Rocky Votolato (Bassy, Berlin 2008)
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Rocky Votolato (Bassy, Berlin 2008) Foto: Nicole Richwald © regioactive.de

Der Frühling kam auch nach Berlin und brachte die herzzerreißende und melancholische Stimme von Rocky Votolato mit. Der Singer/Songwriter aus Seattle, einer Stadt in der es zu den überwiegenden Teil des Jahres zu regnen scheint, ist derzeit mit seiner aktuellen Veröffentlichung "The Brag and Cuss" für einige wenige Deutschlandtermine unterwegs.

{image}Der Name Rocky Votolato klingt wie der eines Comic-Superhelden und genau das ist er auch, jedenfalls für viele Menschen. Für den derzeit interessantesten Export aus der einstigen Grunge-Metropole Seattle reisen Menschen weit, um sich auf seine Konzerte in viel zu kleinen Clubs zu quetschen. Das Medieninteresse ist aber trotzdem auch nach der fünften Veröffentlichung The Brag and Cuss in Deutschland leider nicht sonderlich groß, dennoch wussten es die Indie-Nerds, die zahlreich in den Berliner Country-Keller "Bassy" strömten, besser. Bevor jedoch der gebürtige Texaner Votolato gegen 22.30 Uhr die Bühne betrat, wurde er von den Schweden Yamon Yamon unterstützt. Dann kam er aber, der symphatische kleine Mann mit dem faszinierenden Tattoo am rechten Unterarm, stimmte noch einmal kurz seine Akustikgitarre an und dann ging es los. Mit den Worten: "Hello everyone, I'm Rocky Votolato and thanks for coming", wurde die Nacht mit einer bei anderen Künstlern auf der Bühne viel zu selten gespielten Mundharmonika zu dem Song "Portland is leaving" eingestimmt. Der Keller war bis auf die äußersten Ecken gefüllt und die Westernfilme, die für gewöhnlich die Wände bespielen, wurden auf Pause gestellt.

Das Barsuk Label, welches neben Votolato auch John Vanderslice und Rilo Kiley ein Zuhause bietet beschreibt seine Musik mit folgenden Worten: "Er malt Bilder in einfachen Sätzen und zieht sie in eine Welt der Erinnerungen und Gefühle, die wirklich zeitlos und höchst menschlich ist. Ein tiefes Gefühl der Freiheit spiegelt sich in der neuen Veröffentlichung wieder, die mit mehr Hoffnung und einem lebensumfassenden resignierten Optimismus daherkommt".

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In the light and the sound, einem Song von der 2004 veröffentlichten Suicide Medicine, singt er beispielsweise: "Are you gonna die with that music inside / did you catch the twilight on your way into work?" Neben der unverwechselbaren Stimme sind es auch die Texte Votolatos, die sich ganz tief in die Seelen der Hörer bohren und die Leute, wie auch bei diesem Konzert, zum weinen bringen. Die Songtexte selbst sind sorgsam aufgelistet auf der Homepage Votolatos wiederzufinden. Im Laufe des Konzerts wurde die Akustik- gegen die E-Gitarre eingetauscht, um damit Songs seiner früheren Band Waxwing zu performen. Waxwing war die mittlerweile aufgelöste Band Rocky Votolatos, in der er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Cody und zwei Freunden spielte und deren Cover-Artwork mit dem Seidenschwanz, einer Singvogelart, als Tattoo auf seinem Unterarm strahlt. Ein Song, der ebenfalls an diesem Abend gespielt wurde und der nicht nur wegen des Namens auf jedes Mixtape passt, heißt Mixtapes/Cellmates.

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Am Ende konnte man sich schwer trennen und so wurde Rocky Votolato immer wieder zurück auf die Bühne gespült um noch "a few more songs" zu spielen. Mit Postcards from Kentucky wurde man schließlich wieder zurück in den Cowboy-Keller gebracht, in dem die Western langsam wieder angestellt wurden. Vielleicht sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass Rocky Votolato zwar nicht in einem Western, aber dafür im Independentfilm The Edge of Quarrel mitspielt, der von einem Typen handelt, der nach einigen Jahren Abwesenheit zurück nach Seattle kommt und dort in die Konflikte der gespaltenen Punk/Hardcore Szene gezogen wird. Wir, Jan und ich, halten Rocky für den Größten und lieben ihn. Und das meinen wir für immer.

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