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Robert Forster (2017) © Stephen Booth

Mit einer Träne im Knopfloch für den verstorbenen Go-Betweens-Partner Grant McLennan trägt Robert Foster das Erbe der wohl feinsten Gitarrenpop-Band von Down-Under fort. Dabei bilden die Songs seines aktuellen Soloalbums "The Evangelist" eine wunderbar stimmige Mischung mit Perlen aus dem Repertoire der Go-Betweens. Doch die Konzerte geraten ihm keinesfalls zu einer melodramatischen Veranstaltung, einer perfekten Orchestrierung des Ablaufs sei Dank.

Robert Forster ist in der Popwelt eine Art Kuriosum: Er gewinnt mit dem Alter an Glamour, an Stil und an Gewicht. Gewicht im Sinne von Bedeutung natürlich, denn auch mit über 50 ist er nach wie vor gertenschlank, ein graumelierter Dandy, ein Boheme mit Schmollmund, kurzum ein Star ohne Hits.

Der tragische Tod von Grant McLennan, seines Partners-in-crime in Bezug auf ihre Band The Go-Betweens, erschütterte die Popwelt im Mai 2006. Nach ihren Erfolgen in der 80er Jahren hatte das Comeback der Australier im Jahr 2000 drei weitere wunderbare Alben hervorgebracht, von denen vor allem das letzte der Band endlich mal annähernd den Erfolg brachte, der ihr in all den Jahren zuvor versagt geblieben war.

Ein Neuanfang

Nun ist Robert Forster zurück, unter seinem eigenen Namen, auch wenn er weiterhin mit den beiden anderen Bandmitgliedern der letzten Go-Betweens-Besetzung arbeitet (Adele Pickvance und Glenn Thompson), denn unmittelbar nach Grants Tod verkündete er "The Go-Betweens have played their last concert". Robert Forster war sich selbst nicht sicher, ob er jemals wieder etwas aufnehmen würde, doch Anfang des Jahres erschien das großartige Album The Evangelist, von dem er selbst sagte: "Es ist etwas anderes, allerdings mit Spuren in die Vergangenheit, und ich bin stolz darauf."

Trotz dieser Spuren in die Vergangenheit und der emotionalen Erinnerungen an McLennan gelingt es Forster, dass bei seinen Konzerten weder er selbst, noch sein Publikum einen ganzen Abend lang Trübsal blasen. Im Gegenteil gelingt ihm ein Auftritt, der die Zuhörer zu Beifallsstürmen hinreißt.

Solo-Auftakt

Robert Forster betritt zunächst solo die Bühne. Damit lässt er gar keine Missverständnisse darüber aufkommen, ob im Mousonturm heute ein Art "verkleinerte" Go-Betweens auftreten würden. Nein, da spielt er, der mit seinem Namen alleine für das neue Album steht und das Erbe der Band weiterträgt. Er beweist sein Standing und seine Kraft, alleine vor den Saal zu treten.

Drei Songs lang nimmt er sich Zeit, bevor er sich zum ersten Mal mit einer längeren Ansprache an das Publikum wendet. Auch jetzt kein Wort zu den tragischen Umständen um das Ende der ehemaligen Band, stattdessen ein Blick zurück auf seine eigene persönliche Vergangenheit, die Geschichte, wie ihn eine alte Freundin wohl gesehen haben mag: Als ihren Rock'n'Roll Friend. Seine Frage ins Publikum, ob denn jemand ein passendes Plektrum für ihn habe, und die Entschuldigung, dass der Gig etwas "chaotic" beginne, lockert die Atmossphäre spätestens an dieser Stelle schon auf.

Keine Nostalgie

Mit neuem Album und seinem starken Live-Repertoire blickt Forster in die Zukunft, verweigert auf der Bühne jedwede Nostalgie. Dass Grant McLennan dennoch alles andere als vergessen ist, beweisen nicht nur die T-Shirts mit der schlichten Aufschrift "McLennan", die es im Foyer für kleines Geld zu kaufen gibt. Auch in den Go-Betweens-Songs, die es zu hören gibt, lebt sein Einfluss für alle spürbar weiter.

Es soll aber kein Solo-Konzert bleiben. Symbolisch baut sich Forster auf dieser Tour Abend für Abend eine neue Band auf. Bei If It Rains bittet er zunächst nur Bassistin Adele zu sich auf die Bühne. Wenige Songs später folgt ihr Glenn Thompson an der zweiten Gitarre, bevor Forster die Gruppe mit dem gerade mal 21-jährigen Matthew am Schlagzeug komplettiert. Je größer die Band, je fortgeschrittener der Abend, desto lockerer und selbstsicherer tritt Forster auf.

Zauberhaft arrangiert

Besonders durch die kurze Pause im zweigeteilten Set erlebt man die Rückkehr der kompletten Band auf die Bühne schon als Zeichen eines neuen, ganz eigenen Selbstbewusstseins und Selbstverständnisses. Was im ersten Teil des Konzertes mit einem bildhaft auf sich selbst zurück geworfenen Robert Forster begann, ist im zweiten Teil bereits eine exzellent eingespielte Band aus hervorragenden Einzelmusikern, die sowohl die neuen als auch die älteren Songs in beeindruckener Weise interpretiert.

Über die Stärke und Qualität der einzelnen Lieder braucht man kaum Worte zu verlieren. McLennan und Forster waren schon immer perfekt darin, aus ihren Strophen, Bridges und Refrains zauberhaft arrangierte Songs zu machen, schlicht in ihrer Austrahlung, aber gespickt mit großen Melodien, die auch an diesem Abend immer mal wieder zum mitsingen anregen.

Erinnerungswürdig

Nach zweieinhalb Stunden und mehreren Zugaben endet ein Konzert, das ebenso geschickt inszeniert war, wie jeder dieser wunderbaren Songs. Es endet mit einem Robert Forster bei bester Laune, der zu den Zugaben wie vom Blitz getroffen auf die Bühne hechtet, um noch einmal nachzulegen.

Nach dem letzten Song, das Publikum klatscht noch begeistert in die Rausschmeißer-Musik des Mousonturms hinein, ist der Abend immer noch nicht vorbei. Wie so oft hat sich Forster für 6 Minuten nach dem Gig im Foyer angekündigt. So endet der Abend für viele Fans erst nach einem Smalltalk mit ihrem Star und einem Autogramm auf CD, Shirt oder Ticket. Nicht nur deshalb wird dieses Konzert noch lange in Erinnerung bleiben.

Setlist

1. From Ghost Town / 2. Spirit / 3. Love Is A Sign / 4. Rock'n'Roll Friend / 5. If It Rains (+ Adele) / 6. The Evangelist / 7. Angels (+ Glenn) / 8. Demon Days (+ Matthew) / 9. I'm Allright / 10. Don't Touch Anything / 11. Clouds / 12. Born To A Family / 13. Head Full Of Steam / 14. Pandanus / 15. Make Her Day / 16. Quiet Heart / 17. Surfing Magazines / 18. German Farmhouse / 19. Darlinghurst Nights / 20. Did She Overtake You / 21. Spring Rain / 22. Here Comes The City / 23. Dive For Your Memories / 24. Heart Out To Tender / 25. 121 / 26. Caroline & I / 27. Temptation Inside Your Heart / 28. People Say

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