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Andalucía (Pressebild, 2014) © Andalucía

Sie waren die Überraschung des 5. Mannheimer Brückenawards: Andalucía aus Münster erwiesen sich als dynamisches Gitarre&Drums-Duo, das die Zuschauer regelrecht umhaute. Wir haben sie zum Interview getroffen und sprachen mit ihnen über die Quelle ihres besonderen Sounds, ihr Debütalbum und ihre erste Tour.

regioactive.de: Seit wann spielt ihr als Andalucía zusammen?

Andalucía: Bestimmt schon vier, fünf Jahre. Zuerst noch in wechselnden Besetzungen, nur zum Spaß und nie mit dem Anspruch, eine Band zu sein. Das kam dann erst so vor gut zwei Jahren, nachdem Philipp von Messer einen Proberaummitschnitt von uns hörte und uns fragte, ob wir Bock hätten, mit ihnen eine Show zu spielen. Dadurch haben wir uns eigentlich erst als Band begriffen.

regioactive.de: Ist euer typischer Sound eher zufällig entstanden, oder gab es Ideen und Vorbilder, die diese Entwicklung beeinflusst haben?

Andalucía: Ich glaube, das kommt dadurch zustande, dass wir beide uns zwar schon ewig kennen und viel miteinander spielen, aber total unterschiedliche Zugänge zu Musik haben. André (Schlagzeuger) spielt sehr unkonventionell, orientiert sich nicht so an klassischen Punksachen, weil er sich einfach nicht dafür interessiert. Ich fand so Sachen wie Dinosaur Jr. oder Wipers immer geil, klar beeinflusst das einen, wenn auch unbewusst. Unser Sound entsteht dann wahrscheinlich irgendwo darin, wie wir uns einigen können, wenn wir zusammen Songs schreiben. Das ist rein intuitiv, da sagt keiner “Das soll klingen wie X”. Wenn es beiden gefällt, ist es ein Song.

"Ich weiß nicht, was eine Musikszene ist"

regioactive.de: Wie ist die Musikszene in Münster beschaffen?

Andalucía: Keine Ahnung eigentlich. Ich weiß nicht, was eine Musikszene ist. Wir waren immer irgendwie Einsiedler, die ihr eigenes Ding gemacht und nicht in anderen Bands gespielt haben. Das ist auch nicht schlimm, trotzdem gibt es hier viele befreundete Musiker mit denen man sich austauscht oder man hilft sich gegenseitig. Ich glaube aber dieses Ding, was man immer in anderen Städten hört, von einer “Münsteraner Musikszene”, das gibt es nicht. Oder wenn es das gibt, dann sind wir nicht Teil davon.

regioactive.de: Ihr seid ja momentan auf Tour. Wie sind die Reaktionen, wie erlebt ihr es selbst?

Andalucía: Die Tour war toll, wir sind auch ganz gut Platten losgeworden. Da waren schon einige Abende bei, die uns die Schuhe ausgezogen haben. Die Reaktionen waren auch durchweg gut bis euphorisch, das hat uns schon ziemlich umgehauen. Natürlich ist die Eigenwahrnehmung immer ein bisschen anders, weil man dabei über technische Dinge oder so nachdenkt, aber es hätte alles eigentlich nicht besser laufen können beim ersten Mal.

"Beim Brückenaward ließ sich das Publikum nicht mehr ausblenden"

regioactive.de: Den Mannheimer Brückenaward habt ihr ja quasi weggepustet. Wie  hat euch der Gig unter der Brücke gefallen?

Andalucía: Wenn wir spielen, befinden wir uns immer ein bisschen in unserer eigenen Welt und nehmen wenig um uns herum wahr. Das ist zum einen natürlich ein Schutzmechanismus, aber macht auch Spaß, sich so intensiv nur auf uns zu konzentrieren. Beim Brückenaward war es hingegen krass. Da waren schon einige Momente in denen sich das Publikum nicht mehr ausblenden ließ und die Reaktionen durchkamen. Das war in dem Augenblick aber auch total toll! Wir haben noch nie vor so vielen Leuten gespielt und dann sind die auch noch so mitgegangen, das hat schon unfassbar viel Spaß gemacht.

regioactive.de: Nochmal zurück zu eurem Debüt-Album “There are two of us”: Das wurde ja in gerade mal drei Tagen hier in Mannheim im RAMA Tonstudio aufgenommen. Wie kam es zu der Entscheidung, das Album hier aufzunehmen anstatt bei euch in der Nähe?

Andalucía: Ich bin öfters mit der Band Messer unterwegs, die haben mal eine Melting Butter Session im RAMA gemacht. Da fand ich ziemlich beeindruckend, wie schnell und professionell alles ablief und wie super das Studio und das Equipment sind. Das Ergebnis hat mich sehr beeindruckt. Irgendwann habe ich dann Christian Bethge noch einmal getroffen und ihn gefragt. Der hatte auch sofort Bock und dann haben wir das gemacht.

regioactive.de: Wie liefen die Aufnahmen ab?

Andalucía: Wir haben die Instrumente live aufgenommen, das war uns sehr wichtig, wir wollten keine großen Studiospielereien, es sollte sich schon recht roh anhören. Irgendwelches Geschnippel oder Overdubs gab es auch nicht. Wir haben immer die Songs in einem kompletten Zug aufgenommen, das hat Spaß gemacht, zu spielen und zu hoffen, dass der perfekte Take dabei herauskommt. Alles in allem war es recht straightforward: ein Tag Soundcheck, am nächsten die Instrumente aufnehmen und schließlich den Gesang.

"Die Aufnahmen im RAMA Studio hätten nicht besser sein können"

regioactive.de: Wie hat euch die Zusammenarbeit mit dem RAMA Studio gefallen?

Andalucía: Es hätte nicht besser sein können. Es war unser “erstes Mal” und Christian und Ache vom RAMA waren dafür die perfekten Menschen. Neben ihrer herzlichen Art, bei der wir uns sofort total wohlfühlen konnten, haben sie sofort verstanden, worum es uns geht, was da entstehen soll und konnten uns pushen. Dieses intuitive menschliche Verständnis war uns sehr wichtig und das hat entscheidend dazu beigetragen, das alles genauso geworden, wie wir es haben wollten.

regioactive.de: Habe ich das richtig verstanden, dass der eine Song Don Gately gewidmet ist, einer der Figuren von Infinite Jest?

Andalucía: Ja, “Anonymous God” beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Joelle van Dyne und Don Gately, zwei Romanfiguren aus "Infinite Jest" von David Foster Wallace. Ein Buch, das mich total umgehauen hat, gerade die Figur des Gately. Das ist alles so weird, traurig, lustig und bizarr, das Buch sollte echt jeder Mensch gelesen haben, dann wäre die Welt um einiges geiler.

Andaluciá live 2014

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