© Rudi Brand

Auf zwei Bühnen rockten drei Tage lang angesagte nationale und internationale Top-Acts auf der Eiswiese in Rothenburg o.d. Tauber. Neben Größen des Business, wie dem Farin Urlaub Racing Team oder den Toten Hosen, konnten auch hoffnungsvolle Nachwuchstalente auf der Bühne live performen. regioactive.de bringt euch hier einen umfassenden Festivalbericht und zahlreiche Fotogalerien, u.a. mit Itchy Poopzid, Maximo Park, The Rifles, The Subways und In Extremo!

{image}Die Ehre, das diesjährige Taubertal Festival zu eröffnen, hatte die Schülerband Zico & the Noisemakers. Die Gewinner der "Rockbühne", einem Nachwuchswettbewerb der "Nürnberger Nachrichten", legten mit einer Mischung aus Rock, Raggae, Ska und Pop eine gute Performance hin. Anschließend gab Avin Geffen, der mit Abstand bekannteste Musiker Israels, sein Deutschland-Debüt. Tolles Festivalwetter lud einige der Fans zum Baden in die Tauber ein. Am Eröffnungstag gab es auch eine handfeste positive Überraschung: Nicht die Top-Acts rissen die größte Show, sondern Itchy Poopzkid aus Baden-Württemberg. Sie rockten das Tal wie keine andere Band. Bei The Rifles und Maximo Park hingegen wollte der Funke diesmal nicht richtig überspringen – die Hauptbühne gehörte Itchy Poopzkid – unbeschreiblich, was diese drei Jungs mit ihrem Publikum anstellten. Ebenso empfehlenswert: The Soundtrack Of Our Lives. Leider mussten sie direkt nach Itchy Poopzkid auf die Bühne – ein heftiger Bruch zu eher psychedelisch angehauchter Musik. Auf der Nebenbühne, der "Sounds-For-Nature"-Bühne, lief parallel dazu der 1. Teil des "Emergenza Musikwettbewerbs" mit Bands aus Deutschland, Finnland, Russland, Holland, UK und Italien. Ab 19:00 Uhr waren dann Symphony Cult, Olli Schulz, Smoke Blow und der Geheimtipp Katzenjammer an der Reihe. Die vier Mädels von Katzenjammer aus Norwegen, die insgesamt 16 Instrumente spielen, begeisterten bis nach 1 Uhr das Publikum, das dann zur Aftershow-Party in den "Steinbruch" abzog, um dort bis in den frühen Morgen weiter zu feiern. Fazit des ersten Tages: Es passte und macht Lust und Laune auf mehr!

Bevor der am Festival-Samstag weitergerockt wurde, hoben die Veranstalter auf einer Pressekonferenz noch einmal ganz deutlich der Umweltaspekt des Festivals und die damit verbundenen Aktivitäten hervor. Im Rahmen eines Rundgangs über das Gelände wurden zwei alternative Möglichkeiten der Stromerzeugung vorgestellt: Die Innovation Brennstoffzelle, die sich zur Zeit noch in der Entwicklung befindet, wurde als Mustergerät vorgeführt.

{image}Zurück zur Musik: Als erstklassiger Opener entpuppten sich Montreal. Sie heizten dem Publikum kräftig ein und brachten die Massen schon um 14:30 Uhr zum Kochen. Leider wurde es kurz darauf bei Asaf Avidan & The Mojos aus Israel sehr ruhig und vor der Bühne wieder leer. Doch danach steigerte sich das Programm von Act zu Act: The Subways mit ihrer Power-Bassistin machten richtig Druck. Für die anschließend spielenden Flogging Molly war die Bühne schon fast zu klein. Deren Irish Speed Folk lud geradewegs zum Abtanzen ein. Weiter ging es Schlag auf Schlag. In Extremo, hier mit einer grandiosen Feuershow und einem deutlich besseren Sound im Vergleich zum "Sonisphere Festival", waren die erwartete Steigerung zum abschließenden Höhepunkt, dem Farin Urlaub Racing Team.

Einziger kleiner Wehrmutstropfen des Abends: Der einsetzende Regen, just kurz vorm Auftritt von Farin Urlaub. Bei diesen Highlight gingen die ebenfalls starken Bands The (International) Sound Conspiracy und The Whip auf der "Sounds for Nature"-Bühne fast unter. Es blieb nur zu hoffen, dass das Wetter für den Sonntag wieder mitspielen würde und das Festival auf diesem Niveau einen krönenden Abschluss mit den Toten Hosen finden könne.

Die "Taubertal Festival 2009"-Fotogalerien:

{image}Bereits am Morgen verwiesen die Hosen-Fahnen, Fanshirts und vorfeiernde Festivalbesucher vorfreudig auf den Headliner. Die Zeit bis 21.15 Uhr galt es nun zu "überbrücken", was mit dem tollen Aufgebot leicht verwirklicht werden konnte. Den Anfang auf der MainStage machten Sondaschule, die ihre Ska/Punk-Tanzmusik auf die Ohren hauten und damit mächtig Staub aufwirbelten. Es wurde gerannt, getanzt und mitgesungen, und das nicht nur vom Publikum. Vielmehr zeigten sich auch die Kollegen von Montreal in Mitsinglaune, selbstredend zu Recht. Costa Cannabis zeigte charmant seinen wohltrainierten Oberkörper, interagierte mit dem Publikum und präsentierte zum Abschluß seinen Hintern, inklusive frischer Schramme. Ein bißchen Trash, aber dabei sehr wohlgefallend. Echter Punk eben.

Grandios aufgelegt zeigten sich mal wieder Frittenbude, die leider mit zu wenigen Zuschauern zu kämpfen hatten. Dass dennoch wild getanzt, laut mitgesungen und vehemennt mit den Beinen gewippt wurde ist bei einem Festival, das nicht unbedingt als HipHop-affin bezeichnet werden kann, aber sicher ein Kompliment. Wie erwartet füllte sich der Zuschauerraum im Laufe ihrer Spielzeit. Sehr schön anzusehen, noch schöner mitzumachen.

{image}Indes versuchte Clueso sein Glück auf der MainStage. Das Resultat waren reihenweise weinende Mädels, deren angefressene Freunde und viel Liebe in der Luft. Wo das herkam? Seiner perfekten Schwiegersohn-Manier sanken die Mädels entgegen, und diese emotionale Reaktion bedingte widerum eifersüchtige und entnervte Freunde. Versöhnt wurden die Parteien spätestens mit "ich bin dabei, bist Du dabei.. wir sind.." Wer so schön alle miteinbezieht, dem kann man ja gar nicht böse sein.

Taking Back Sunday wirkten ein bißchen, als hätten sie sich verlaufen. Der Sound stimmte, die Band war grandios – und dennoch wollte der Funke nicht überspringen, was eventuell daran liegen mochte, dass die Festivalgäste vor der Bühne jetzt jene waren, die sich eigentlich nur die besten Hosenplätze sichern wollten und dadurch nicht gewillt waren, ihre Reserven an Begeisterung frühzeitig zu verprassen.

{image}Aber dann war es letztlich auch soweit: Über Campino und die Toten Hosen mag man denken, was man will, aber wenn sie eins können, dann ist es Festivals grandios zum Kochen bringen. Die Songauswahl ging von Klassikern wie Hier kommt Alex und Wünsch Dir was über zu dem neuen Album, quasi alle Hits waren vertreten – und alles wurde mitgesungen. Für die Securities war dieser Auftritt sicherlich ein bißchen Horror, für die Zuschauer wäre es ohne Security ein schlimmer Albtraum geworden. Die Helfer wussten jedoch zeitig einzugreifen und verdienen nicht nur an dieser Stelle ein dickes Lob und große Dankbarkeit. Campino zeigte sich von seiner charmanten Seite, als er ein Mädchen namens Annabell aus der zweiten Reihe auf die Bühne brachte, damit sie statt seiner Paradies singen konnte. Die Töne zu treffen war komplett egal, Annabell überzeugte das Taubertal-Publikum und wird sicherlich noch ihren Enkeln von dem Auftritt mit den Toten Hosen berichten.

Das Publikum machte alles mit, wie Campino es vormachte, nahm dankbar Bier- und Wasserspenden entgegen, ging in die Knie, freute sich Campino ein bißchen bekrabbeln zu können, als dieser sich – vom Security gehalten – todesmutig auf die Menge setzte. Im Ganzen zeigten die Herren mal wieder nur das Beste und bewiesen sich als perfekter Headliner.

Vielen Dank Taubertal und bis zum nächsten Jahr!

Die "Taubertal Festival 2009"-Fotogalerien: