Interview mit Blood Red Shoes (auf dem Omas Teich Festival am 24.07.2009)
Fotos: Holger Nassenstein (www.nassenstein.net)

Interview mit Blood Red Shoes (auf dem Omas Teich Festival am 24.07.2009) Fotos: Holger Nassenstein (www.nassenstein.net) © regioactive.de

Im Rahmen des matschigsten Festivals des Jahres, "Omas Teich", traf regioactive.de-Redakteurin Jasmin Weidner auf Steven und Laura von den Blood Red Shoes, die sich sehr wohlerzogen, sympathisch und herzlich zeigten und über Schlamm, Musik und Essen redeten. So handzahm erlebt man die Beiden nicht oft, denn die Band aus Brighton fordert mit ihrer Musik und Show üblicherweise die totale Verausgabung auf Seiten des Publikums, steht dem auf der Bühne aber in nichts nach.

{image}Mögt ihr denn bisher das Omas Teich-Festival (-> Bericht und Fotos: Ostfriesland extrem)?
Steven: Nicht wirklich!
Warum nicht?
Steven: Ich hab' nur Spaß gemacht.
Laura: Als wir hier ankamen, war es schlimm am Regnen und wir waren irgendwie…
Steven (fällt ihr ins Wort): Wir dachten wirklich, dass es aufgrund des Wetters richtig beschissen wird, aber dann sind wir auf die Bühne, spielten, und es wurde noch richtig gut.
Aber ist das nicht das Besondere an einem Festival? Man geht da hin, spielt im Schlamm, wird dreckig und hat Spaß...
Steven: Oh nein, du wirst dreckig und matschig. Wir machen Musik, bleiben sauber und haben viel Spaß dabei, uns durch den Schlamm keine Krankheiten einzufangen. Ihr würdet wohl auch nach Woodstock gehen, oder? Ihr seid wie Hippies, die betrunken werden wollen und dann nackt auf der Wiese rumlungern.

{image}Warst du nie auf einem Schlammfestival?

Steven: Ich war bei beiden legendären Glastonbury-Festivals, dort sind Leute am Schlamm gestorben!

Gestorben!?

Steven: Nee, das ist so nicht ganz richtig, aber es war wirklich schlimm matschig. Ich bin für sowas nicht gemacht, aber Laura kann man nicht davon abhalten, durch den Schlamm zu robben.

Aber sie sieht so sauber und heiß aus.

Steven: Es ist ihr Job, großartig auszusehen. Aber jetzt noch mal im Ernst. Habt ihr mal ein Foto von Elvis mit Matsch im Gesicht gesehen? Tot auf einer Toilette, vollgestopft mit Cheeseburgern und Drogen: Ja! Aber verschlammt? Niemals!

Sollten wir jetzt nicht eh mal über richtige Themen sprechen?

Steven: Warum?

Weil das unser Job ist.

Steven: Du wirst für das Spielen im Schlamm bezahlt und willst jetzt also ernst werden?

Außerdem bin ich stur. Also: Was macht den Unterschied aus zwischen eurer Musik, und all den Sounds der restlichen Welt?

Steven: Der Unterschied ist nicht mal so gewaltig, aber jede gemachte Musik ist eigen. Wir machen Musik, die darauf basiert, dass wir sie lieben und unsere Erzeugnisse im Kopf gut klingen und wir mit ihnen glücklich sind. Man gründet keine Band mit dem Ziel, einzigartig zu klingen. Man gründet sie, um gute Musik zu machen. Wie jede Anfängerband klingt man erst mal wie der hohle Abklatsch bzw. der Schatten einer anderen Band. Alles, was man dann machen kann, ist, mit soviel Freude wie irgend möglich zu spielen. Denn je mehr man spielt, desto mehr kommt von der eigenen Art heraus.

{image}Wie ist das denn, wenn ihr Songs schreibt? Passieren die einfach oder sind sie kalkulierte Handarbeit?

Steven: Anfangs war das wirklich so, dass die Songs passierten, das war wesentlich einfacher.

Laura: In letzter Zeit brauchen wir aber länger, um einen Song zu schreiben.

Habt ihr demzufolge irgendwas verloren seit euren Anfängen, oder ist es mehr der Weiterentwicklung geschuldet?

Steven: Man entwickelt sich weiter. Zum Beispiel das Lied It's getting boring by the sea ist vom Himmel gefallen. Wir waren gar nicht dabei und es fiel uns einfach in den Schoß, wir hatten keine Ahnung, nahmen unsere Instrumente und hatten sofort 80% des Songs klar. Wir schreiben oft intuitiv und verbessern dann einfach solange bis wir sagen "Wow, das ist cool."

Würdet ihr denn gerne mal etwas total anderes machen?

Steven: Ich hab' immer das Gefühl, dass ich zehn andere Sachen ebenso dringend machen muss. Aber das hier ist Realität und das passiert alles. Ich hab' zwar coole Ideen, aber nicht die Zeit. Im Moment nicht, aber bestimmt komme ich eines Tages darauf zurück!

Mal was ganz anderes: Wie sähe euer perfektes Dinner aus?

Steven: Ich mag die Frage, wir beide lieben nämlich Essen und reden auch gerne darüber.

Laura: Ich wäre für Burritos.

Steven: Bin ich wenigstens eingeladen?

Laura (ignoriert ihn): Ich würde kochen, Steak, süße Kartoffeln, irgendein Gemüse und Rotwein. Als Nachtisch Apfelkuchen mit Käsekuchen.

{image}Wie sieht’s aus mit clotted cream [Anm.: eine Art dicker Rahm aus Milch]?

Laura (seufzt): Oooh yeaaah!

Steven: Wir haben ein paar der neuen Songs in Devon geschrieben und da gab es so leckere clotted cream. Wirklich lecker. Aber wir haben uns auch an Cornish Pasty versucht und die waren grauenhaft. Engländer sind manchmal so peinlich im Ausland. Da bestellen sie Fish & Chips, was soll das bitte? In Deutschland habt ihr immerhin die Currywurst.

In Berlin gibt's da die beste.

Steven: Die in Hamburg war auch lecker.

Nein! Zieh dir eine in Berlin rein! Habt ihr denn ein Lieblingsland?

Steven (verschmitzt): Deutschland.

Wir lieben euch eh. (Alle lachen.) Mal zur letzten Frage: Wie wichtig sind euch denn Onlineportale und Communities, wieviel von eurem Erfolg verdankt ihr den neuen Medien?

Steven: Keine Ahnung.

War das die falsche Frage?

Steven: Nein, die Frage ist gut, aber wir sitzen nicht wirklich zusammen und checken, welche Aktion welche Erfolge nach sich zog. Wir kalkulieren da nicht, sondern machen einfach.

Okay anders: Bekommt ihr kein Jahooo-Gefühl, wenn ihr bei youtube eine Trillionen Klicks auf eure Songs seht?

Steven: Es ist, ehrlich gesagt, ziemlich zweischneidig. Wir werden nicht so besonders aufgeregt. Alles, worum wir uns kümmern, ist unsere Musik.

Dann macht weiter so mit viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!

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