Saender

Saender

"Meine Art" hieß die erste Doppel-EP von Saender, die im September 2008 erschien. Nun spielt er einige Solokonzerte in Deutschland und der Schweiz. Mit im Schlepptau hat er Henning Neuser (Sänger und Gitarrist bei Neuser), der ihn an der Gitarre unterstützt und auch seine eigenen Songs zum Besten gibt. Am zweiten Tourtag in Berlin nahmen sich die beiden Zeit für ein Interview. Mit viel guter Laune plauderten sie bei einem Bier unter anderem darüber, wie es zu dieser gemeinsamen Tour kam.

{image}Ihr seid jetzt zum ersten Mal gemeinsam auf Tour und spielt Konzerte, die in einem sehr intimen Rahmen stattfinden. Mit viel Charme, Witz und Gefühl habt ihr das Publikum schnell auf eurer Seite. Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?
Henning: Der Sænder hat für unsere Band Neuser schon seit längerem das Booking gemacht. Wir, das heißt Philip und ich, haben im Gegenzug für Sænder eine Platte produziert. Die haben wir dann auf unserem eigenen Label, Songpark, rausgebracht. Dann ist die Idee entstanden, dass wir Sing/Songwriter-mäßig in kleinen Clubs Konzerte spielen. Sænder hat sich dann darum gekümmert. Er hat die Clubs angeschrieben. Wir wurden auch von 2 Locations in Berlin angefragt, ob wir das machen wollen. Und jetzt sind wir auf Tour.

Wie liefen die ersten Konzerte?

Sænder: Wir haben bewusst ziemlich kleine Läden genommen, wo maximal 50 Leute reinpassen. Es würde sonst keinen Spaß machen, wenn wir in einem großen Laden spielen würden und wissen, dass da keine 400 Leute kommen.

Henning: Jedenfalls waren die ersten Konzerte total gemütlich. Zum Beispiel in Dortmund im Sissikingkong mit 30 Leuten. Ganz chillig, irgendwie. Oder so wie gestern im Intersoup mit der Couch-Landschaft. Das macht schon Spaß.

Sænder: Ich sag mal so: Berlin ist natürlich schwierig, wenn der Veranstalter oder der Laden nichts macht. Was soll ich dann von Köln aus machen, außer über das Internet etwas Promo zu machen? Wir haben uns einfach darauf verlassen. Die Erfahrung haben wir aber schon oft gemacht. Zum Beispiel waren wir in Dortmund, da hing auch kein Plakat. Woher sollen dann die Leute wissen, dass wir dort spielen? Da haben die in der Presse auch nicht geschrieben, dass wir da spielen, sondern dass es ein Songparkabend ist. Kennt natürlich keiner! Aber trotzdem haben wir es immer geschafft, dass immer so 30 Leute da waren.

Henning: Die Tour haben wir übrigens in der Schweiz begonnen, in Schaffhausen. Das war ein kleiner Rockabilly-Laden. Es war ein sehr gemischtes Publikum. Wir haben da zum Tanz in den Mai gespielt. Da war an Publikum alles vertreten. Skurril, aber lustig!

Sænder: Dafür waren aber auch mehr Leute da.

{image}Wie ist es denn für euch, wenn ihr vor 10 oder 15 Leuten spielt?

Henning: Ein gutes Konzert spielt man auch vor 5 Leuten. Es ist einfach eine Einstellungssache.

Sænder: In Stuttgart waren auch wenige Leute da. Da sind nach dem Konzert 2 Typen gekommen. Haben die CD gekauft und sind auch extra von weiter weg gekommen. Da finde ich es immer besser, wenn man die erreicht, als wenn man vor 200 Leuten spielt und keinen erreicht.

Ihr spielt auch ein Konzert in einem Wohnzimmer. Wie konnte man euch dazu überreden?

Sænder: Ich habe das Booking für Enno Bunger gemacht und die haben da ihr allererstes Berlinkonzert gespielt. Er ist dann auf uns aufmerksam geworden. Er hat mir dann geschrieben, ob wir nicht Lust hätten bei ihm im Wohnzimmer zu spielen. Ich habe mir dann auch erstmal die Seite angesehen. Da haben schon Bands wie Pele Caster oder Sven van Thom gespielt. Das sind alles Bands, die man schon irgendwie kennt. Und so kam es dazu. Das ist auch die Herausforderung, wenn man als Duo unterwegs ist. Das man an jedem Abend das Beste daraus macht und dadurch die Leute erreichen kann. Ich bin da für alles offen.

Henning: Wir waren gestern noch unterwegs im NBI in der Kulturbrauerei. Da trifft man halt Leute, die man kennt und andere Musiker. Für ein schönes Wochenende nach Berlin zu fahren lohnt sich sowieso.

Sænder: Henning ist jetzt zum ersten Mal solo unterwegs. Ich bin mit meiner ersten Veröffentlichung auf Tour. Wenn du da keine große Promoagentur hast, die da Alarm macht, muss man halt von ganz unten anfangen. So wie Die Ärzte es früher gemacht haben: Spielen, spielen, spielen! Wenn man dann zum 8. mal nach Berlin kommt und da sitzen immer noch 30 Leute, dann muss man sich schon überlegen, ob man alles richtig macht.

Was macht ihr gegen die Langeweile auf Tour?

Sænder: Es gibt gar keine Langeweile.

Henning: Mit Sænder kommt sowieso keine Langeweile auf. Wir haben immer was zu quatschen. Wir haben es gestern auf der Fahrt mit Hörbüchern versucht, aber das war ziemlich langweilig. Wenn man eine CD reinschiebt, hält das auch nur für einen halben Song und dann fängt Sænder wieder an zu quatschen oder ich.

Sænder: Es ist auch nicht immer so eine lange Fahrt wie nach Berlin. Das längste sind 3 bis 4 Stunden. Das ist auch eine Ausnahme, dass wir 2 Konzerte an 2 Tagen hier in Berlin spielen.

Henning: Außerdem hast du auch keine Langeweile, weil du überhaupt keine Zeit hast. Du fährst hin, machst Soundcheck, dann isst du etwas, bereitest dich auf das Konzert vor, trinkst Bier und triffst paar Leute. Nach dem Konzert ist man dann so müde und fällt ins Bett. Am nächsten Morgen geht es dann weiter. Wahrscheinlich ist es langweiliger, 4 Wochen auf Nightliner-Tournee zu sein. Und überall hingefahren zu werden. Dann fängst du an Englisch- und Französischkenntnisse zu verbessern. Dafür haben wir keine Zeit.

Sænder: Viele Leute nehmen auch einen Laptop mit auf Tour, um ein paar neue Songs aufzunehmen. Aber das schafft keiner! Du bekommst einen Anruf, dann triffst du dich mit einigen Leuten. Irgendwie kennt man in jeder Stadt eine Person.

Henning: Man kommt ja kaum zum Lesen. Wir haben teilweise mit Neuser einen Bandbus gemietet, wo wir einen DVD-Player hinten drin hatten. Einer musste fahren, die anderen haben Filme geguckt. Das war das höchste der Gefühle, mehr schafft man einfach nicht. Es wird halt eh immer dummes Zeug geredet, da kann man sich nicht auf ein Buch konzentrieren.

Wie sehen bei euch die letzten Minuten vor einem Konzert aus? Gibt es ein Ritual?

Sænder: Ja, aber das verrate ich nicht!

Henning: Ich muss bis zum Auftritt immer irgendwas machen. Ich kann nicht ruhig sitzen. Ich muss für mich immer noch irgendwas organisieren, noch einmal aufs Klo gehen.

Sænder: Sowas habe ich auch. Ich ziehe vorher immer mein Sænder-Outfit an, die Coverklamotten. Der Pulli, dann die Lederjacke drüber und noch die Mütze. Dann bin ich irgendwie Sænder. Ich bin das vorher auch schon, aber das ist ein Ritual von mir. Ich habe auch noch nie in anderen Klamotten gespielt. Da es auch erst der dritte Solo-Gig von uns war, haben sich noch keine Rituale entwickelt.

{image}Gibt es Konzerte, die euch für länger in Erinnerung bleiben werden?

Sænder: Bei mir sind das echt alle Konzerte. Bei mir passiert auch einfach zu viel auf der Bühne. Ich kann das auch nicht einplanen. Da springt mal die CD oder es reißt eine Saite. Irgendwas passiert immer. In jedem Club, wo ich schon gespielt habe, fallen mir auch die Dinge ein, die dort passiert sind.

Henning: Ich hatte mal ein ganz geiles Konzert. Da hatten wir eine WDR Rockpalast- Aufzeichnung gemacht. Da ist bei der Aufzeichnung einfach alles schief gegangen, was man nachher bei der Ausstrahlung nicht mehr sieht. Erst ist meine Gitarre in Eimer gegangen. Der Pickup-Schalter ist in der Gitarre verschwunden, dann ist unser Bassist mit einer Zange gekommen. Alles während der Show. Unser Gitarrist damals, dem ist das Pedalboard mit den Effekten abgeraucht, keine Stromversorgung mehr. Das war einfach nur scheiße. Das werde ich wohl nicht vergessen. Das war in der gleichen Woche, wo wir auch im Stereo Wonderland gespielt haben. Da ist das Monitorkabel von unserem Keyboarder im Kühlschrank eingeklemmt worden. Dann hat die ganze Zeit ein unfassbares Gewitter über der Anlage stattgefunden. Keiner wusste was das war, bis nach dem Konzert. Werde ich auch nie vergessen.

Sænder: Ich war zum Beispiel mit Niels Frevert unterwegs. Da ich auch ein Fan von ihm bin, habe ich auch eine besondere Beziehung zu den Konzerten. Ich habe da zwar im Vorprogramm gespielt, aber es ist der ganze Eindruck. Ich habe vorher gespielt, die Leute fanden einen super und danach hat Niels Frevert gespielt. So habe ich viele Erinnerungen. Am Anfang war Sænder noch im Duo, ich konnte kaum was an der Gitarre. Dann kam die Anfrage, ob ich Superpunk supporten möchte. Alleine! Dann habe ich mir von einem Kumpel Beats basteln lassen. Ich bin mit einer verstimmten Gitarre auf die Bühne und habe einfach darauf rumgeschrammt, Punkrock gemacht. Die fanden das alle auch irgendwie geil, es kamen keine Buhrufe oder sonstiges. Danach hatte er gesagt: Alta! Du kannst doch nicht mit einer komplett verstimmten Gitarre spielen! Die Gitarre hatte ich mir auch erst bei Ebay ersteigert, keine neuen Saiten drauf gemacht. Ich bin damit einfach auf die Bühne gegangen. Ein anderes Mal hatte ich mal bei dem Releaseabend von Neuser im Vorprogramm gespielt. Ich hatte einen Bassisten dabei gehabt. Ich komm so auf die Bühne und da hat einer das Stimmgerät manipuliert.

Henning: Das habe ich extra gemacht.

Sænder: Und ich hatte keine Ahnung davon.

Henning: Und der CD-Player war auch noch von der Geschwindigkeit anders eingestellt.

Sænder: Ja! (lacht) Da ging echt alles schief, aber ich habe es durchgezogen.

Gab es bei euch mal Momente, wo ihr am liebsten alles hingeschmissen hättet?

Sænder: Ja. Immer dann wenn ich Bands hatte und gemerkt habe, dass es hier nicht mehr weitergeht. Dann hatte ich keinen bock mehr und habe die Bands aufgelöst. Die Jahre davor habe ich auch schon als Sænder gespielt, mich einfach ausprobiert, was ich so machen kann. Dadurch habe ich auch den Henning kennen gelernt. Er wollte dann Songs aufnehmen, was wir auch gemacht haben. Davor hatte ich auch schon einige Songs aufgenommen und die habe ich ihm dann vorgespielt. Ich wusste, dass irgendwann alles zusammen kommt. Immer wenn man kurz davor ist alles hinzuschmeißen, dann trifft man irgendeine Person und dann geht es wieder weiter. So war das auch mit Henning.

Henning: Bei mir gab es immer wieder Momente, aber nur kurz. Meistens nach den Plattenverträgen. Ich hatte 4 Jahre einen bei EMI, 2 Jahre bei Universal. Immer spätestens dann wenn es vorbei war, wollte ich alles hinschmeissen. Aber dann packt man das wieder neu an. Da haben wir das eigene Label gegründet. Die letzte Platte lief auch nicht so super, aber das ist wieder vergessen. Dann haben wir eine EP gemacht und so geht es halt immer weiter. Jetzt mache ich auch eine Soloplatte. Irgendwie muss es immer weitergehen, es bleibt einen auch nichts anderes übrig. Man hat sich das so ausgesucht und das ist auch gut so. Wenn eine Tür zugeht, dann geht die andere auf.

Sænder: Genauso ist es. Sonst würden wir in unserem Alter nicht mehr nach Berlin fahren, um 2 Konzerte zu spielen. Jetzt wo wir fast Rentner sind. Dann würden wir das über die Jahre hinweg nicht mehr so machen. Der Punkt ist auf jeden Fall überschritten, wo man sagt: "Ich mach das nicht mehr!" Ich glaube auch nicht, dass das noch passieren wird.

Wo seht ihr die Vor- und Nachteile, wenn ihr mal Solo und mal mit Band unterwegs seid?

Henning: Wenn ich Solo unterwegs bin, kann ich selber bestimmen. Ich kann die Entscheidung selbst treffen, welche Songs ich spiele und welche Atmosphäre ich aufbauen möchte. Mit einer Band ist es immer eine Gemeinschaftsentscheidung. Ich spiele gerne mit Band. Gerade wenn man in so einem Ding drin ist mit Drums, Bass und Keyboard. Da passiert viel auf der Bühne. Es ist viel Energie, die dann zusammen kommt. Es hat alles Vor- und Nachteile. Es ist schwierig zu beantworten. Die Energie auf der Bühne vermisse ich, wenn ich alleine unterwegs bin. Solo kann man selber viel mehr machen. Man kann auch mehr für sich sein, den Moment genießen.

Sænder: Ich bin nicht der klassische Singer/Songwriter, der sich da mit einer Akustikgitarre hinstellt. Die Leute kennen auch größtenteils die Songs nicht, das darf man nicht vergessen. Wenn man irgendwo ist und man kennt die Songs nicht, dann steht da einer und sagt: Nicht schon wieder einer mit der Gitarre! Da wird mir auch nach 5 bis 6 Liedern langweilig, wenn ich die Songs nicht kenne. Genau das wollte ich nicht. Deswegen machen wir 4 oder 5 Songs mit Akustikgitarre oder mit 2 Gitarren. Da müssen aber auch ein paar Sachen sein, die Playbacks haben oder man macht das richtig mit Band. Aber das wäre dann wieder eine Kostenfrage. Bus mieten, Schlagzeuger und dann muss man wieder in größeren Clubs spielen. Wir haben einen guten Weg gefunden, das zu machen.

Henning, du hast das Label Songpark gegründet. Wie und wann kam es dazu?

Henning: Das war genau nach dieser Phase mit Universal, wo sich Neuser von der Plattenfirma getrennt hat, bzw. das Plattenlabel von uns. Das muss man dann der Richtigkeithalber so ausdrücken. Das war so, dass wir die Platte fertig hatten und die auch gerne veröffentlichen wollten. Da haben wir dann die erste Auskopplung daraus veröffentlicht, damals mit Von vorn anfangen. Dann war das nicht hoch genug gechartet, ist nicht in die Top100 gegangen. Und das ist für einen Konzern wie Universal ein Grund es dann auch zu lassen. Wir haben da auch nicht so die Perspektive für die Band gesehen. Somit wollten sie auch die Platte nicht veröffentlichen und dann wollten wir es halt alleine in die Hand nehmen. Das ist natürlich auch nicht so einfach. Man muss bestimmte Wege gehen, unter anderem Behördengänge. Dann haben wir das Label gegründet. Es ist auch besonders Kosten- und Zeitaufwändig. Man muss sich um alles alleine kümmern, muss das Geld für Promo, Platten usw. aufbringen. So kam es dann dazu. Selbermachen als Motto. Deswegen damals auch Selbstauslöser, so haben wir die Platte genannt. Hat jetzt aber auch nicht so den Erfolg gebracht, wie wir es uns vom Konzept her erhofft hatten. Jedenfalls haben wir jetzt ein Label und haben die Möglichkeit unsere Sachen selber zu veröffentlichen.

{image}Sænder, wie entstand die Idee zu King Kalk-Booking?

Sænder: Das ist eigentlich total einfach. Ich brauchte irgendwann einen Namen. Wenn man Konzerte veranstaltet muss es ja irgendeinen Namen geben, weil man ja auch eine Steuernummer bekommt. King Kalk ist meine E-Mailadresse, weil ich aus Köln Kalk komme, aus dem Ghetto-Stadtteil. King Kalk war irgendwie da. Die Leute kannten mich dann über das Booking. Dann war das auch klar. Warum soll ich mir jetzt einen anderen Namen dafür ausdenken? Die Leute sprechen mich auch manchmal so an.

Henning, von dir gibt es neuerdings ein Lied zu hören, in dem der Text teilweise auf Englisch ist. Wie entstand die Idee dazu und warum ist es kein komplett englischer Text geworden?

Henning: Der Song liegt schon eine Weile bei mir und ich habe gedacht, dass da noch irgendein Refrain rauf muss. Ich habe eine Freundin, die iranisch.. Ja, wie soll ich sagen? Iranisch- und englischsprachig aufgewachsen ist und die Sprache sehr gut beherrscht. Ich habe sie dann gefragt, ob sie nicht Lust hätte ein paar Zeilen zu schreiben. Ich möchte nämlich gerne auf Englisch singen. Ich wollte versuchen, es zu mischen. Sie hat sehr treffende Zeilen dafür gefunden, die das Gefühl dieses Liedes verstärkt und auf den Punkt gebracht haben. Einen komplett englischen Titel habe ich jetzt fertiggestellt und weitere Songs, die gespickt sind mit englischen Phrasen. Entweder ist das für mein Soloalbum oder für das neue Neuser-Album, das weiß ich noch nicht genau. Ich probiere das einfach aus. Die Sprache klingt für mich auch einfach super. Wenn man das so mischt, ist es auch nicht Jedermanns Sache. Man kann es nicht jedem Recht machen, aber ich finde es sehr spannend.

Sænder, wie sieht es bei dir mit englischen Texten aus? Wäre das etwas für dich?

Sænder: Da haben wir uns gestern noch auf der Fahrt darüber unterhalten. Ich könnte nie in einer anderen Sprache singen, wenn ich dabei nichts fühle, auch wenn ich die Sprache super gut beherrschen würde. Man könnte ja auch zum Beispiel in Französisch oder so singen. Aber wenn man nichts spürt, dann würde es mir auch schwer fallen Texte zu schreiben. Außer man fragt jemanden, ob er den Text übersetzt. Aber dann singt man das auf der Bühne und fragt sich: Was singe ich da eigentlich?

Henning: Wenn du es nicht verstehst, ist es natürlich schwierig!

Sænder: Man muss es aber fühlen!

Henning: Sollen wir darüber jetzt noch eine Podiumsdiskussion führen?

Wie sehen eure weiteren Pläne für dieses Jahr aus?

Henning: Also ich werde jetzt für Sænder eine englischsprachige Platte produzieren. Er bekommt das dann hingelegt und muss das singen. Das ist so mein Plan. Wir machen jetzt ein Sænder-Album, oder?

Sænder: Ja. Wir machen jetzt noch ein paar Konzerte. Dann ist erstmal Sommerpause, wo wir uns auf die Musik konzentrieren. Ob Henning dann sein Album aufnimmt oder ich.

Henning: Beides! Wir arbeiten am Sænder-Album und ich am Neuser-Album!

Sænder: Ist das hiermit besiegelt?

Henning: Na klar! Das ist der Plan. Man muss sich ja Ziele setzen.

Sænder: Im Spätsommer geht es dann nach Bayern und nach Österreich. Und dann mal sehen, was noch so kommen wird. Dann wird auch mein richtiges Album fertig sein und da wird Geld organisiert, was die Promo angeht, dass es nicht noch mal so ist, wie jetzt. Ich habe mit meiner EP schon etwas erreicht, aber mit dem Album muss dann was passieren.

{image}Zum Abschluß kommen jetzt noch ein paar persönlichere Fragen.

Berufswunsch als Kind?

Henning: Ich wollte immer etwas mit Menschen machen und wollte Elektriker werden. Das habe ich jetzt auch irgendwie verbunden. Ich hatte immer Spaß daran, aus einem alten Lautsprecher etwas rauszuholen. Als Kind hat man so seine Sachen, mit denen man sich beschäftigt. Es war mit der Musik genau das richtige.

Sænder: Ich bin gerade am überlegen. Ich wollte Original Elvis werden!

Henning: Du wolltest als Beruf Elvis werden?

Sænder: Ja, wirklich. Das habe ich auf die Frage immer geantwortet, als ich klein war.

Henning: Meine Schwester hat mir mal gesagt, ich wäre im früheren Leben Heino gewesen, weil sie mir immer eine Sonnenbrille aufgesetzt und eine Gitarre in die Hand gedrückt hat. In meinem früheren Leben.. Wobei Heino noch lebt, von daher.

Eine Jugendsünde?

Sænder: Klamottenmäßig habe ich schon einiges verbrochen. Ich habe immer versucht die Styles, die es in den 80ern gab, zu mixen.

Henning: Das geht mir ganz genauso. Meine Schwester hat mir früher immer neongelbe Hosenträger verpasst. Das war ganz schlimm. Aber das ist keine wirkliche Jugendsünde.

Sænder: Ich habe mal kölsche Musik gehört. Was ich jetzt immer noch mache.

Henning: Ich war mal auf einem Konzert von Pur! Da war ich aber noch ganz klein. Das ist bei mir auf jeden Fall eine Jugendsünde.

Sænder: Also eine richtige Jugendsünde.. Scheiße bauen gehört ja nicht dazu, macht ja jeder.

Henning: Jugendsünde finde ich auch mehr so, dass man heute sagt: Gott, wie bist du denn da rumgelaufen oder so.

Sænder: Oder was habe ich da für Musik gehört.

Henning: Genau. Zum Pur-Konzert gehen und dafür noch bezahlen.

Sænder: Nee, so was habe ich nicht gemacht. Ich war mal bei Westernhagen.

Henning: Das ist aber auch eine Jugendsünde!

Sænder: Bin ich aber umsonst reingeklettert. Mit 10 Leuten haben wir uns gesammelt und sind über den Zaun geklettert.

Henning: Ich hatte mal in meiner Schulzeit einen Kumpel, der immer gesagt hat: So, lass mal ein car-walk machen! Ich hatte mal eine ganz späte Jugendsünde, das darf man gar nicht erzählen. Da bin ich einfach aus spaß nach einem Abend im Stereo Wonderland über ein Auto gelaufen. Das fand ich schon ganz schön wild von mir. (lacht)

Wovor habt ihr Angst?

Sænder: Der Henning hatte das mal so schön ausgedrückt: Ich habe keine Angst vor dem Tod, sondern ich habe Angst nicht mehr zu leben.

Henning: Das habe ich aber schön gesagt.

Sænder: Oder davor, dass wir mit 50 immer noch vor 30 Leuten spielen werden.

Henning: Ich habe Angst vor dem Zeitgeist. Das alles immer schneller wird und die Leute sich nicht mehr so viel Zeit füreinander nehmen. Dass Leute sich gegenseitig vergessen.

Eure größte Macke?

Sænder: Frag mal meinen Psychiater! Dann muss man mal den Henning fragen, was für eine Macke ihn an mir nervt.

Henning: Meine größte Macke bin Ich! Es ist schwierig zu sagen, wenn man so viele Macken hat.

Sænder: Bei Henning kann ich zum Beispiel sagen, dass er immer noch mal zurücklaufen muss, weil er denkt etwas vergessen zu haben.

Henning: Stimmt. Das ist auf jeden Fall auch für mich manchmal anstrengend. Wenn ich mir die Frage stelle, ob ich die Kaffeemaschine ausgemacht habe, ist es schon vorbei und dann muss ich noch mal zurück.

Sænder: Und jetzt darfst du meine Macke sagen.

Henning: Deine Macke? Weiß ich nicht. Du bist einfach so perfekt. Mir fällt da überhaupt nichts auf.

{image}Eure Stärke?

Henning: Meine Stärke bin Ich!

Sænder: Ich glaube dass man merkt, dass es nicht gespielt ist. Wir sind einfach 2 Typen.

Henning: Genau. Und unsere Stärke ist auch, dass wir das hier jetzt gerade machen, gutgelaunt durch den Tag gehen und einfach das Beste daraus machen. Das ist auch gar nicht so leicht. Es bringt ja nichts wenn ich jetzt hier rumjammere, weil wir nicht in der Columbiahalle spielen, sondern im Intersoup. Wenn 10 Leute da sind oder 15, dann ist das doch cool.

Welcher Film bringt euch zum weinen?

Henning: Neulich habe ich einen ganz tollen Film gesehen, aber ich komme jetzt nicht auf den Namen.

Sænder: Ich habe letztens ein Film mit Will Smith gesehen. Ich bin da eh nah am Wasser gebaut was Filme angeht. Wie heißt der Film noch mal? "Auf der Suche nach Glückseligkeit" oder so? Wo auch sein Sohn mitspielt. Da habe ich zum Beispiel geweint.

Henning: Ich habe einen guten Film gesehen: Lars und die Frauen. Da ging es um einen Typen, der hatte eine Psychose. Er lebt in der Garage seines Elternhauses und sein Bruder wohnt mit seiner schwangeren Frau im Haupthaus. Der Typ bestellt sich im Internet eine Puppe und lebt mit der. Alle spielen diese Psychose mit. Der Film war so rührend, kann ich nur empfehlen.

Wer sollte mal einen Song von euch covern?

Henning: Das wäre ja mal geil. Alleine die Vorstellung.

Sænder: Bei mir ist das schnell beantwortet: Niels Frevert! Ich mag seine Stimme total gerne. Aber ich stehe mehr auf Remixe. Da gibt es viele, wo ich es gerne hätte, dass die mal einen Song remixen sollen. Aber von der Stimme her Niels Frevert.

Henning: Ich fände es total super, wenn die Münchner Freiheit ein Song von mir singen würde. Dann würde ich vielleicht noch mal einen Arsch voll Geld damit verdienen.. Nochmal ist gut! Nee, keine Ahnung.

Sænder, wie würdest du Henning in wenigen Worten beschreiben?

Sænder: Sehr gefühlvoll. Eine Seele von Mensch. Es ist auch mittlerweile ein richtig guter Freund geworden, den ich einfach mal nachts anrufen kann und sagen kann: Ich muss dir was Geiles erzählen, du kannst gleich weiterschlafen! Das kann ich in wenigen Worten sagen. Ein großartiger Freund von mir.

Henning, wie würdest du Sænder beschreiben?

Henning: Sænder ist ein Original. Ein Kölner Original. Richtig kölsch, wie er im Buche steht. Ein ganz grundehrlicher Typ mit dem Herzen auf der Zunge. Ein toller Freund!

Danke euch für das Interview!