Frank Zumbruch (Pressefoto, 2014)

Frank Zumbruch (Pressefoto, 2014) © IMAGEAGENCY.com

Ab September dieses Jahres wird Frank Zumbruch seine Stelle als Zentrumsleiter des neuen Kreativwirtschaftszentrums C-HUB im Mannheimer Jungbusch antreten. Für Zumbruch vollzieht sich damit der letzte Schritt des Abschieds aus Heidelberg, wo er bis Herbst 2013 als Beauftragter für Kultur- und Kreativwirtschaft tätig war. Wir sprachen mit ihm über seinen Weggang aus Heidelberg, lukrative Jobangebote und seine neue Aufgabe.

regioactive.de: Die Nicht-Verlängerung deines Vertrags als Kreativwirtschaftsbeauftragter in Heidelberg war sicherlich ein ziemlicher Schock für dich?

Frank Zumbruch: Der Werk-/Dienstvertrag bei der Stadt Heidelberg war seit Oktober 2010 zunächst auf ein Jahr befristet und wurde drei Mal vom Gemeinderat verlängert. Ein großer Erfolg ist sicherlich, dass aufgrund der erfolgreichen Arbeit in der Kultur- und Kreativwirtschaftsförderung eine feste Stabsstelle in der Stadtverwaltung ausgeschrieben wurde. Auf diese Stelle hatte ich mich mit über 100 anderen beworben. Am Ende eines aufwändigen Auswahlverfahrens mussten sich Katharina Pelka und ich dem Hauptausschuss des Heidelberger Gemeinderats präsentieren. Der Rest ist bekannt und soll hier nicht noch einmal kommentiert werden.

regioactive.de: Die Entscheidung des Gemeinderats hatte viel Unverständnis bei den Kreativen in der Region ausgelöst auch eine bemerkenswerte Welle an Solidarität mit dir zur Folge.

"Ich habe viele interessante Angebote erhalten"

Frank Zumbruch: Dass sich so viele Menschen öffentlich geäußert haben, über Petitionen, über offene Briefe, war sehr beeindruckend. Das hat mir eine starke Bestätigung und letztendlich eine große öffentliche Wahrnehmung meiner geleisteten Arbeit verschafft. Meiner Reputation hat das jedenfalls nicht gerade geschadet. Im Gegenteil: Ich habe viele interessante Offerten erhalten.

regioactive.de: Was ist aus diesen Jobangeboten geworden?

Frank Zumbruch: Ich habe sie alle sorgsam geprüft. Es gab beispielsweise die Möglichkeit, mich auf Ministerialebene in einem anderen Bundesland der Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft zu widmen. Hochinteressant, aber dann doch nicht so sehr mein Ding. Ich möchte in Zukunft weiterhin gerne strategisch arbeiten, aber der direkte Kontakt zu den Kreativen in dieser Region ist mir noch wichtiger. Dass gerade in Mannheim meine Expertise gefragt ist, freut mich daher besonders.

regioactive.de: Sebastian Dresel hat sich sehr stark engagiert, Dich nach Mannheim zu holen.

Frank Zumbruch: Sebastian und ich haben drei Jahre lang sehr intensiv und effizient zusammen gearbeitet. Meines Erachtens haben wir uns in unserem Aufgabengebiet so kongenial ergänzt wie es die beiden Städte Mannheim und Heidelberg in vielerlei Hinsicht könnten.

"Bereits seit Februar habe ich am Konzept des C-HUB mitgearbeitet"

regioactive.de: In Mannheim konntest du dann bald eine Tätigkeit in deinem vetrauten Bereich aufnehmen.

Frank Zumbruch: Richtig. Im Frühjahr 2014 wurde ich von der mg: mannheimer gründungszentren gmbh als Berater für das neue Kreativwirtschaftszentrum C-HUB im Jungbusch hinzugezogen.

regioactive.de: Dabei blieb es nicht, denn inzwischen wurdest du als neuer Zentrumsleiter des C-HUB vorgestellt. Wie kam es dazu?

Frank Zumbruch: Ich habe mich im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung als Zentrumsleiter beworben. Ab September werde ich dort fest angestellt sein. Schon seit Februar dieses Jahres habe ich am inhaltlichen Konzept, wie beispielsweise dem Namen, Erscheinungsbild, Zusammensetzung der Mieter und der speziellen Ausrichtung mitgearbeitet.

regioactive.de: Was ist die Aufgabe des Zentrumsleiters?

Frank Zumbruch: Die Aufgabe besteht darin, das Zentrum mit den richtigen Mietern zu füllen, das wirtschaftliche Interesse der Stadt Mannheim und der mg-gmbh muss dabei vertreten werden. Es muss der richtige Mix an Mietern gefunden werden, da wir anders als der Musikpark nicht nur einen Teilmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft, sondern alle Teilmärkte ansprechen. Wir richten uns nicht ausschließlich an Existenzgründer, sondern allgemein an wachstumsorientierte Unternehmen aus diesem Wirtschaftssektor. Eine weitere Aufgabe wird es sein, geeignete Veranstaltungsformate und Beratungsangebote anzubieten, eine gute Zusammenarbeit mit der städtischen Galerie zu pflegen, die in das zweite Gebäude einziehen wird – aus dem Ganzen also ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept zu machen.

"Ich lege großen Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit"

regioactive.de: Wie bringt man diese verschiedenen Branchen der Kreativwirtschaft unter einen Hut?

Frank Zumbruch: Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Wir sind ein Kreativwirtschaftszentrum, das Büroflächen anbietet. Das grenzt den Kreis an potentiellen Mietern schon einmal ein: Wir werden keine bildenden Künstler beherbergen, wir werden keine Musiker beherbergen. Aber Softwareentwicklern, Spieleentwicklern, Architekten, Kommunikationsdesignern, Werbeagenturen, vielleicht auch Verlagen, Unternehmen aus dem Bereich Presse- und Rundfunk und vielen weiteren können wir Räume anbieten. Ich habe immer großen Wert auf interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt, und das ist ein Angebot, das man in einem solchen Zentrum schaffen kann: Die Akteure können voneinander profitieren und Synergien nutzen. Dazu kann man aber selbstverständlich niemanden zwingen.

regioactive.de: Wie schafft man es, dass genau das gelingt?

Frank Zumbruch: Es hängt davon ab, wie offen die Kommunikation innerhalb des Gebäudes gefördert wird und welche Art von Angeboten man schafft. Im einfachsten Fall sind das regelmäßige Netzwerktreffen, im besten Fall sind es Veranstaltungsformate, wo es um Wissenstransfer und Beratung geht und die einen Mehrwert für die Akteure bringen.

regioactive.de: Könnte man auch als Unternehmen des Musikparks an solchen Veranstaltungen teilnehmen?

Frank Zumbruch: Auf jeden Fall. Eine der wichtigen Aufgaben für die Zukunft ist es, das neue Zentrum im Jungbusch zu etablieren. Es soll nicht als Fremdkörper, sondern als Ort des Austauschs wahrgenommen werden. Kreative aus dem Kiez sollen integriert werden, das ist mir persönlich ganz wichtig. Die enge Zusammenarbeit mit dem Musikpark ist mir wichtig. Daher habe ich gerne das Angebot von Zentrumsleiter Steffen Baumann angenommen, bis zum Einzug ins C-HUB bei ihm im Büro meinen Schreibtisch zu beziehen.

Lest im zweiten Teil, wie das Kreativwirtschaftszentrum C-HUB Anlaufpunkt für Mannheims "neue Arbeiterklasse" werden soll.

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"Das ist Mannheims Zentrum für die neue Arbeiterklasse"

regioactive.de: Man hat den Eindruck, dass die Vernetzung im Musikpark nicht unbedingt so gut läuft. Hoffst du, dass sich mit dem neuen Zentrum auch hier die Kommunikation verbessert?

Frank Zumbruch: Das ist auf jeden Fall mein Wunsch und mein Ziel. Wir sind ein Glied in einer Kette und wollen natürlich die Verbindung zu den anderen Gliedern herstellen und intensivieren. Ich habe nicht umsonst den Claim "Mannheims neue Arbeiterklasse" von Sebastian Dresel aufgenommen. Ich sage: Das ist Mannheims Zentrum für die neue Arbeiterklasse, diese Aufgabe soll erfüllt werden.

regioactive.de: Wie reagiert die neue Arbeiterklasse auf das Angebot?

Frank Zumbruch: Ich führe seit zwei Monaten viele Gespräche, das Interesse ist groß. Ich denke, dass es mit der Veröffentlichung des Namens, der langfristigen Konstellation und der Website einen zweiten Schub geben wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das Zentrum schneller gefüllt haben, als ich das am Anfang erwartet hätte. Das liegt an der Lage, an der Architektur, aber vor allem auch an der Förderkultur. Wir bieten nicht nur Arbeitsräume an, sondern haben viele Fördermöglichkeiten wie den Kreatech-Fonds oder den Beteiligungsfonds und unser sehr enges Beraternetzwerk. Hinzu kommt noch der Jungbusch, auf den die Kreativen einfach Lust haben.

"Ich sehe keine Probleme, nur Aufgaben"

regioactive.de: Welche Probleme gilt es für das neue Zentrum noch zu überwinden?

Frank Zumbruch: Ich sehe grundsätzlich keine Probleme, sondern nur Aufgaben. Das sind oft ganz kleine Dinge im Maintenance-Bereich, aber auch die Wahrnehmung des Gebäudes. Ich möchte, dass Mannheims Zentrum für die neue Arbeiterklasse auch entsprechend wahrgenommen wird. Ein kleines Problem, das mir hin und wieder ein paar Bauchschmerzen bereitet, ist das Thema Parkplätze. Das werden wir so einfach nicht lösen können. Wir haben keine Tiefgaragen und keinen anliegenden Parkplatz, sondern müssen aus den Angeboten schöpfen, die hier unten am Ufer oder auf der anderen Seite des Verbindungskanals zur Verfügung stehen.

regioactive.de: Worauf freust du dich am meisten?

Frank Zumbruch: Ich freue mich auf den Jungbusch, ich freue mich auch, irgendwann selbst in dem Zentrum mein Büro zu haben, auch wenn ich als Zentrumsleiter wahrscheinlich nicht auf der Wasserseite landen werde. Ich freue mich aber vor allem auf die tolle Zusammenarbeit mit Christian Sommer, Sebastian Dresel, Sonja Wilkens, Steffen Baumann, Claudia Rabe, Matthias Rauch und Julia Sattler. Das sind alles ganz tolle Leute, man kann sie gar nicht alle aufzählen. Mit den meisten habe ich in den letzten Jahren schon sehr gut zusammengearbeitet. Deshalb freue ich mich darauf, jetzt ein Teil dieses Teams zu sein.

regioactive.de: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.

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