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The Beatles © Apple Corps Ltd.

Als "Please Please Me" vor fünfzig Jahren erschien, konnte niemand ahnen, welche Ausmaße die Beatlemania binnen kurzer Zeit annehmen würde. Zum Jubiläum hat unser Redakteur Jan Wölfer das Debütalbum der Beatles noch einmal aufgelegt und einer jungen Liveband kurz vor ihrem großen Durchbruch nachgespürt.

„One, two, three, FOUR!“ – Die Debüt-LP der Beatles beginnt als wären sie gerade auf die Bühne des Hamburger Star-Clubs gestiegen um „Schau“ zu machen. Und richtig: Es ist gerade erst 42 Tage her, dass sie ihren letzten Auftritt in dem legendären Club auf St. Pauli gespielt haben, als sie sich am 11. Feburar 1963 in den EMI-Studios an der Abbey Road treffen.

An diesem einen Tag werden sie die zehn LP-Tracks einspielen, die zusammen mit den vier noch 1962 aufgenommenen und auf den ersten beiden Singles bereits veröffentlichten Songs, auf Please Please Me am 22. März 1963 erscheinen.

Originale und Coverversionen

Dass die Band überhaupt in der Lage ist, an einem Tag zehn Songs komplett mit Live-Gesang aufzunehmen, ist dem Umstand geschuldet, dass die Beatles in diesen Tagen noch "im Training" sind, sprich durchaus noch abendfüllende Auftritte bzw. mehrere Konzerte am gleichen Abend spielen.

Zu ihrem Repertoire gehören neben ihren eigenen Songs (damals noch als McCartney/Lennon gelistet) eine große Anzahl an Coverversionen, die noch die kommenden zwei Jahre Material für LPs, von denen zwei pro Jahr fällig werden, liefern sollten.

Mono bevorzugt

{image}Das Album Please Please Me, sollte, wie überhaupt alle Beatles-Platten der ersten 5 Jahre, in Mono gehört werden. Nur so kann man der Stereo-Verlegenheitslösung entgehen, die seinerzeit für den Nischenmarkt der Stereohörer notwendigerweise (und auch halbherzig) produziert wurde.

Dass im Stereo-Mix aus dem einen Lautsprecher die komplette Band instrumental und aus dem anderen die Vocals und vielleicht noch ein Tamburin oder eine Mundharmonika erklingt, ist ein Anachronismus, der den damaligen Aufnahmetechniken geschuldet ist.

Bis zu I want to hold your hand verwendet George Martin zur Aufnahme der Fab Four Zweispur-Bandmaschinen. Die Trennung der Spuren erfolgt nur, um im finalen (Mono-)Mix Gesang und Perkussionsinstrumente vom Pegel her optimal zum Backing-Track einzustellen.

Auf Augenhöhe mit den Vorbildern

Hört man die jüngst wiederveröffentlichte Mono-Version von Please Please Me, erklingen die Fab Four in ihrer ganzen ursprünglichen Frische, in der die Vocals einen unteilbaren Bestandteil des Gesamtsounds bilden.

Betrachtet man die Songs, so zeigt sich, dass McCartney/Lennon bereits in diesem frühen Stadium auf Augenhöhe mit den Vorbildern sind. Alle neun Originale sind mittlerweile zu Klassikern geworden, die auch ein halbes Jahrhundert später noch gut gealtert wirken und das Talent dieser Songschmiede bereits im Anfangsstadium untermauern.

Jeder Song passt

Es sind zwar noch keine Geniestreiche auf der Platte, die bei der weltweiten Pop-Konkurrenz die Kinnlade herunter fallen lassen, aber während sich auf späteren Beatles-LPs immer wieder Tracks finden, die man gern überspringen möchte, stellt man fest, dass auf ihrem Debüt jeder Song passt.

Das fängt mit dem grandiosen I saw her standing there an, das dem oben erwähnten Einzähler folgt und endet mit Twist and shout, das der erkältete Lennon am Ende der Session mit letzter Kraft so singt als gäbe es kein Morgen.

John und Paul teilen sich die Leadvocals und lassen George und Ringo jeweils einen Song singen – beides übrigens Höhepunkte auf der Platte – sowohl das feine Do you want to know a secret (George) als auch Ringos Boys, das für die nächsten Jahre auch ein fester Bestandteil ihrer Liveshows werden sollte.

Vor der Beatlemania

Der Platte klingt genauso live, wie sie eingespielt wurde. Nur sehr wenige Klavier-Overdubs werden neun Tage später von Martin eingespielt, ohne dass die Band anwesend ist: Auf Please Please Me kann man daher noch hören, wie die Band damals im Star-Club oder im Cavern geklungen haben muss.

Kurze Zeit später setzte die Beatlemania ein und das Publikum schrie bei jedem Konzert so laut, dass die Beatles keine Chance mehr hatten ihr Niveau als Liveband zu halten, weil sie sich schlicht und einfach nicht mehr hören konnten. Schon auf dem Folgealbum With the Beatles kam eine andere Band ins Studio und begann sich für die Möglichkeiten des Studios zu interessieren. Auch toll. Aber anders.

Please Please Me ist heute immer noch ++++ von +++++ wert.