Adolar Fotostrecke starten

Adolar © Gregor Wiebe

Wir trafen Adolar vor und nach dem Bundesvison Songcontest in Mannheim und sprachen mit den Jungs über ihren Auftritt, die anstehende Tournee und Wasserbombenschlachten. Ein Glück, dass die vier Musiker aus Sachsen-Anhalt nicht alles ganz so ernst nehmen.

regioactive.de: Hallo zusammen. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt und uns kurz vor eurem Auftritt beim BuViSoCo 2013 noch ein Interview gebt.

Alle: Keine Ursache!

regioactive.de: Was erwartet ihr denn bei diesem Song Contest?

Frank: Ich erwarte ganz viel Warten und dann ganz kurz ganz viel Stress – und danach wieder Warten. Und dann Entspannen. Und Aufregung, so vor dem großen Fernsehpublikum.

Jan: Na das sehen wir ja zum Glück nicht.

regioactive.de: Euer Teilnahmesong ist die erste Single Halleluja. Warum gerade dieser Song?

Frank: Naja, wir wollten einfach einen Song der gerade raus ist und die Leute erstmal sofort anspricht. Ob positiv oder negativ, das sei erst mal dahingestellt. Aber man wird erst mal ergriffen von dem Song. Deswegen.

Michael: Wir sind ja auch mehr noch so ne Albumband, die das nicht so gewohnt ist mit Singles und ähnlichem. Es war schwer für uns einen repräsentativen Song auszusuchen, und dieser war unserer Meinung nach am kompatibelsten. Den konnte man auch rauslösen aus dem Album. Er funktioniert auch alleine.

Die Kälte der neuen Biederkeit und was man dagegen macht

regioactive.de: Euer neues Album heißt: Die Kälte der neuen Biederkeit. Könnt ihr erklären, was ihr darunter versteht?

Frank: Komm Tommy, mach' du mal!

Tom: Na Gut. Also wir haben im Proberaum gesessen und sprachen über die Gesellschaft. Wir haben das Gefühl, dass der Großteil der Bevölkerung mit der jetzigen Regierung in Deutschland zusammenpasst: Auf Wirtschaft und Kariere ausgerichtet. Für Humanismus wenig Platz. Alles ziemlich pragmatisch, kalt, unspontan, überraschunglos. Dafür suchten wir einen Überbegriff und haben es dann "die neue Biederkeit" genannt. Keine Ahnung, ob es das wirklich gibt oder ob es erst in 20 Jahren in Büchern eine Definition für diesen Begriff geben wird. Auf dem Album geht es nun jedenfalls um "die Kälte der Biederkeit", die ich oft empfinde, wenn ich irgendwo unterwegs bin. Ich singe drüber, dass ich mich dann alleine fühle und nicht so viel Spass habe.

regioactive.de: Habt ihr irgendwelche Tipps, wie man persönlich dagegen angehen kann? Was macht ihr dagegen?

Tom: Also ich verabrede mich dann zum Beispiel mit ein paar Leuten zu einer Wasserbomenschlacht im Park. Oder zum Brennballspielen. Oder wir verbringen mit einem Kumpel der Geburtstag hat den ganzen Tag und geben ihm Aufgaben, z.b. dass er Bilder mit Fingerfarben malen muss oder so. Also einfach mal so kleine kreative Sachen.

Frank: Generell ist das, was wir so leben, ja der Gegenentwurf zu dem, was die meisten in unserem Alter gerade machen. Die gerade darauf hinstreben das Studium fertig zu kriegen oder sich so richtig festzubeißen. Und wir fahren halt immer noch durch die Weltgeschichte. Das macht einfach Spaß, weil es eine Alternative ist.

Tom: Wenn du zum Beispiel in der Mitfahrgelegenheit zum 1000. Mal gefragt wirst, was du machst, wann du damit fertig bist und was du damit machen kannst, noch bevor du nach deinem Namen gefragt wirst – da ist dann wieder dieser Wettbewerbsgedanke: Wie weit bin ich, wie weit ist der andere? Dann einfach mal anders drauf antworten. Einfach das Spiel nicht mitspielen. Diese Art von smalltalk, wie sie momentan geführt wird, einfach mal abwandeln. Dann fällt das vielleicht auch den anderen Leuten auf.

weiterlesen: Für mehr Adolar in der Politik und wie's beim BuViSo nun wirklich gelaufen ist.

Weiterlesen im 2. Teil ›

Teil 1  Teil 2  

Teil 1  Teil 2  

Für mehr Adolar in der Politik

regioactive.de: Ihr seid demnach ziemlich politisch und gesellschaftskritisch. Was würdet ihr denn machen, wenn ihr König von Deutschland wärt?

Frank: Banken enteignen, Produktionsmittel verstaatlichen! – allgemeines Gelächter –

Tom: Also ich würde in jeder Saunalandschaft Deutschlands Marihuana erlauben.

regioactive.de: Nur in der Saunalandschaft? Oder generell?

Michael: Ich würde es generell erlauben, ob man es nimmt oder nicht.

Tom: Und es sollte jeden Monat so einen Chill-Out-Tag geben. Wo alle chillen müssen.

Jan: Na sowas gibt’s doch schon einmal die Woche: Sonntags.

Michael: Ja, aber so richtig. Alles geschlossen. So alle Shoppingmalls schließen. So unnütze Malls, die zum x-ten dasselbe verkaufen, die am Hauptbahnhof, was keine Sau braucht…

Tom: Also ich würde vielleicht die CDU verbieten.

regioactive.de: Apropos CDU. Aktuell brennt noch das Thema Bundestagswahl, was haltet ihr davon?

Alle: Wir sind erschrocken.

Frank: Eigentlich war es eher so: man weiß wie es wird, hofft aber doch, dass es anders läuft. Geschah dann aber doch nicht. Also ich finde es krass, wie konservativ Deutschland ist.

Adolar on the Road again

regioactive.de: Ab Oktober geht ihr ja auf Tour. Hierzu habt ihr bei Backstage PRO Supportacts für Mannheim und Dortmund gesucht. Wieso habt ihr euch bei der Ausschreibung unter den 250 Bewerbern für Haller und This April Scenery entschieden?

Jan: Ich war dafür zuständig habe mir auch wirklich alle 250 Bands angehört. Wirklich! Und Haller haben mir am besten gefallen. Der eine Song ging so ein bisschen The Strokes-mäßig los und da hab ich mir gedacht: oh cool. Sie singen auf Deutsch und können auch spielen. Insgesamt finde ich das echt gut gemacht.

Tom: Und This April Scenery wirken auch total echt, nicht so aufgesetzt. Es ist ja oft so, dass viele Newcomerbands denken man müsse so ...mmm... ich kann das nicht richtig in Worte fassen, ich denke dabei an Zitate wie: "Wir wollen heute richtig rocken!" Widerlich sowas. Diese Mentalität mag ich nicht bei Bands. This April Scenery kommen uns auf jeden Fall völlig sympathisch und bodenständig vor.

Michael: Und den Nico, der bei ihnen mitspielt, kennen wir.

regioactive.de: Ihr habt euch bereits persönlich getroffen?

Frank: This April Scenery, ja. Aber Haller noch nicht.

Nach dem BuViSoCo

regioactive.de: So, jetzt ist der ganze Spuk des BuViSoCo vorbei. Seid ihr enttäuscht über den vorletzten Platz?

Jan: Nö, wir sind wir nicht.

Tom: Nein, nie in meinem Leben hab ich mich so glücklich gesehen.

Micha: Eigentlich wollte Nate Dog die Fragen beantworten.

Frank: Ja, genau.

regioactive.de: Wen fandet ihr selbst am besten und wieso? Diese Frage ist ernst gemeint, auch wenn da dann eine Antwort schwierig wird. 

Jan: Ich hab leider nicht viel mitbekommen aber mir hat Eltons Performance im Greenroom ganz gut gefallen.

Frank: Sing um dein Leben. Es ging einfach unter meine Haut.

Tom: John. Der ist nämlich Stagehand und kommt aus Berlin. Der war richtig nett.

Micha: Die Damen von der Maske.

regioactive.de: Wie waren die Reaktionen vor Ort, zum Beispiel Backstage?

Tom: Alle anderen Künstler fanden uns am besten. Haben sie uns auch so gesagt und ich glaub nicht, dass die lügen. Max Herre fand uns sogar so gut, dass es ihn dazu bewog, mir zu gestehen, dass sein Bruder auch Tom heißt. Und DCVDNS sagte, dass wir die einzigen Menschen dort waren, die er nicht langweilig fand. Wir waren auch MC Fittis Favoriten. Er wollte, sobald er wieder zuhause ist, alle Interviews von uns durchlesen. Die Leute vom Catering fanden uns auch super. Wer für so viele Menschen essen kocht, kann nur eine ehrliche Haut sein.   

Micha: Können diese Töpfe lügen?

regioactice.de: Wie habt ihr den Abend abgefeiert?

Jan: Wir haben nur ein Motto: LFLF – lange Fahrt, lange Feier. Es waren insgesamt 1100km Strecke. 

Micha: Jan hat auf der Aftershow-Party mit Elton gepogt.

Tom: Ich saß während der Party alleine auf dem Parkplatz und hatte den Spaß meines Lebens.

regioactive.de: Würdet ihr nochmal mitmachen?

Tom: Auf jeden Fall. Und ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich beim Veranstalter Stefan für das leckere vegane Essen, die Isomatten, den Kasten Bier und natürlich auch bei allen anderen Leuten des Jugendclubs bedanken.

Frank: Und danke an Xavier, dass wir bei ihm auf der Couch pennen durften. Und sorry nochmal, dass der Micha dir in den Porsche gereiert hat!

regioactive.de: Was sagt ihr zu den Leuten, die sich beschweren, dass ihr euer Bundesland nicht "würdig" vertreten hättet?

Tom: Denen wünschen wir noch ein schönes Wochenende. Außerdem weiß ich nicht was das alles mit Bundesländern zu tun haben soll.    

Frank: Nee, nee, das müssen wir schon irgendwie intelligenter beantworten.  

Tom: Intelligenter? Na gut Frank, dann tob dich mal aus.             

Frank: Muss ja nicht heißen, dass ich das schon wieder mache. Ich muss fahren.     

Tom: Hey, es wär auch geil, wenn wir das, was wir in den letzten 30 Sekunden gesagt haben als Antwort nehmen. 

(Jan geht alles nochmal durch)

Frank: Nee, lass mal wirklich ne richtige Antwort formulieren…

Tom: Na gut, dann tob dich mal aus...

regioactive.de: Schon gut... Danke für das Gespräch. Viel Erfolg auf der Tour!

‹ Zum 1. Teil

Teil 1  Teil 2  

Alles zu den Themen:

bundesvision song contest adolar