Nickelback (Live in der SAP Arena Mannheim 2010)

Nickelback (Live in der SAP Arena Mannheim 2010) © Marco Hammer

Das beste Mittel gegen Kälte, Eis und Schnee? Man steckt 7.500 feierwütige Menschen in eine Halle, knallt fünf ambitionierte Rocker auf die Bühne und heizt der Menge mit sattem Gitarrensound und einer höllischen Pyroshow ordentlich ein - Alles andere funktioniert dann von alleine. Letzten Dienstag verschlug es die (Hard)-Rocker von Nickelback zum Auftakt ihrer Deutschlandtour in die SAP Arena im Winter-Wunder-Land Baden Württemberg. Den Ofen anheizen durften dabei die amerikanischen Kuschelrocker Daughtry.

{image}Stiefel, Blue-Jeans, Muscle-Shirt und eine Wollmütze über dem rasierten Haupt, im Optimalfall noch eine ordentliche Elektro-Gitarre. Alles was ein harter Kerl braucht. Dazu harte Klänge und messerscharfe Riffs? Fehlschluss, das martialische Äußere von Frontmann Chris Daughtry hat rein gar nichts mit den angestimmten seichteren Tönen von Daughtry zu tun. Was aber nicht unbedingt gleich schlecht sein muss, bekanntermaßen verstehen sich ja gerade die Protagonisten der Rock-Zunft am besten darin, gefühls- und schicksals-geschwängerte Atmosphären zu schaffen. Durch den Einsatz von Megaphon und der aufreizenden Aufmachung von Drummer Joy Barnes, die aus BH und Engsitzender Leggins bestand, gestaltete sich der Auftritt doch recht unterhaltsam und schaffte Vorfreude auf Nickelback.

{image}Nach einer kurzen Aufbauphase, die mit einem ohrenbetäubenden Knall (ein erster Vorgeschmack auf die Pyroshow) endete, standen die fünf Kanadier rund um Bandgesicht Chad Kroeger vor ihrer gigantischen Videoleinwand und erweckten die paralysierte Meute mit Siym zum Leben. Damit der Endorphinspiegel bei Laune gehalten wurde, legten die mehr als gut gelaunten Kanadier sogleich Because of You nach – Hard Rock erster Klasse. Hier ist der Beweis: Nickelback sind gar nicht so massenkompatibel, wie die begrenzte Auswahl der Songs, die im Radio und TV rauf und runter gespielt werden, zu kommunizieren versucht. Die Jungs sind ganz klar im Hardrock zu Hause, die können auch anders. Warum also Everybody’s Darling? – Ganz einfach, irgendwie muss sich diese Wahnsinns-Bühnenshow mitsamt Gadgets und Pyrotechnik, die schon fast an Völlerei grenzt ja auch finanzieren lassen.

{image}Dass der Mainstream von Nickelback begeistert ist kommt nicht von ungefähr. Die ausgekoppelten Songs sind einfach gesagt auf ihre Weise genial und fanden völlig zu Recht ihren Platz auf der Setliste – und wurden entsprechend inszeniert. Bei Photograph wurden auf die Leinwände private Fotos und Backstage-Aufnahmen in Kombination mit den Wahrzeichen Mannheims eingeblendet, darunter der Wasserturm und die Mannheimer Adler – Marketing per excellence. Der Song If Everyone Cared wurde den Opfern des Haiti-Erdbebens gewidmet und die politische Massage mit entsprechenden Portraits von Weltverbesserern wie Bono von U2 oder Nelson Mandela und deren Verdiensten unterstrichen. 

Der Unterhaltungswert dieses Abends stimmte durch und durch. Der gutgelaunte Chad mimte den Entertainer und magnetisierte das Publikum indem er neben Witzeleien und dem Schwelgen in Erinnerungen ständig versuchte, seine Bandkollegen zu prostituieren und für eine Hand voll Dollar an die Frau oder den Mann zu bringen. Dass Volksnähe großgeschrieben wurde, zeigten nicht nur Chads Versuche, die Bandgage unkonventionell auzupeppen, sondern auch Rammstein-Zitate und der Song If today was your last Day. Bei diesem wurden ans Ende des weit ins Publikum reichenden Bühnenstegs drei Barhocker aufgestellt und ein improvisiertes Schlagzeug aus den Nichts ausgefahren: Nickelback musizierten mitsamt Aushilfs-Gitarristen Timmy mitten in den Massen.

{image}Ein weiterer Höhepunkt dieser Feierlichkeiten stellten die mit Pressluftkanonen in die Menge geschossenen T-Shirts zu den Klängen von Metallicas Sad but True dar. Die Spendierfreude beschränkte sich jedoch nicht nur auf Shirts, sondern auch auf Bier in Bechern, das liebevoll in die Menge geworfen wurde – meist zum Nachteil des Fängers. Die Krönung jedoch war Daniel Aidars Drumsolo, der mitsamt in die Höhe gefahrenem Schlagzeug in einem Meer aus Flammen von seinem Talent überzeugte.

Ein mehr als gelungener Abend, dem es an nichts fehlte, außer vielleicht dem Song Leader of Men auf der Setlist, die alles andere als mager ausgefallen ist.

Who wants to be a big Rockstar? I do.

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Setliste

Siym | Because Of You | Photograph | Figured You Out | Savin’ Me | Far Away | Gotta Be Somebody | If Everyone Cared | If Today Was Your Last Day | Rockstar | Burn It To The Ground | Drum Solo | How You Remind Me | Too Bad | Someday | Animals

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