Amanda Palmer schöpft mit "Theatre Is Evil" aus dem Vollen und verteidigt spielend leicht ihren Status als ungekrönte "Queen of Modern-Alternative"

Amanda Palmer schöpft mit "Theatre Is Evil" aus dem Vollen und verteidigt spielend leicht ihren Status als ungekrönte "Queen of Modern-Alternative" © Shervin Lainez

Amanda Palmer wurde durch The Dresden Dolls bekannt, jetzt hat sie weiter an ihrer Solokarriere gearbeitet und mit "Theatre Is Evil" am 14. September ihr nächstes Album veröffentlicht. Die Musikerin schöpft dabei aus dem Vollen und verteidigt spielend leicht ihren Status als ungekrönte "Queen of Modern-Alternative".

"Wie kann ich mir die Pulsadern aufschneiden, wenn ich doch nicht aufhören kann zu tanzen?", fragt Amanda Palmers Komplizin Meow Meow zu Beginn des Albums in akzentfreiem Deutsch. Verwirrung und Provokation steht schon seit jeher ganz oben auf der Liste der New Yorkerin, wenn es um ihr künstlerisches Schaffen geht, und so sorgt die unkonventionelle Einführung eher für ein Augenzwinkern beim Hörer als für die Einberufung hintergründiger Gesprächsrunden. Auch die folgenden vierzehn Ergüsse präsentieren das Piano-Enfant Terrible in gewohnt genrefreien und facettenreichen Klang-Gewändern. Wahlweise in Tristesse gehüllt und mit melancholischem Schwermut behaftet (Trout Heart Replica, The Bed Song, Berlin) oder aufgekratzt und mit Post-Punk-Attitüde versehen (The Killing Type, Do It With A Rockstar): Amanda Palmer und ihr Grand Theft Orchestra ziehen in puncto musikalischer Vielseitigkeit so ziemlich alle Register.

Poppig-epische Soundlandschaften

Zwischen den Klang-Kontrasten fügen sich immer wieder gelungene Nahtstellen à la Want It Back oder Lost ein, die dem Gesamtkunstwerk mit poppig-epischen Soundlandschaften den nötigen Halt verschaffen. Theatre Is Evil ist das Ergebnis künstlerischen Wagemuts, finanziert von eingefleischten DieHard-Fans der Protagonistin, die das Projekt via Crowdfunding realisierbar machten und letztlich ein Festmahl für all diejenigen, die des gängigen Airplay-Mainstreams überdrüssig sind.

Emotional, berührend, rotzig, frech und stets für einen Überraschungsmoment gut erweist sich das Album als perfektes Sprachrohr für Unangepasste. Theatre Is Evil ist anders. Differenziert und bis ins kleinste Detail liebevoll arrangiert schlägt Amanda Palmer Brücken zwischen unterschiedlichsten Branchen. Dabei windet sich jedoch stets ein dicker roter Faden um das Schaffen, der letztlich etwas unverwechselbar Eigenes entstehen lässt. Theatre is evil? Das Böse kann manchmal so schön sein.

Wertung: +++++ (von +++++)

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