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Ricarda Rausch (2.v.r.) bei der Eröffnung des "Zwischenraum" in Mannheim © 2013, Johannes Klaus

Die Kommunikationsdesign-Studentin Ricarda Rausch hat in einer ehemaligen Konditorei im Mannheimer Stadtteil Jungbusch für die Dauer von einem Monat einen "Zwischenraum" geschaffen, der eine Bar mit einer Galerie verbindet. Darüber hinaus bieten die Räumlichkeiten zahlreichen Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen. Neben der Dauerausstellung von Bildern der Fotografin Alexandra Strömich werden in den nächsten 3 Wochen Lesungen, Filmvorführungen und Konzerte aus den Bereichen Pop, Jazz und Klassik stattfinden. Wir sprachen mit Ricarda Rausch über ihr vielversprechendes Projekt.

Beim Betreten des Zwischenraums fällt zunächst auf, dass die Räume vollständig renoviert wurden. An der Stelle der ehemaligen Theke hat Ricarda Rausch eine Bar eingerichtet, zur rechten Hand gibt es Sitzmöglichkeiten und etwas, das als kleine Bühne benutzt werden könnte.

Als Befestigung der Bilder von Alexandra Strömich dienen im linken Bereich Paletten. Die Fotografin widmet sich in ihrer Serie "Bestia" der komplexen Beziehung von Mensch und Tier. Die ausdrucksstarken Bilder stellen das Verhältnis zwischen Tieren und Menschen nicht in plakativer oder einseitiger Weise dar, sondern verdeutlichen die große Bandbreite tierisch-menschlicher Lebens- und Abhängigkeitsformen.

Dabei bewahren sie eine Aura des Rätselhaften, so dass sich die Bilder einfachen Deutungen entziehen. Die Bilder schaffen so einen eindrucksvollen Rahmen für die kommenden Veranstaltungen im Zwischenraum, der bis zum 1. März bestehen wird.

Frau Rausch, Sie haben das Konzept des außergewöhnlichen Projekts ausgearbeitet und in die Tat umgesetzt. Wie kamen Sie darauf?

Mir ist aufgefallen, dass es in Mannheim, wie in jeder größeren Stadt, zahlreiche Leerstände gibt. Da ich auf der Suche nach einem Thema für meine Abschlussarbeit war, kam mir die Idee, ein solches leerstehendes Ladenlokal kreativ zu nutzen. Das Ergebnis ist der Zwischenraum.

Der Zwischenraum im Jungbusch ist also die Abschlussarbeit eines Studiums?

Genau. Ich studiere Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim. Außerdem bin ich seit vielen Jahren in der Gastronomie tätig und finde diesen Beruf spannend. Ein rein gastronomisches Konzept genügte mir aber nicht, also habe ich die Gastronomie mit einer Galerie verbunden. Daraus ist die Idee einer Pop-Up-Bar entstanden, die nur für kurze Zeit besteht und aus kostengünstigen Materialien aufgebaut ist. Die Finanzierung ist als Studentin natürlich auch immer eine Frage. Dank der Unterstützung von Sebastian Dresel, dem Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaft, übernimmt die Stadt Mannheim die Miete.

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Wie verlief die Suche nach geeigneten Räumen?

Schwierig. Es gibt zwar viele leerstehende Objekte, aber die meisten Vermieter sind von der Idee einer kurzfristigen Nutzung wenig begeistert. Sie wollen langfristig vermieten und haben mich daher oft vertröstet. Letztlich kam ich durch den Quartiermanager für den Jungbusch, Herrn Michael Scheuermann, auf diesen Laden.

Was hat es mit diesen Räumlichkeiten auf sich?

Der Laden war ursprünglich eine wunderschöne alte Konditorei. Dennoch steht er bereits seit 3 Jahren leer. Er ist verpachtet und die Pächter möchten daraus ein Spiellokal machen, aber die Stadt Mannheim verweigert ihnen die Konzession. Die Pächter haben die Räumlichkeiten aber renoviert und möchten ihren Plan offensichtlich durchziehen. Leider haben sie bei der Renovierung die hervorragende Bausubstanz nicht immer schonend behandelt.

Diese Situation hat natürlich für Sie gewisse Einschränkungen mit sich gebracht?

Richtig, wir dürfen natürlich keine dauerhaften Spuren hinterlassen, keine Nägel in die Wände schlagen oder Löcher in die Wände bohren. Wir standen also vor der Herausforderung, den Raum zu gestalten, ohne ihn dauerhaft zu verändern. Daraus ist die Idee entstanden, Paletten zur Gestaltung zu benutzen.

Wie haben die Anwohner auf die Aktivitäten reagiert?

Mit Neugierde. Als wir aufgebaut haben, kamen viele vorbei und haben sich angesehen, was hier passiert, weil der Laden auch lange geschlossen war. Anlässlich unserer gut besuchten Vernissage hatten wir nicht nur Gäste aus unserem Netzwerk, sondern auch Besucher aus dem Viertel, die gekommen sind und sich hier länger aufgehalten haben. Die Anwohner nehmen es also nicht nur wahr, sondern auch teilweise daran teil.

Es gibt hier im nächsten Monat zahlreiche Veranstaltungen außer der ständigen Foto-Ausstellung. Was steht als nächstes an?

Am Samstag (9.2.) findet hier das Konzert der Mainzer Acoustic-Pop-Band Soundate statt und am Sonntag eine Lesung des Autors Florian Wiesner. Er wird nach dem Motto Sex aus 49 zufällig ausgewählte erotische Texte lesen. Am darauffolgenden Mittwoch (13.2.) gibt es eine besonders spannende Veranstaltung: Der Reiseblogger Johannes Klaus wird einen fünfundvierzigminütigen Dokumentarfilm zeigen, der seine Reise nach Somalia thematisiert. Weiter geht es am Freitag (15.2.) mit einem Konzert der Mannheimer Jazzband Lektron, die viel mit Loops und elektronischen Elementen arbeiten. Und auch am Sonntag gibt es ein Konzert, und zwar wird der Bensheimer Sänger/Songwriter Sebastian Göldenitz auftreten.

Das sind die Veranstaltung der nächsten 10 Tage, aber es gibt noch mehr.

Ja. Man kann sich das komplette Programm auf der Homepage ansehen, allerdings ist es noch nicht vollständig, es werden vermutlich noch einige Veranstaltungen dazukommen. Es lohnt sich also, die Seite gelegentlich anzuklicken.

Wann ist der letzte Termin?

Am 1. März. Zu diesem Anlass gibt es noch ein besonderes Event. Der angesehene Cellist Frank Wolff wird mit seinem Auftritt für einen herausragenden Abschluss sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der "Zwischenraum" befindet sich in Mannheim im Stadtteil Jungbusch an der Kreuzung Dalbergstraße/Luisenring, in unmittelbarer Nähe der Straßenbahnhaltestelle Dalbergstraße. Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Samstag von 18:00 bis 2:00 Uhr und Sonntag von 15:00 bis 22:00 Uhr.

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