmonopol, das wir in Deutschland an die Polizei abgegeben haben, für alle? Das muss selbstverständlich so sein und das muss man ganz klar deklarieren. Gewalttätige Auseinandersetzungen lehnen wir ab, und wo Gewalt entsteht, haben wir die Aufgabe, das Vertrauen der Menschen in die Gesellschaft und damit auch in die Polizei zu stärken. Bei der jüngeren Generation ist dieses Vertrauen schon sehr stark ausgebildet, bei bestimmten Zuwanderergruppen muss die Bildungsarbeit verstärkt werden.

regioactive.de: Die Schwierigkeit ist oftmals, Anknüpfungspunkte zwischen den Lebenswelten zu schaffen. Was sind Möglichkeiten, die Menschen zusammenzuführen?

Michael Scheuermann: Der Jungbusch ist eine multikulturelle Gesellschaft. Man muss sich verabschieden von der idyllischen Idee, dass alle miteinander alles gemeinsam tun. Das kann nicht die gesellschaftliche Norm sein. Ein gutes Nebeneinander der Kulturen und gegenseitiger Respekt ist bereits ein großer Erfolg, und wenn es zu mehr wächst und ein Wir-Gefühl entsteht, dann ist das hervorragend. In einem Stadtteil wie dem Jungbusch, wo Menschen aus 80 verschiedenen Nationalitäten zusammenleben, muss man ein realistisches Ziel formulieren. Für uns heißt das: Wir setzen uns für ein konfliktfreies Miteinander ein, ein Zusammenleben, das durch grundsätzliche Regeln strukturiert ist.

regioactive.de: Welche konkreten Projekte fördern das Zusammenleben?

Michael Scheuermann: Ein großes verbindendes Element ist zum Beispiel der Sportverein DJK Jungbusch. Uns war von Anfang an wichtig, nicht nur Angebote für die unterschiedlichen Gruppen zu bieten, sondern auch in der Verantwortungsstruktur diese verschiedenen Gruppen einzubinden. Der erste Vorsitzende ist ein Deutscher, die zweite Vorsitzende ist eine türkischstämmige Frau. Der eine Trainer ist ein deutscher, die andere Trainerin hat einen Migrationshintergrund.

Durch diese Struktur entsteht eine Offenheit, ohne die ein Zusammenleben im Jungbusch nicht funktionieren würde. Außer dem Sportverein gibt es noch viele weitere Orte, wo diese Offenheit gelebt wird, wie zum Beispiel den Internationalen Frauentreff des Bewohnervereins oder die Jugendtheatergruppe Creative Factory.

"Der Nachtwandel ist kein Stadtfest"

regioactive.de: Das größte Event im Jungbusch ist der Nachtwandel. In diesem Jahr soll die Kultur wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Wie ist das zu verstehen?

Michael Scheuermann: Der Nachtwandel ist und bleibt ein Kunst- und Kulturfest. Es ist kein Stadtfest, das austauschbar ist, das Programm hat viel mit dem Stadtteil zu tun. Es ist eng verflochten mit den Menschen des Jungbuschs. Sie tragen die Belastung dieser Großveranstaltung auch deshalb mit, weil sie in die Planung und Umsetzung aktiv miteingebunden werden.

In diesem Zusammenhang haben wir in den letzten Jahren kritische Stimmen gehört, die wir natürlich auch berücksichtigen: Wir müssen aufpassen, dass der Nachtwandel nicht zum Straßenfest verkommt, sondern seine Grundbotschaft des Kulturellen Reichtums im Stadtteil auch weiterhin erkennbar nach außen trägt.

regioactive.de: Was waren Dinge, die Ihnen missfallen sind?

Michael Scheuermann: Wir haben beispielsweise das Aufstellen von Bierwagen auf der Straße untersagt. Das ist unserer Meinung nach die falsche Herangehensweise, das geht zu sehr in Richtung Straßenfest. Auch aufkeimende kommerzielle Aktionen wurden unterbunten. Wir sind zwar auf Partner angewiesen, die den Nachtwandel sponsern, wir suchen allerdings Partner, die die Ideen des Nachtwandels transportieren wollen und keine Kommerzialisierung, die die Kunst und Kultur zum Nebenereignis degradiert.

"Der Zusammenhalt im Stadtteil darf nicht verlorengehen"

regioactive.de: Der Jungbusch ist in den letzten Jahren zum Szene- und Kneipenviertel avanciert. Wie ist Ihre Meinung zu dieser "Hipsterisierung"?

Michael Scheuermann: Diese Fragestellung ist wichtig für die weitere Entwicklung des Stadtteils. Durch eine kluge Stadtteilpolitik muss es gelingen, den Gentrifizierungsprozess so abzumildern, dass der Zusammenhalt im Stadtteil nicht verloren geht. Es darf nicht zu großen strukturellen Vertreibungen und damit zu neuen sozialen Konflikten kommen.

So etwas zeichnet sich am Wohnungsmarkt ab, die Mietpreise schnellen in die Höhe und die alteingesessene Jungbuschbevölkerung könnte sich schon bald keine Wohnung mehr leisten. Es ist weiterhin ein Anliegen der Anwohner, dass der Jungbusch ein Wohnort für unterschiedliche Menschen bleibt und auch nicht zur Amüsierkulisse verkommt. Daher ist es die Aufgabe der Stadt, Mieterhöhungen zu regulieren und darauf zu achten, dass es zu einem guten Mix an Gewerbe und Wohnen kommt. In den letzten zehn Jahren ist das Ausbalancieren im Jungbusch recht gut gelungen.

Gleichzeitig war der Jungbusch stets eine Integrationsmaschine. Zuwanderer, die sich in ihrer Bildung und Orientierung weiterentwickeln, verändern sich natürlich auch ihre Ansprüche. Wenn sie dann den Jungbusch verlassen, und sich woanders eine Wohnung suchen, bedeutet das nicht immer, dass sie verdrängt werden. Oftmals handelt es sich auch einfach um gesellschaftlichen Aufstieg.

regioactive.de: Welche Perspektiven schafft das für den Jungbusch?

Michael Scheuermann: Im Jungbusch ist es meiner Meinung nach möglich, dass Menschen aus unterschiedlichsten Lebenssituationen und Kulturen nebeneinander und miteinander leben können. Er ist ein Mikrokosmos, in dem sich Weltoffenheit und Toleranz exemplarisch zeigen. Das ist wichtig für die ganze Stadt Mannheim und Mannheim kann stolz auf einen solchen Stadtteil sein.

Der Erhalt dieses besonderen Mikrokosmos hängt davon ab, ob es gelingt, die besonderen Qualitäten des Stadtteils zu sichern und eine "Yuppisierung" des Jungbuschs zu verhindern. Das würde zu einer traurigen Eintönigkeit führen und einen gewaltigen Rückschritt in der Stadtteilentwicklung darstellen.

regioactive.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Scheuermann.

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