The Magnetic Fields

The Magnetic Fields © Chris Buck

Stephin Merritt, der kreative Kopf der Magnetic Fields, schätzt es nicht, vor Publikum aufzutreten. Daher gehen die Magnetic Fields nicht oft auf Tour, so dass ein Konzert der Band, wie ihr Auftritt im gut gefüllten Frankfurter Mousonturm Ende März, für ihre Fans ein besonderes Ereignis ist. Präsentiert wurde "Realism", das neue Album der Band, das durch seine eher fragilen Klänge besticht und damit ein Gegenstück zum Noise-Pop der vorherigen Veröffentlichung darstellt.

Stephin Merritt vermeidet den direkten Kontakt mit den Zuschauern und überlässt es zu Beginn des Konzerts seiner Bandkollegin Claudia Gonson (Keyboards), die Zuschauer zu begrüßen und die Songs vorzustellen. Neben Merritt, der Ukulele spielt und in seinem sonoren Bariton singt, besteht die Band aus John Woo, dem langjährigen Gitarristen, Sam Davol, dem Cellisten und Shirley Simms an der Zither. Außerdem singen auch Gonson und Simms einige Lieder und sorgen so für gesangliche Abwechslung.

Diese aktuelle Besetzung trägt starke Züge einer Folkband. Da die Band ausschließlich akustische Instrumente verwendet, das Tempo der meisten Lieder relativ langsam ist und Merritts gleichmäßiger Gesang mehr Ruhe als Intensität vermittelt, hängt das Gelingen eines solchen Konzerts von der Stärke der individuellen Songs ab.

Höhepunkte im 1. Set

Aus diesem Grund kann man den Auftritt der Magnetic Fields nicht als durchgängig gelungen bezeichnen. Dazu trägt fraglos die eigenwillige Entscheidung bei, das Konzert in zwei Sets von jeweils ungefähr 50 Minuten Dauer zu unterteilen und sie durch eine halbstündige Pause voneinander zu trennen.

Das erste Set ist das mit Abstand bessere. Es enthält Höhepunkte wie "The Luckiest Guy On The Lower East Side", eines der wenigen schnelleren, lebendigeren Lieder, die das Publikum daher besonders dankbar aufnimmt. Das gleichfalls vom epischen Dreifachalbum "69 Love Songs" stammende "I Don’t Want To Get Over You" überzeugt ebenfalls trotz der Abwesenheit der elektronischen Instrumente. Der Chamber Folk-Pop von "You Must Be Out Of Your Mind", dem Opener des aktuellen Albums 2Realism", besticht aufgrund des exzellenten Harmoniegesangs von Gonson und Simms.

Stärken im Sarkasmus

Besonders gut gelingen die sarkastischen Lieder wie "The Nun’s Litany", von dem Jesus And Mary Chain inspirierten Album "Distortion", das die Träume einer Nonne beschreibt, aus ihrer selbst auferlegten Enthaltsamkeit auszubrechen und ein Leben als Playboy-Model, Prostituierte, Domina und Pornostar zu führen.

"Shipwrecked" handelt hingegen von der wahnsinnigen Tat eines unglücklich Verliebten, der die Besatzung eines Schiffes umbringt, weil er sich danach sehnt, mit seiner Angebeteten auf einer einsamen Insel gestrandet zu sein. Unglücklicherweise ist keine Insel in der Nähe und so treiben die beiden auf dem Meer ihrem Ende entgegen.

Im zweiten Set geht es abwärts

Das zweite Set hingegen weist hingegen mit "The One You Really Love" nur einen wirklichen Höhepunkt auf. Daher wirkt das Konzert zunehmend eintönig und langweilig, wozu freilich auch ein hartnäckiges technisches Problem mit einer Rückkopplung beiträgt. Erfreulich hingegen ist, dass sich Merritt mit zunehmender Dauer des Konzerts öffnet, zum Publikum spricht und sich humorvolle oder lakonische Dialoge mit Golson liefert. Dennoch können diese Augenblicke aufgrund der Gleichförmigkeit oder Durchschnittlichkeit des Songmaterials nicht verhindern, dass sich im Publikum ein wenig Lethargie breitmacht.

Erst mit der Zugabe gelingt es, den Magnetic Fields wieder an die Klasse des ersten Sets anzuschließen. Mit ihrem Klassiker "100,000 Fireflies" und dem grandiosen "Papa Was A Rodeo" bereitet die Band den dankbaren Zuschauern einen versöhnlichen Abschluss.

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