The Charcoal Sunset

Ich erinnere mich an einen besonderen Moment im Proberaum, als Juri seine Akustikgitarre nahm und ich ausflippte. Er spielte eigentlich nur ein bisschen unverstärkt herum, drehte dann unversehens den Volume Regler hoch und schlug ein G-Dur auf den Saiten an.
In diesem Moment war ich hellwach. Ich spürte, dass ich lebe. Juri hatte nichts Besonderes gespielt, nur einen simplen Akkord, auf die Lautstärke und Präsenz war ich jedoch nicht vorbereitet. Dieser Augenblick liegt jetzt wohl um die 3 Jahre zurück, in der Zeit als wir die Band gründeten.

Diese Momente, in denen Musik dich lebendig fühlen lässt, treffen dich wie der Blitz, verschaffen dir Gänsehaut, erzeugen eine ungeahnte Intensität und passieren im Alltag nicht allzu häufig. Als elfjähriger Junge habe ich das erlebt, mit meiner Mutt (...) Mehr anzeigener auf einem Springsteen Konzert oder in den 90ern, als ich das erste Mal Radiohead hörte. Aber seit wir unsere Songs spielen, passiert das immer häufiger und wenn ich beim Spielen in die Gesichter von Norman, Zip und Juri schaue weiß ich, dass es allen in der Band so geht, – egal ob im Proberaum, im Studio oder auf der Bühne. Und ich weiß, dass wir alle süchtig danach geworden sind. Ich glaube, dass es darum geht: wir spielen um unser Leben, dafür, am Leben zu sein, selbst wenn es nur im kleinsten Augenblick passiert. Das mag pathetisch klingen, ist es aber nicht. Ich glaube, diesen äußerst befriedigenden Moment kann man nur mit Musik erreichen, im Bewusstsein an etwas teilzuhaben, das größer ist als man selbst. In dem Moment, in dem man es kreiert, kommt es schon zu dir zurück.
Erschaffen, verstärken, Feedback erzeugen.

Das sind die seligen Augenblicke, in denen man die Welt um sich herum vergisst und den Alltagstrott und seine Forderung, echte Gefühle hinter falscher Ironie zu verbergen hinter sich lassen kann. Dann gelangt man zu etwas Realem, Wichtigerem.
Das will ich nicht mehr missen.

Marlowe Regard Weniger anzeigen