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Der Motor ist die Leidenschaft fürs Instrument

"Das Event soll der Szene helfen": Interview zur Premiere des Guitar Summit in Mannheim

Interview von Markus Biedermann
veröffentlicht am 15.08.2017

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"Das Event soll der Szene helfen": Interview zur Premiere des Guitar Summit in Mannheim

Unsere Gesprächspartner v.l.n.r.: Martin Metzger (CEO Musik Media Verlag), Dieter Roesberg (Chefredakteur der "Gitarre & Bass") und Pascal König (Music Commission Mannheim). © MKB 2017

Anfang September findet in Mannheim der Guitar Summit statt – eine Veranstaltung, die sich voll und ganz dem Thema Gitarre widmet. Wir sprachen mit den Initiatoren über ihren Enthusiasmus, ein solches Konzept in die Tat umzusetzen.

Ein ausgedehntes Wochenende lang wird Mannheim, die "Unesco Stadt der Musik", durch den Guitar Summit zum europäischen Mittelpunkt der Gitarrenwelt – drei Tage ganz im Zeichen von E-Gitarren, Acoustics, Bässen, Effektpedalen, Amps und Zubehör:

Vorschau 2018

Interview anlässlich der Premiere 2017

Die Vorfreude und Spannung darauf, was die Besucher im Kongresszentrum Rosengarten erwarten wird, sind groß. Darüber sprachen wir mit Dieter Roesberg (Chefredakteur der Gitarre & Bass), Martin Metzger (Geschäftsführer/CEO Musik Media Verlag) und Pascal König (Music Commission Mannheim und Inhaber Resident Guitars).

"Community und Leidenschaft sind das Entscheidende"

Backstage PRO: Eine Veranstaltung, die sich nur um dieses eine Thema dreht – wie seid ihr darauf gekommen? Welchen Bedarf innerhalb der Branche habt ihr erkannt, der zum Konzept für den Guitar Summit führte?

Dieter Roesberg: Vor fast zwei Jahren haben Pascal und ich festgestellt, dass es an Möglichkeiten mangelt, die heutzutage existierende, extrem große Vielfalt an Gitarren zu präsentieren. Dann haben wir uns gedacht: Warum sollten wir nicht selbst eine Veranstaltung planen, auf der sie im Mittelpunkt stehen? Dazu haben wir uns dann nochmal bei Musikern, Herstellern, Vertrieben und Händlern umgehört und festgestellt, dass dieser Bedarf auf jeden Fall existiert.

Pascal König: Es hat sich dann recht schnell eine Eigendynamik entwickelt, durch die unsere Idee immer weiter gereift ist und Stück für Stück konkreter wurde. Die Hersteller benötigen einfach eine Plattform, auf der sie sich zeigen können. Klar denkt man gleich an Frankfurt, aber bei der Musikmesse liegt der Fokus vor allem anderen auf dem Aspekt des Verkaufs von Waren. Sicherlich spielt dies auch für uns eine Rolle, aber in erster Linie geht es uns nicht um den Verkauf, die Technik oder das Equipment. Vielmehr wollen wir uns auf das Ursächliche, den Ursprung der Gitarre und des Musizierens, konzentrieren. Wir verfolgen einfach einen Spirit, der uns heute in der Branche fehlt.

Martin Metzger: Genau so ist es. Und dieser Spirit besteht aus Community und Leidenschaft. Das ist das Entscheidende!

Dieter Roesberg: Mit großer Leidenschaft haben wir das Summit auch angepackt. Bei uns steht das Instrument im Vordergrund und wir wollen alle bedienen, die daran ein Interesse haben – ob Anfänger oder Profi. Genau so machen wir es schließlich auch bei der Gitarre & Bass, die seit Anfang an das Instrument und die Musik als solches in den Mittelpunkt setzt, ungeachtet aller Genres oder sonstiger Kriterien.

Backstage PRO: Ist die Gitarre nicht gerade "am Ende"? Zumindest hat das jüngst ein Medienbericht nahe gelegt, der viel Aufmerksamkeit bekam.

Dieter Roesberg: Das nahm seinen Ausgang durch einen Artikel der Washington Post, der mittlerweile wirklich um die Welt gegangen ist. Wir haben schon gemutmaßt, dass man den Journalist im Laden womöglich schlecht behandelt hat (lacht).

Pascal König: Da war er sicher beim George!

Dieter Roesberg: George Gruhn, einer der Hauptzitierten im Artikel, ist ein Vintage-Gitarrenhändler aus Nashville. Ich habe ihn erst vor wenigen Wochen getroffen. Er ist wirklich oft schlecht gelaunt und vor kurzem sogar aus seiner Stadt gezogen, weil es ihm zu laut wurde – und das als Gitarrenhändler (lacht)! Natürlich gibt es auch Statements von ihm, die man nicht von der Hand weisen kann, zum Beispiel dass es im Vergleich zu früher keine Gitarrenhelden mehr gibt.

Der Artikel stellt zudem heraus, dass es den großen Gitarrenherstellern Gibson und Fender finanziell nicht gut geht, was diverse Ursachen hat. Ich habe den gesamten Artikel aufgrund seiner Länge erst später komplett gelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass der Beitrag zum Schluss immer positiver und das Thema der Gitarrenhelden nochmal aufgegriffen wurde: Miley Cyrus, die Mädchen wieder zur Gitarre bringt oder auch Ed Sheeran, der viele Songwriter inspiriert, werden als Gegenbeispiele herangezogen. Das sind einfach Musiker eines anderen, modernen Typs.

Ich bin eigentlich ganz froh, dass es diesen Artikel gibt, denn er bringt die Gitarre wieder ins Gespräch! Ganz nach dem Motto: "any promotion is promotion".

"Wir wollen keine Messe veranstalten"

Backstage PRO: Der Name "Guitar Summit" deutet es ja an: Ihr wollt keine Messe veranstalten.

Martin Metzger: Auf keinen Fall eine Messe!

Backstage PRO: Wodurch grenzt ihr euch davon ab?

Dieter Roesberg: Das ist für uns ganz klar: Wir wollen keine Ausstellung oder eine Messe, sondern ein Event veranstalten. Das ist uns spätestens bewusst geworden, als wir uns den Rosengarten in Mannheim anschauten. Ein Ort mit Geschichte und gleichzeitig modern. Keiner muss hier einen 500qm²-Stand aufmachen. Wir wollen Musik machen und Spaß haben!

Pascal König: Die Musikmesse in Frankfurt muss zum Beispiel ganz anders aufgebaut sein und verfolgt dadurch eine ganz andere Konzeption. Es handelt sich um eine internationale Messe auf einer Riesenfläche. Da reicht die Bandbreite bis hin zu Lasershows, PAs, Mischpulten und Synthesizern. Insofern sind wir durchaus privilegiert, denn wir können uns auf eine Sache fokussieren.

Dieter Roesberg: Wir wollen ja auch klein anfangen: Keine Gigantenveranstaltung, kleine Stände und vor allem keine Wucherpreise!

Um das zu ermöglichen wird unser Location-Partner die Nebenkosten gering halten, wir selbst machen keine großen Medienpakete oder andere teure Sachen. Die kleineren Gitarrenbauer könnten sich ihren Stand sonst gar nicht leisten. Unsere Veranstaltung soll der Szene helfen und die Gitarre, das Instrument, in den Vordergrund rücken. Und das können wir definitiv auch deshalb ermöglichen, weil wir nicht unbedingt auf so hohe Einnahmen angewiesen sind wie die Musikmesse in Frankfurt, die sich darüber allein aufgrund ihrer Fläche grundsätzliche Gedanken machen muss.

Martin Metzger: Die Funktion einer Messe ist ja auch eine ganz andere. Wir wollen vor allem Spaß und Freude vermitteln und den Community-Aspekt in den Mittelpunkt stellen. Bei uns vereinen sich die Menschen, die Freude am Instrument und Musizieren haben. Zusätzlich bilden wir die Plattform für Anbieter, die ihre Gitarren zeigen möchten.

"Es geht nicht darum zu konkurrieren"

Dieter Roesberg: Allerdings würde ich das nicht als direkte Abgrenzung bezeichnen. Uns geht es nicht darum zu konkurrieren! Ende letzten Jahres trafen wir den Geschäftsführer der Frankfurter Messe. Vor ihm müssen wir wirklich den Hut ziehen. Als wir ihm unsere Pläne vorstellten, war er im ersten Moment schon irritiert. Aber sehr schnell verstand er unseren Ansatz und schlug vor, dass wir uns zusammenschließen und Partner werden könnten.

Da haben wir direkt zugeschlagen, denn das fasst nochmal den Spirit zusammen, um den es uns hauptsächlich geht: Community-Building! Es ist uns wichtig, uns selbst nicht ganz nach vorne zu drängen, sondern möglichst viele Partner an Bord zu haben – so wie euch und sogar zahlreiche Mitbewerber auf dem Zeitschriften-Markt!

Backstage PRO: Die Location hat euch inspiriert, aber gibt es noch weitere Gründe, die für Mannheim als Austragungsort sprachen? Warum sollte es nicht die Medienstadt Köln werden, in der die Gitarre & Bass sitzt?

Martin Metzger: Es war Pascals Vorschlag, Mannheim als Austragungsort zu wählen. Natürlich nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich Mannheim als Musikstadt positioniert und einen Namen gemacht hat und zahlreiche Institutionen in diesem Bereich bietet. Also ja, warum eigentlich nicht Mannheim?

Dieter Roesberg: In einer Stadt wie Köln wäre ein solches Event um einiges aufwändiger zu stemmen gewesen. Zum einen geht man dort neben den vielen anderen Veranstaltungen unter, zum anderen sind die Konditionen in Mannheim besser und man hat hier den großen Vorteil, dass die Stadt durch Institutionen wie zum Beispiel die Popakademie viele Musiker beherbergt. Das Gesamtpaket ist in Mannheim einfach stimmiger.

Backstage PRO: Als Akteure im Medien- und Verlagsgeschäft sind Digitalisierungsprozesse und dadurch ausgelöster Wandel für euch von zentraler Bedeutung. Sind eure Erfahrungen hierbei jetzt hilfreich bei der Umsetzung eines solchen Events und dem erwünschten "Community-Building"?

Martin Metzger: Der Musik-Media-Verlag ist ja eine hundertprozentige Tochter des Ebner Verlags, der im Special Interest Bereich absoluter Innovationsführer ist, was die Digitaltechniken betrifft. Wir nutzen natürlich unser Wissen, spüren Daten nach, wollen Trends erkennen. Dabei setzen wir aber nicht nur auf die Algorithmen, sondern auch auf unser Bauchgefühl, das sich aus der eigenen Erfahrung speist. Trends bilden ja die Wünsche des Marktes ab und dem können wir nachgehen. Und so fließen auch Erkenntnisse in die Überlegungen ein, wenn es um die Planung eines Events wie dem Guitar Summit geht.

Dieter Roesberg: Digital heißt ja nicht, dass man sich nicht mehr in die Augen gucken will. Man braucht solche Events, bei denen man Themen und Menschen zusammenführen kann.

"Der Guitar Summit soll die größte Gitarrenausstellung Europas werden"

Backstage PRO: Welche Erwartungen habt ihr? Was muss am Ende unterm Strich stehen, damit der Guitar Summit nächstes Jahr wiederholt wird?

Dieter Roesberg: Wir haben sogar vor, den Summit die nächsten 10 Jahre zu machen! Aber na klar, in erster Linie müssen schon einige Besucher da gewesen und die Aussteller zufrieden sein, dann können wir das Event als Erfolg bezeichnen.

Pascal König: Wenn wir feststellen, dass der Guitar Summit die erwartete Relevanz besitzt, dann werden wir anknüpfen. Sollte der Zuspruch nicht da sein, aus welchen Gründen auch immer, dann müssen wir das Konzept überdenken – aber davon gehe ich nicht aus.

Dieter Roesberg: Wir sind doch Musiker! Wenn wir ein Konzert spielen, erwarten wir doch auch immer viele Leute (lacht).

Backstage PRO: Wären zukünftig noch weitere Formate für andere Instrumente denkbar?

Dieter Roesberg: Mit der Gitarre sprechen wir ja bereits eine breites Spektrum an: Es gibt eben den Anfänger, der eine Klassik-Gitarre spielt oder jenen, der eine preiswerte E-Gitarre braucht oder den, der 10.000 bis 20.000 Euro für eine exklusive Gitarre ausgeben möchte.

Pascal König: …und den Ukulelenspieler!

Dieter Roesberg: Genau! Die wollen wir alle bedienen und den Bogen natürlich auch zu Bässen spannen. Bei anderen Instrumenten würden wir ganz anders vorgehen. Im Drum-Bereich planen wir zum Beispiel bereits etwas, womit wir durch Deutschland ziehen wollen. In diesem Bereich gibt es allerdings nicht so viele Hersteller.

Martin Metzger: Und beim Thema Recording arbeiten wir schon jetzt mit der Musikmesse für die "Studioszene" zusammen. Ein ganz toller Erfolg!

Dieter Roesberg: Aber bei der Gitarre war so etwas längst fällig und wenn ich das mal so überheblich sagen darf: Es soll wirklich die größte Gitarrenausstellung Europas im Hinblick auf die Anzahl der Aussteller und Instrumente werden!

Pascal König: Und wir arbeiten daran, dass es auch die erfolgreichste wird.

Backstage PRO: Dafür drücken wir euch die Daumen und freuen uns, als Partner mit an Bord sein zu können. Danke für eure Zeit!

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