Scott Matthew

Scott Matthew © Jon Nalley

Die Presse zum Debüt des jungen Australiers war überwältigend. Die großen Tageszeitungen, arte tracks, musikexpress - alle rissen sich um Scott Matthew. Ebenso groß waren die Erwartungen auf das Konzert im Heidelberger Karlstorbahnhof, die noch übertroffen wurden. Was den Zuhörer hier erwartete, ist kaum in Worte zu fassen. Wir haben uns mit dem sympathischen Scott Matthew zusammengesetzt, um ihn ein bisschen auszufragen.

{image}Dein letztes Album bekam sehr gute Kritiken. Europäer, Asiaten… die ganze Welt scheint dich zu lieben. Und da gibt es noch einen anderen Aspekt: deine Biographie beginnt in Australien und endet in New York. Wo fühlst du dich zuhause und wie ist das Tourleben so in all diesen Ländern?

Meine Heimat ist immer noch New York City, aber ich bin dankbar, dass ich so oft raus kann. Ich verbinge viel Zeit auf Tour. Es hört sich vielleicht ein bisschen verrückt an, aber ich fange an von der Veränderung und den Neuheiten abhänig zu werden. Aber mein Herz gehört immer noch Australien, wo auch immer noch meine ganze Familie wohnt.

{image}Du nennst dich selbst den "stillen Krachmacher". Als ich das erste mal dein wunderbares Album gehört habe, wusste ich sofort, was du meinst. Aber könntest du es auch unseren Lesern erklären, die nicht so mit deiner Musik vertraut sind?

Meine Musik ist eher sanft und ruhig. Also eher in Balladen verwurzelt. Aber Musik ist praktisch nur organisierter Krach, also bin ich ein stiller Krachmacher.

Deine Bilder sind immer ein bisschen dunkel und melancholisch. Welche Farben würden deine Musik am besten beschreiben?

Alle Farben des Regenbogens, aber vielleicht entstand der Regenbogen eher aus Tränen und nicht aus Regen. 

Bei der Sendung "arte tracks" hast du erwähnt, dass du Jazz-Sänger werden wolltest. Warum hast du diesen Weg nicht eingeschlagen, und wie hat dich die Jazz-Musik beeinflusst?

Weil ich keine Jazz-Musik schreiben kann. Hin und wieder performen wir ein paar Jazz-Standards, also bekomme ich meinen Anteil.

Was beeinflusst dich sonst noch?

Liebe und Wein. 

Ich habe gehört, dass du an deinem zweiten Album arbeitest. Was kannst du mir darüber erzählen?

Nun ja, ich kann dir sagen, dass es schon fast fertig ist und dass ich sehr stolz darauf bin. Wir waren dieses Mal alle selbstsicherer, als wir ins Studio gegangen sind. Was die Arrangements anbelangt, ist alles ein bisschen satter geworden und reichhaltiger an Violinen, Mandolinen, Waldhorn und Cello. 

Und natürlich muss ich dich bezüglich deiner Erfahrungen mit Filmen befragen. Wo liegt für dich der Unterschied beim Songschreiben für Filme und für dein eigenes Album? Und was bedeutet es für dich, Lieder zu singen, welche du nicht selbst geschrieben hast (wie z.B. Ghost in the Shell)? Wo liegt der Unterschied?

Für "Shortbus" Musik zu schreiben war nur eine Ausweitung dessen, was ich sowieso für mich selbst mache. Ich wurde durch das Skript beeinflusst und habe es auch als Grundlage für meine Arbeit verwendet, aber ich habe gern die Erkentnis, dass ich diese Lieder sowieso geschrieben hätte.  Irgendwie bin ich auf diesen Job festgelegt. Was die Session-Arbeit für die Anime-Lieder angeht, war es ein totales Vergnügen. Es ist immer wieder ein wunderbares Privileg, Yoko Kannos Lieder zu singen und außerdem eine spaßige Herausforderung, ihre und meine Visionen zu erfüllen. 

Auf deiner nächsten Tour wirst du eine kleine Überraschung für deine Fans dabei haben: Eine Single mit Weihnachtsliedern. Erzähl mir bitte mehr darüber.

Ich war mit SIA in Großbritannien auf Tour. Unterwegs habe ich ein Weihnachtslied geschrieben. Das war der Beginn der Enstehung der Weihnachts-EP. Ich hatte das Verlangen, ein Lied mit SIA zu singen, also habe ich gefragt, ob sie Interesse hätte. Sie war einverstanden und Baby It’s Cold Outside war eine natürliche Wahl für uns. Im Studio haeb ich ihr mein ursprüngliches Weihnachtslied Silent Nights vorgespielt, und sie stürzte einfach in den Gesangsraum und hat angefangen, den Background-Gesang zu improvisieren. Es war himmlisch. Ich denke, wir haben ein liebliches, aber einsames Weihnachtslied aufgenommen. Es ist mein Geschenk an euch. 

Wird es noch weitere Überraschungen geben?

Wir versuchen immer, ein paar Coversongs in unser Set mit einzubauen. Wir haben eine rotierende Liste von Liedern, also wird es immer eine Überraschung sein. 

Meine letzte Frage: Welche CDs würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?

Erik Satie, Antony and the Johnsons und Blossom Dearie.

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