Dr. Knarf

Dr. Knarf

Obwohl "Kniwo" noch als viel versprechender Newcomer im Deutschrap-Kosmos gehandelt wird, kann der Kölner Rapper bereits einen Doktortitel in seinem Namen vorweisen. Als Dr. Knarf hat er 2007 bereits mit seinem "Ta$h Mixtape" für großes Aufhorchen gesorgt. Nun feilt das Multitalent mit dem außergewöhnlichen Reimfluss schon an seinem ersten Album. regioactive.de gegenüber stand der aufstrebende Musiker Rede und Antwort...

{image}RA: Wer oder was verbirgt sich hinter Dr. Knarf, was ja zunächst mal ein ungewöhnlicher Name für einen Musiker ist?

Knarf: Hinter dem Künstlernamen Dr. Knarf verbirgt sich ein nunmehr fast schon Mitt-Zwanziger aus Köln, MC, Produzent, Singer/Songwriter. Ich habe mich vor etwa zehn Jahren in HipHop verliebt, und da ich durch meine Familie schon in frühestem Kindesalter mit Musik und ersten Instrumenten in Kontakt kam, lag die Entscheidung für mich nahe, mich auf diesen Film zu fokussieren. Ich bin außerdem Teil der HKC, einem multikulturellen Künstlerkollektiv.

Wofür steht die Abkürzung HKC, die auch immer wieder in deinen Songs auftaucht?

HKC steht für "HamburgKölnConnection". Wir sind ein 30-Mann starkes Künstlerkollektiv bestehend aus MCs, Produzenten, Writern, Grafikern, Videokünstlern, etc. Uns gibt es seit etwa 2000, getextet wird auf Deutsch, Französisch, Spanisch, Englisch, Arabisch und Türkisch. Wir sind alle schon lange Freunde, das steht nach wie vor und auch weiterhin im Vordergrund.

{image}Du produzierst deine Sachen also größtenteils selbst. Auf welche Art von Beats fährst du am meisten ab, und siehst du einen besonderen Vorteil darin, auf eigene Beats zu rappen?

Hmm... Ich mag unterschiedlichste Arten von Beats, rhythmische, pumpende Drums sind mir am wichtigsten, denn Flow ist meine Basis, aus der sich alles weitere entwickelt. Selbst inhaltliche Konzepte sind bei mir 100% Flow-basiert.

Mit welchen Rappern aus Deutschland könntest du dir eine Zusammenarbeit vorstellen, bzw. mit wem kannst du dich hierzulande identifizieren?

Mir ist Authentizität ebenso wichtig wie Können und Individualität. Diese Kombination ist hierzulande schwer aufzutreiben. Daneben mache ich aber nur Musik mit Menschen, mit denen ich persönlich cool bin. Da fällt dann endgültig der Rest durchs Raster…

{image}Was ist deine Meinung zur deutschen HipHop-Landschaft und warum hebt sich gerade Dr. Knarf davon ab?

Ich denke, dass viele einfach auf der Suche nach schnellem Ruhm und Geld sind. Darunter leidet die Kunst, die die wenigsten voranbringen wollen. Jeder, der auf Trends scheißt und sein eigenes Ding durchzieht hat meinen Respekt. Ich hebe mich vom Rest ab, weil ich jahrelang an meinen Skills gefeilt habe, und das Leben mit seinen Höhen und Tiefen meinen Blick für gewisse Dinge, die andere vielleicht übersehen, geschärft hat. Außerdem will ich meinen Fans etwas geben, nichts in ihnen abstumpfen, mich beispielsweise dumm stellen, um irgendeinem Image gerecht zu werden, das in Wirklichkeit nur den Infantilisierungsprozess der Gesellschaft vorantreibt. In etwa wie auf Wie ich flieg, dem Titeltrack meiner EP zum Album, die am 6. Juni 2009 erscheint. Dort beschäftige ich mich mit tagespolitischen Geschehnissen, die wohl mehr Schockmomente bieten, als so mancher Gangsterfilm, aber von der Tagespresse doch weitgehend ignoriert werden.

{image}Auf welche vier Tracks kannst du in deinem iPod nicht verzichten?

Wenn ich einen hätte: Infamous Mobb: IM3. Canibus: Father, Author, Poor Pauper. Prodigy: Keep it thoro. Big Pun: Beware.

Und welche vier Tracks würdest du jemand auf den iPod spielen, um ihn zu ärgern?

...eyyy man kriegst du Kohle von Apple? (lacht)

Ganz im Gegenteil. Ich dachte eher, dass ich mittlerweile der Einzige bin, der noch ein konventionelles Abspielgerät für Unterwegs hat…

- das Jadakiss-Album The Last Kiss

- Kanye West In the night...

- Akon I´m so lonely

- das Meiste von Lil Wayne, seit er aufgehört hat, Texte zu schreiben.

Fiese Auswahl! Meinen Player behalte ich wohl besser im Auge... Welche Rolle spielen Graffiti und Breakdance als Teil von HipHop für dich?

Sie sind zwei der vier Grundpfeiler von HipHop, durch die endlos-Kommerzialisierung von Rap-Musik leider immer mehr in den Hintergrund geraten. Gemalt hab ich früher selbst, naja, eher geschmiert und getaggt, viele Pieces hab ich nicht gezogen.

Dr. Knarf - Trink ne Milch

 

Deine Videos Trink ne Milch und Rap Superstar sind nah an Filme (Clockwork Orange, Mafia Filme) angelehnt. Wie sehr bist du selbst Schauspieler?

Ich sehe mich selbst ganz und gar nicht als Schauspieler, eher als abstrakten Künstler, der mit Worten, Rhythmus, Sprache, Melodie und Harmonie umgeht, wie ein Maler mit Farbe, Palette, Pinsel und Leinwand. Wobei die Motive stets Impressionen aus meinem eigenen Leben oder Absichten sind, denen ich Ausdruck zu verleihen suche. Musikvideos filmisch zu gestalten ist natürlich außerordentlich interessant, weil ein Schauspieler in seinem Spiel einen bestimmten Inhalt, oder eine bestimmte Intention, auf seine eigene Art im Format, das ihm die Rolle zubilligt, darstellt, also zu künstlerischem Ausdruck werden lässt. Das ist ja quasi Rap auf einer anderen Ebene. Wenn man sich filmischer und schauspielerischer Elemente bedient, um Musik zu visualisieren, bekommt all das natürlich eine tiefere Vielschichtigkeit.

Drei Gründe, warum man dich live erleben muss?

1. Energie!

2. Gänsehaut

3. Fun

Was ist als nächstes von dir zu erwarten?

Am 6. Juni steht die Wie ich flieg-EP überall im Laden, als Vorbote für mein Album, das im Spätsommer erscheint. Im Herbst kommt auch das HKC-Album, was echt spannend wird. Simultan werden noch einige Videos gedreht, unbedingt abchecken!

Machen wir! Vielen Dank für das Interview.