Sportfreunde Stiller bei Das Fest 2008
Fotograf: Marcel Benoit

Sportfreunde Stiller bei Das Fest 2008 Fotograf: Marcel Benoit © regioactive.de

Es war erst der erste Tag, und doch schafften es Revolverheld und Sportfreunde Stiller, zwischen 60.000 und 80.000 Menschen vor und auf den Hügel der Günther-Klotz-Anlage in Karlsruhe zu locken. Insgesamt gaben vier Bands ihr Können zum Besten. Von fetten Beats über progressives bis hin zu Pop und Rock war alles enthalten. Auch zwei regionale Acts bekamen die Chance und wussten sie zu nutzen, indem sie sich einem breiteren Publikum vorstellten.

{image}Nach anfänglichen kurzen Regenschauern, aber dann doch bei recht stabilem Wetter, trafen sich auch dieses Jahr zigtausende Musikbegeisterte auf dem Fest, dem größten "umsonst und draußen"-Festival Süddeutschlands, um in einem ansprechenden Ambiente einen Mix aus verschiedensten Musikstilen zu genießen. Unter der "Karlsruher Flagge gegen Rechts", einem von vielen hundert Menschen unterschriebener Banner, welcher an der Bühne befestigt war, gaben sich zwei lokale sowie zwei deutschlandweit bekannte Bands die Klinke in die Hand.

{image}Die Lokalmatadoren AKa Frontage hatten um 17 Uhr die Ehre, "Das Fest" zu eröffnen. Bei leichten Regenschauern und unerklärlichem Stofftierhagel spielten die Karlsruher auf. Im Vorjahr durften sie schon auf der Zeltbühne performen und erhielten somit für dieses Jahr den Ritterschlag mit ihrem Auftritt auf der Hauptbühne. Vor schon etwa 1000 Begeisterten – mehr als jemals zuvor zu diesem frühen Zeitpunkt – zeigte die Band eine tanzbare Mischung aus Crossover, HipHop und Grooves. Einfach Songs gegen den Frust, unterstützt durch eine hervorstechende Akustikgitarre, 2 MCs und immer "in motion".

FOTOGALERIE: aka frontage und revolverheld

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{image}Danach folgten Futile, die sich als Gewinner des new.bands.festival 2007 des Jubez Karlsruhe für ihren Auftritt qualifiziert hatten und auch gleich mit einer eigenen Einmarschmusik aufwarteten. Die vier Südpfälzer machten ihrem Namen keine Ehre, da sie alles andere als "nutzlos" waren. Mit der klaren Stimme des Sängers Oliver Reinecke, der beim new.bands.festival zusätzlich den Preis für die beste Stimme abgeräumt hatte, wird der melancholische Progressive-Rock unter die Zuschauer geschleudert. Diese gaben sich jedoch nicht außerordentlich begeistert, was sicherlich nicht an der musikalischen Qualität, sondern eher an der noch etwas frühen Stunde und dem Geschmack der in überwiegender Anzahl anwesenden Revolverheld-Fans lag. Am helllichten Tag mit teils langen, instrumentalen Parts in noch längeren Liedern, zeigt die gerade einmal zwei Jahre bestehende Band ihr Können und warum sie den Sieg im Vorjahr verdient hatte.

{image}Revolverheld aus dem Norden, genauer: aus Bremen, waren der erste Top-Act des Abends. Eigentlich waren an dieser Stelle die Kasai Allstars vorgesehen, aber der Stadtjugendausschuss, seines Zeichens Organisator des Festivals, überraschte die Karlsruher mit diesem Ersatz. Nötig geworden war dies, nachdem der kongolesischen Formation die Einreise verweigert worden war, da sie kein Visum erhalten hatten. Wohl nicht besonders überraschend dürfte dieser Ersatz wohl weit mehr Zuschauer angelockt haben, als dies mit dem Afro-Folk-Rock geschehen wäre. So stand also die Generation Rock auf der Bühne, um mit tibetanisch anmutenden Ja-Sagereien die Menge bei Laune zu halten. Sänger Johannes stand denn auch mit einem Hut auf der Bühne. Man kann über die Gründe nur spekulieren: Haarverlust? Beatsteaks-Anleihen? Auf jeden Fall schien es dem Publikum zu gefallen und so gab es, selbst bei der Ballade Die Welt steht still, vor der Bühne einen beachtenswerten Moshpid. Eine dieser für Konzerte typische "Die Zuschauer machen was die Band sagt"-Aktionen – einem kommandierten "sit-in" – konnten wegen der motzigen Kommentare eingefleischter Fans nur wenige standhaft trotzen. Doch eben jene Fans kamen wohl voll auf ihre Kosten: wer wollte, konnte bei Mit dir chillen eben jenes tun oder bei Ich werd' die Welt verändern abfeiern. Der absolute "Burner" war jedoch der offizielle DFB-Fan-Song zur Europameisterschaft Helden 2008. Dieser provozierte schon zahlreiche Zugabe-Rufe und eine Laola-Welle.

FOTOGALERIE: futile und sportfreunde stiller

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{image}Als es dann um 19.30 Uhr soweit war und die Sportfreunde Stiller mit einem fallendem Vorhang die Bühne betraten, war der gesamte Platz vor der Bühne und der "Mount Klotz" proppevoll. In ein sehr grünes Bühnenbild getaucht, farblich auf die Instrumente der drei Hobby-Komiker abgestimmt, spielten die Münchner zum zweiten Mal auf dem Fest. Mit ihren einzigartigen Sprechgesang-Einlagen und den rockigen, poppigen, manchmal sogar punkigen Rythmen, die fast schon anarchisch tun was sie wollen, lassen sie immer gute Stimmung aufkommen. Ein immer wieder gern genutztes Element sind dabei kurze Covers von u.a. den White Stripes (der Rhytmus der EM), Jet (Are you gonna be my girl?), AC/DC und sogar Drafi Deutscher (Marmor, Stein und Eisen bricht). Nicht einmal als Peter eine Wasserflasche aus dem Publikum mitten ins Gesicht traf verloren sie ihren Humor, so kennen wir die Sportis. Für zusätzliche Abwechslung sorgte auch DJ Paul, der etwa 7 Tage 7 Nächte in neuem Remix-Sound erstrahlen ließ und neben anderen Aktionen der Sportis, wie einer Laola-Welle den Berg hoch und wieder runter und einer kleinen Slowmotion-Einlage, die Menge begeisterte. Ein Lichtermeer bei siehst du das genauso? sprach auch die Romantiker unter den Anwesenden an, was auch ein Stimmabsturz bei Rüdiger, dem Bassisten, nicht trüben konnte. Bei den Sportfreunden Stiller wird jedes Problemchen zum Gag, so dass man sich an den Witz und den Charme von Die Ärzte erinnert fühlt. Als die überhitzte Menge dann zu später Stunde nach Wasser verlangte, wurden auf die vorderen Reihen einige überdimmensionierte gelbe und grüne Wasserballons herniedergelassen, die nur zu gerne zerstochen wurden.

"Ja ne, sicherlich klar, alles Roger, alles wunderbar"? – nicht ganz, denn um viertel nach 11 war dann auch leider schon Schluss.

FOTOGALERIE: kt tunstall und fettes brot

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