Crystal Antlers
{image}Es ist schon merkwürdig, wie oft der Begriff "Crystal" in letzter Zeit in Bandnamen auftaucht. Man braucht da nur an die Crystal Castles, die Crystal Stilts, oder die Crystal Antlers zu denken. Letztere stammen aus Long Beach, der Heimatstadt des Pixies-Frontmanns Frank Black, und begeistern mit ihrer aktuellen sechs Tracks umfassenden Debüt-EP sowie mit einem Soundmix aus Psychedelic, Garage, Lo-Fi, Prog-Rock und Punk schon seit längerem die dortige Musikpresse. Sie werden unter anderem mit Les Savy Fav und Mars Volta verglichen. Am Montag spielte Crystal Antlers nun auch zum ersten Mal in Berlin. Im Magnet Club konnte man einiges erwarten, denn ihre Livequalitäten haben sie schon des Öfteren unter Beweis gestellt.
Allerdings hat der Sänger und Bassist Johnny Bell an diesem Abend erst einmal andere Sorgen. So hat er mit einer angeschlagenen Stimme zu kämpfen, die er mit heißem Tee zu beruhigen versucht. Aber er warnt schon einmal vor, dass er zwar alles geben werde, aber nur hoffen kann, dass seine Stimme auch mitspielt. Doch die Stimme hält, zumindest an diesem Abend: Johnny Bell schreit sich mit Leibeskräften seine Seele aus dem Hals, bewegt sich intensiv und kräftig schwitzend zu der komplexen und viele Genres umkreisenden Musik. Einmal lässt er sogar seinen Kopf mit Hilfe des Keyboarders über die besagten Tasten rutschen. Das wird wohl Opferbereitschaft genannt.
{image}Auch der von den Zuschauern aus gesehen ganz links stehende Becken-, Bongo-und Rasselspieler geht voller Leidenschaft seiner Passion nach. Der eine weiße Sonnenbrille tragende und mit freiem Oberköper auftretende Musiker hüpft und springt mit Enthusiasmus hin und her und behandelt sein Instrument, das Becken, wie seinen eigenen, kleinen Schatz. Er schlägt zwar manchmal auch hart auf das Becken, aber meist behandelt er es ganz liebevoll. Zum Beispiel, wenn er die Hand zärtlich über das Instrument streichen lässt und dem Stück Metall schließlich sogar einen Kuss verpasst.
Wenig später ist das Konzert von Crystal Antlers dann jedoch schnell wieder zu Ende, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass die Band einerseits erst eine sechs Songs umfassende EP aufgenommen hat, und andererseits, dass die Band wahrscheinlich die Stimme ihres Sängers schonen will. Und das zu Recht. So bleiben vom Auftritt die folgenden Attribute im Kopf hängen: Kurz, knackig, leidenschaftlich!
P.S. Das folgende Konzert in Köln musste aufgrund der Stimmprobleme des Sängers Johnny Bell leider abgesagt werden. regioactive.de wünscht gute Besserung!
