I am Kloot
Foto: Marco Di Salvo

I am Kloot Foto: Marco Di Salvo © regioactive.de

Wenn das sympathische Label "Grand Hotel van Cleef" mit einer Ansammlung bester deutscher Indie-Bands und Verstärkung aus Manchester einen Wochenendausflug macht, dann gewinnt vor allem das beseelte Publikum. Im dritten Jahr des "Fest van Cleef" wurde zum ersten Mal Mannheim als Austragungsort auserkoren, ein Glücksfall angesichts des spärlichen Live-Sommers in dieser Stadt. Auf dem Alten Messplatz traten insgesamt sechs Acts auf.

{image}Das Wetter perfekt, die Springbrunnen auf dem Alten Messplatz an und der Bierzapfhahn in Bewegung. Mit diesen Ausgangsbedingungen startete am Freitag um 15.30 Uhr das Fest van Cleef in Mannheim, in Kooperation mit der Alten Feuerwache. Als erste betraten Ghost of Tom Joad die Bühne. Die Band versteht es zu rocken! Vom so früh natürlich noch verhaltenen Zuschauerandrang ließen sich die drei Münsteraner nicht abhalten. Sie legten sich mit einer ordentlichen Show und Uptempo-Songs ins Zeug. Dabei bleibt aber auch bei manchen Liedern die Abwechslung ein wenig auf der Strecke. Nach circa 35 Minuten waren Ghost of Tom Joad mit ihrem Set fertig und räumten die Bühne für Niels Frevert und seine Band.

{image}Freverts Quintett legte zuerst mit einigen langsameren Stücken los. Der Funke sprang aber erst bei den schnelleren Nummern auf die Zuhörer über. Der Spaß der Musiker auf der Bühne und des Publikums davor war deutlich zu sehen – und damit stieg das gesamte Spaßpotential auf dem alten Messplatz. Für entsprechend gute Laune sorgte auch ein Coversong von Hildegard Knef (Ich möchte mich von mir trennen), der auf Freverts aktuellem Album ebenfalls als Highlight heraussticht. Insgesamt verstehen es Frevert und Band, gute, eingängige deutsche Popsongs zu spielen, wobei die Texte manchmal durchaus ins "xaviernaidooesque" abdriften.

Danach kamen, spielten und siegten I am Kloot aus Manchester.

{image}Das Trio, das durch zwei weitere Musiker auf der Bühne verstärkt wurde, hat zwar ein neues Album im Gepäck, vergaß die älteren "Klassiker" (Morning rain, To you) aber keineswegs. Sänger John Bramwells Stimme lässt sich nur durch regelmäßige Kneipenabende erklären, und in Kombination mit einer perfekt eingespielten Band, kann dann ein sehr schönes Konzert entstehen. Genauso war es hier der Fall. Die midtempo-Nummern regten zum heftigsten Mitwippen an und die Melodien gehen ganz gewiss erst nach meheren Wochen wieder aus den angeregten Gehörgängen, ganz besonders die großartigen Zeilen und Melodiebögen von Proof, mit dem I am Kloot ihr Gastspiel auf dem Fest van Cleef beschlossen. Insgesamt können I am Kloot als vollkommen geglückte Aufhübschung des Line-Ups bezeichnet werden, nachdem sie ja "nur" als Ersatz für Voxtrott ins Programm gerutscht waren.

 

Fest van Cleef 2008 in Mannheim: Fotos

Ghost of Tom Joad * I am Kloot * Kettcar * Niels Frevert * Robocop Kraus * Tomte

 

Als vierte Band gaben sich The Robocop Kraus die Gitarre in die Hand, was unweigerlich dazu führte, dass sich auch die Füße des mittlerweile zahlreich erschienenen Publikums in größere Bewegung gerieten. Die vom New Wave inspirierte Band lieferte eine schöne Show ab und spielte sowohl ältere als auch aktuelle Lieder.

{image}Als vorletzte Band enterten Tomte auf die Bühne. In teilweise neuer Besetzung gab es zuerst einmal alte Hits wie Schreit den Namen meiner Mutter und Wilhelm, das war nichts. Daneben erklangen aber auch schon neue Lieder, die sich auf dem im Herbst erscheinenden neuen Albums wiederfinden werden: Halt mich fest, Gloria und Es gibt nichts schöneres als betrunken traurige Musik zu hören knüpfen an alte Tomte-Tugenden an und lassen auf rockigere Töne als beim letzen Longplayer hoffen. Die Begeisterung treuer Fans dürfte durch diesen Auftritt jedenfalls verstärkt worden sein. Zumindest das Publikum in Mannheim war von Klassikern wie Die Schönheit der Chance und den neuen Songs völlig eingenommen. So war das Feld für Kettcar bereitet.

{image}Die fünf Hamburger legten da los, wo sie mit den Aufnahmen zu Sylt aufgehört hatten. Zwischen Pathos und Kritik, dazu mit ordentlich verstärkten Gitarren, bewegten Kettcar das Publikum. Neben vielen Liedern des neuen Albums gab es Älteres wie 48 Stunden, Balu, Ich danke der Academy, Money left to burn und vieles mehr. Kettcar sind zur Zeit sicher eine der besten und, das ist ungewöhnlich, eine der beliebtesten Bands in Deutschland, wo doch Geschmack und Masse sonst nicht unbedingt immer Hand in Hand gehen.

Alles in allem war das Fest van Cleef in Mannheim ein popmusikalisches Highlight. Positiv zu erwähnen ist zudem noch der super Ton, der bei allen Konzerten über den Messplatz wummerte. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Fest van Cleef nächstes Jahr wieder in die Region kommt und so nochmals viele Menschen beglücken kann.