Philip Bölter – Bölter | Eigenvertrieb

{image}Philip Bölter bleibt dem Folkrock auch auf seiner neuen, schlicht Bölter betitelten EP treu. Die Urväter des Genres beeinflussen ihn stärker als die heutige Indie-Folk-Szene, man hört also mehr Neil Young als Fleet Foxes heraus. Das war schon bei seinem letztem Album New Hour der Fall: Es hatte gute Momente wie das schleppende In the Evening, allgemein fiel vor allem die Instrumentierung auf. Der dünne Gesang war dagegen der Schwachpunkt des Albums. Auf Bölter klingt das jetzt anders: Philip singt mit fester Stimme und kann so alles aus seinen Songs herausholen, die musikalisch wie zuvor mit Einfallsreichtum überzeugen, auch wenn er sich dabei wenig von seinen Vorbildern entfernt und fast immer auf Gitarre, Schlagzeug und Mundharmonika setzt. Trotzdem ist nicht alles spannend: Feed my Life zündet leider nicht, auch weil Bölters überbetonter Gesang an Schlagermusik erinnert. Dagegen steht Quit You, das vom typischen Folk-Schema wenig abweicht, aber durch den Wechsel zwischen ruhigen und schnellen Passagen trotzdem begeistert. Am Ende überwiegen diese guten Songs und es zeigt sich trotz kleiner Schwächen die spannende Weiterentwicklung von Philip Bölter.

Wertung: +++ (Stefan Berndt)

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Fugitive Dancer – Brother From Another Mother | Eigenvertrieb

{image}Mit zarten Klängen und feinen Streichermelodien wird man bei Fugitive Dancer begrüßt. From Here legt den Grundstein für die Stimmung, die auf Brother From Another Mother besticht: Die Überschrift lautet Melancholie, die Kapitel drehen sich um Abschied und unerfüllte Hoffnungen. Dass das keineswegs dem Hörgenuss schadet, dafür sorgen neben der gewöhnlichen Besetzung auch ein Cello und hin und wieder ein Glockenspiel, die der Finsternis Farbe verleihen. Ein weiterer Glanzpunkt ist der Gesang, der mal kräftig, mal düster daherkommt, aber immer auf den Punkt genau akzentuiert ist (Anspieltipp: Be Sure). Allerdings fällt es schwer, bei dreizehn Titeln das Interesse zu bewahren: Nach und nach weichen den ersten starken Songs einige weniger spannende Tracks, denen es schlichtweg an Ausdruck fehlt. Wirkliche Höhepunkte, die die Hülle des schwermütigen Indiepop an manchen Stellen aufreißen würden, sind auf Brother From Another Mother nicht leicht zu finden. Obwohl der Gesamteindruck wirklich angenehm ist, bleibt am Ende leider der Eindruck, dass Fugitive Dancer eine weitere starke EP noch besser zu Gesicht gestanden hätte.

Wertung: +++ (Dorothee Nickel)

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Loaded – Bloodshot Forget-Me-Nots | Rookie Records

{image}Loaded aus Mannheim machen seit 1994 zusammen Musik. Ska, Punk und Rock'n'Roll waren schon immer die Zutaten für ihre Alben und daran hat sich auch beim fünften Langspieler nichts geändert. Über dreizehn Songs und 36 Minuten lang gibt es genau das: die übliche Mischung aus Rock'n'Roll Singalongs, klassischen Skariffs und ein bisschen Punk-Rock-Attitüde. In dieser Kombination wirklich nichts neues, aber das erwartet vermutlich auch niemand. Die Texte passen zum Gesamteindruck, sind ebenso wie die Songs durchdacht und zeugen von einer gehörigen Portion Erfahrung in Sachen Songwriting, verführen den Zuhörer aber nicht direkt zum Steinewerfen. Zwar fehlt in Sachen Punk-Rock also etwas der Biss und auch sonst erinnert das Album an die gemütlicheren Dropkick Murphys, aber dafür sind die Songs eingängiger und taugen was für die ganze Familie. Insgesamt kein Album mit vielen Kanten, Ecken oder Überraschungen, aber die Fans von Loaded werden auf ihre Kosten kommen.

Wertung: +++ (Georg Holfelder)

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Tarranado – White Elephant | Timezone Records

{image}Auf ihrem zweiten Album präsentieren Tarranado melodischen Rock, der an Größen des Genres wie Creed oder 3 Doors Down erinnert. Die Songstrukturen wirken ausgefeilt, das Strophe-Bridge-Chorus-Prinzip wird leicht variiert, aber immer auf den Punkt gebracht. Dabei entsteht selten das Gefühl der Vorhersehbarkeit, da die Songs insgesamt abwechslungsreich wirken und es schaffen, einen Spannungsbogen aufzubauen. Textlich bewegt sich White Elephant irgendwo zwischen ambivalentem Weltschmerz und konkretem Schicksal, ebenso wie sich die Instrumente glänzend zusammen spielen, dann aber wieder Raum für distinguierte Soli lassen. Auf dem Nachfolger zum Debüt Tarranado zeigen die drei Jungs aus Oerlinghausen eindeutig, was sie musikalisch und kompositorisch draufhaben. Das Album hat Potential, auch wenn es im Gesamtblick zu einförmig wirkt, da keine wirklichen Hits herausstechen. Wer auf diese Art Musik steht, tut sich mit diesem Album aber einen großen Gefallen. Für alle, die es etwas kontroverser mögen, ist White Elephant zu perfekt und zu geplant, was bei einem Album, das Gefühle evozieren will, fehl am Platz wirkt.

Wertung: +++½ (Georg Holfelder)

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Bourbon Seas – Admiral Blue Belle | Eigenvetrieb

{image}Bourbon Seas haben sich 70er Jahre RetroRock auf die Fahnen geschrieben – Schnauzbart und Schellenkranz inklusive. Auf ihrer 5-Track-EP Admiral Blue Belle bekommt man auch genau das geboten: verspielte Gitarrenparts und interessante Arrangements bestechen in den fünf Songs. Ihr Debüt zeugt von einer Lässigkeit, die man meist nur bei gestandenen Musikern findet. Kleinere handwerkliche Unsauberkeiten auf der gesamten EP sorgen aber für eine leichte Unruhe unter der Oberfläche; der Gesang ist der tragende Part, hält das Paket zusammen und erweckt den Wunsch nach mehr. Doch dann der Einschnitt: Box Of Lies könnte sich ebenso gut auf einem guten Britpop-Album diverser englischer Bands finden. Am Song an sich kann man nichts aussetzen, aber der stilistische Bruch lässt den Hörer Schlangenlinien fahren, wo ein gerader Weg die schnellere Alternative zum Ziel wäre. Dennoch: Bourbon Seas ist kein Indie-Einheitsbrei, sondern das neuartige Gericht, das man unbedingt probieren sollte: Beim nächsten Versuch ist bestimmt auch besser abgeschmeckt.

Wertung: +++ (Dorothee Nickel)

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Die Versenker – ..., dass ich völlig austicke | Eigenvertrieb

{image}Die Versenker aus Köln haben ihre Band zum Beruf gemacht und nach zweijähriger Arbeit ihr Debütalbum veröffentlicht. Das Trio arbeitete dafür mit dem Produzenten Jon Caffery zusammen, der bereits bei einigen Veröffentlichungen der Toten Hosen zuständig war. Allerdings klingt das Album nur ansatzweise nach Punk und orientiert sich ansonsten eher an den Sportfreunden Stiller und Pur. Auch textlich greift das Trio mehr auf gute Laune, als auf frühkapitalistische Revolutionstheorien zurück. Man findet zwar das ein oder andere Aufbäumen wie in Nein, aber das wird dann sofort von einem Songs wie Ab in den Frühling vergessen gemacht. So wird auch aus dem Faible für Daniela Katzenbergers Lippen kein ironischer Seitenhieb, sondern eine Hymne auf die eigene Nonkonformität. Alle drei Bandmitglieder sind professionelle Musiker und werden durch die Initiative Musik gefördert. Da wirken Zeilen wie "Komm wir machen es uns schön und vielleicht auch Schweinerei'n" [SIC] noch mehr wie Schulhofgeplapper. Musikalisch einwandfrei produzierter Poprock, wie man ihn von professionellen Musikern erwarten darf, trifft auf Texte, gegen die die Toten Hosen pulitzerpreisverdächtig wirken.

Wertung: ++ (Georg Holfelder)

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