Frauen-Notruf Köln

Frauen-Notruf Köln © www.notruf-koeln.de

Der Kölner Frauen-Notruf wird in diesem Jahr 30 und veranstaltete zu diesem Jubiläum ein großes Benefizkonzert. Für den guten Zweck mit dabei waren The Bonny Situation (Progressive Pop aus Duisburg), Reclaim (Classic Rock aus Leverkusen), microClocks (Pop/Acoustic/Lounge aus Bochum), Celluloid (TripHop aus Mannheim) und Queerelas (Samba aus Köln). Es war ein musikalisch abwechlungsreicher Abend, der nicht zuletzt von der hervorragenden Stimmung im Büze in Ehrenfeld lebte.

{image}Der Notruf für vergewaltigte Frauen – Frauen gegen Gewalt e.V. (-> notruf-koeln.de) ist ein autonomer Verein, der nicht nur Beratung und Unterstützung für vergewaltigte Frauen bietet, sondern auch zum Ziel hat Sexismus, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen durch vielfältige Aktivitäten sichtbar zu machen und anzugreifen. Das Konzert war nur ein Teil einer Reihe von Aktionen rund um den Geburtstag des Notrufs. Die gesamte Jubiläumsaktion trägt den Titel "30+". 30+, das könnte auch für die Mitgliederzahl der Kölner Samba-Trommelgruppe Queerelas stehen – zumindest beinahe. Die Frauen und ihre verschiedenen Perkussions-Instrumente bevölkerten jedenfalls eindrucksvoll die Bühne zu Beginn des Abends und jeweils zwischen den Umbauten von einer Band zur nächsten. Ihr Sound und Groove war immer ein ordentlicher Weckruf, der die Jubiläumsgäste gesammelt in den Konzertraum lockte. Ein grooviger, ein schöner Rahmen, den die Gruppe damit setze.

{image}Für den rockigen Fortlauf des Abends sorgten nach dem ersten Auftritt der Queerelas dann die Classic-Rocker von Reclaim aus Leverkusen und Köln. Ein dominanter Bass fegte den Zuschauern in die Magengrube, darüber gab es mit filigranen Soli gespickte Einlagen der Gitarristen zu hören. Musikalisch versiert erinnerten die Musiker mit ihrem Sound an eine tolle Phase der Rockmusik – bis, ja bis durch einen technischen Aussetzer der Bass ausfiel. Doch dieses Problem war schnell behoben und Reclaim konnten ihr Set beenden, und sich unter dem Applaus der zahlreichen Spender für den Notruf (der Eintritt wurde als Spende angesetzt) verabschieden.

Die nächste Band war eine Ecke weiter angereist, und auch was das Genre angeht, spielt die Band ganz anderes: Celluloid aus Mannheim haben sich dem TripHop verschrieben, wobei rockige und noisy Elemente allerdings auch nicht zu kurz kommen. Dennoch geht es jetzt etwas loungiger zu als zuvor, und das Publikum lässt sich vom Sound und ganz besonders der außergewöhnlichen Stimme der Sängerin Tina vereinnehmen. Warum auch nicht mal etwas runterkommen, denn schließlich standen die Queerelas nach dem bejubelten Auftitt von Celluloid schon wieder bereit, um ein weiteres Trommelfeuer zu zünden.

{image}Jetzt wurde es poppig – und das in Perfektion: Die microClocks schwangen sich in Schale und auf die Bühne, um mit dem Programm ihrer "Lounge-Sessions" in den Bann zu ziehen. Sänger JT steht dabei sowohl für Perfektionismus in Sachen Kleidung – seine Jacke und das gesamte Auftreten kann man kaum beschreiben, aber die große Pop-Phase der 80er Jahre kommt unweigerlich in den Sinn – als auch in Sachen Gesang. Mit seiner eindringlich dunklen Stimme führt er souverän durch ein mit erstklassig arrangierten Songs gespicktes Set.

Soviele unterschiedlich Stile und Genres an einem Abend und doch passte alles perfekt zusammen. Die Stimmung hätte spätestens nach den microClocks eigentlich kaum besser sein können – denkste! Der "Progressive Pop" von The Bonny Situation aus Duisburg setze nochmal einen drauf. Die junge Band stellte eindrucksvoll unter Beweis, warum sie in der Heimat längst große Hallen füllt und warum viele Fans die Veröffentlichung des kommenden Albums Music for A&Rs kaum erwarten können. Live geht es hier richtig zur Sache, Songs wie Two Lazy Apes oder Bishen direkt ins Ohr – keine Frage, dass das Publikum der freundlichen Aufforderung zum Mitsingen durch Sänger Benjamin ohne Widerspruch sofort folgt. Neue Songs vom kommenden Album fanden ebenfalls ihren Weg in die Setliste für dieses Benefiz, darunter das Lied Two, das auf eine echte Hammer-CD hoffen lässt. Bis es mit dem Release am 5.12. (Party mit DVD-Aufzeichnung am 5.12. in der Alten Feuerwache Duisburg) soweit ist, müssen die neugewonnenen Fans aber noch den Restbestand der aktuellen EP plündern – was sie auf dem Kölner Benefizkonzert auch eifrig taten.

Mit der Stimmung auf dem Siedepunkt endete ein sehr gut organisiertes und mit einem abwechslungsreichen Programm überzeugendes Benefizkonzert für den ältesten Frauen-Notruf in Deutschland, der sich über eine respektable Spendensumme freuen konnte. regioactive.de wünscht dem Kölner Team weiterhin viel Erfolg in seiner Arbeit!