BBR: auf Tour.

BBR: auf Tour. © Tim Paternoster

Sie klingen zwar nach einem weiteren Newcomer aus England, stammen aber aus Belgien. Interessant ist nicht nur der bluesige Sound, sondern auch die Besetzung: Wie bei den White Stripes rockt hier nur Gitarre zum Schlagzeug. Im Frühjahr stand The Black Box Revelation noch als Vorband der britischen Band Blood Red Shoes im Berliner Club Lido auf der Bühne. Nun touren sie selbst als Hauptband um die Welt und traten so auch im Bang Bang Club am Hackeschen Markt in Berlin auf.

Sänger Jan Paternoster und Schlagzeuger Dries van Dijck fanden bereits im Alter von 12 und 14 Jahren zusammen. Damals nannten sie sich allerdings nicht nur The Mighty Generators, sondern es wirkte auch noch ein Bassist an ihrem Musikprojekt mit. Weil sie mit dieser Zusammenstellung jedoch nicht zufrieden waren, machten sie schließlich alleine weiter und benannten ihre Band in The Black Box Revelation um. Mit ihrer daraus resultierenden Musik feierten sie einige Erfolge bei belgischen Band-Contests und nahmen so im Frühjahr 2007 ihre erste EP Introducing The Black Box Revelation auf. Darauf folgten unzählige Konzerte, bevor im Mai 2008 schließlich ihr Debütalbum Set Your Head On Fire veröffentlicht wurde. Der Musikstil von The Black Box Revelation orientiert sich am Blues und am Rock'n’Roll der Sixties a là Led Zeppelin und Rolling Stones, die auch ihre Idole sind. Was bei den Shows von The Black Box Revelation deshalb auch nicht fehlen darf, sind die für diese Zeit typischen Lederjacken und die engen Skinny-Jeans. Die Fans im Berliner Bang Bang Club konnten sich jedenfalls wieder auf diese Gewohnheiten der zweiköpfigen Gruppe verlassen, die hier als einzige Band und als Vorprogramm für die darauffolgende Disko auftrat.

Vielleicht ist der Club, der unter der S-Bahnstation des Hackeschen Markts liegt, auch deshalb nur halb gefüllt, als The Black Box Revelation die kleine Bühne des Bang Bang Clubs betritt. Dies nimmt die Band aber nicht zum Anlass, deshalb mit weniger Elan als üblich zu spielen, sondern sie versuchen stattdessen – zumindest anfangs – sichtlich, die Zuschauer von ihren musikalischen Qualitäten zu überzeugen. Dabei dürfen hier natürlich nicht die aus dem Radio bekannten Hits wie das treibende I Think I Like you und Love, Love Is On My Mind oder das ins Ohr gehende Set Your Head On Fire fehlen.

Während der Schlagzeuger Driesvan Dijck im T-Shirt mit willensstarkem Gesichtsausdruck auf sein Schlagzeug eindrischt und ihm bei dieser schweißtreibenden Angelegenheit gelegentlich auch manchmal der Drumstick aus seinen Fingern entgleitet, sodass er kurz mit einem Stick weiterspielen muss, zeichnet sich der Sänger Jan Paternoster, der auch hier wieder die schon oben erwähnte typische Rocker-Kleidung aus enger Skinny-Jeans und schwarzer Lederjacke trägt, mit ekstatischem und bewegungsreichen Gitarrenspiel aus. Da er während seinem Spiel allerdings nur selten ins Publikum schaut und stattdessen eher auf den Boden blickt oder seinen Schlagzeuger anschaut, hat man manchmal den Eindruck, dass sie das Konzert zwar souverän und routiniert, aber eher speziell nur für sich selbst spielen. Denn einerseits scheint der Großteil des Publikums das Geschehen hier auch eher nur distanziert verfolgen zu wollen. So findet sich im Parkett noch genügend Platz, um zwischen dem nur meistens mit dem Kopf und dem Körper wippenden Zuschauer und dem Bühnenrand seinen ganz eigenen Tanz aufzuführen. Das beweist ein einzelner Zuschauer, der zu dem bluesig- rockigen Sound der Gruppe ganz alleine den Freiraum nutzt, um ausschweifend seinen Körper zur Musik zu bewegen und dazu herumzuspringen, als würde die Musik seinen Körper steuern. Und anderseits, weil eben dieser tanzende Zuschauer von der Band kaum beachtet wird. Zumindest blickt der Sänger während des Gigs auch nicht zu ihm und beschränkt seine Kommunikation mit dem Publikum auf ein "Thank you!" oder die Ansagen des nächsten Liedtitels. Das passt dann doch nicht zu dem anfänglichen Gefühl des Autors, dass die Band große Lust verspürt, das Publikum wirklich mitzureißen.

Vor der Zugabe scheinen sich die beiden Musiker dann beim Entschluss, noch einen Song zu spielen, nicht ganz einig zu sein. Während der Sänger sich nur an den linken Rand der Bühne verzieht, um nochmal einen großen Schluck zu trinken, hat sich der Schlagzeuger schon in den Katakomben verabschiedet. Dieser wird dann aber vom Roadie doch nochmal zurück auf die Bühne geholt, um wenigstens eine Zugabe zu performen, bei der sich der Sänger nochmal an der Besteigung des Schlagzeugs versucht, sodass er mit seinem Kopf fast die niedrige Decke des Bang Bang Clubs berührt. Vielleicht ist das ein Symbol, wo sie hinwollen: Nach ganz oben. Man darf gespannt sein, ob sie dies schaffen. Wenn in Zukunft der Eindruck verschwindet, dass dies alles nur ein routiniert heruntergespieltes Set ist, dann könnte dies gelingen.

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