The Curls
Foto: Anne-Laure Fontaine-Kuhn

The Curls Foto: Anne-Laure Fontaine-Kuhn © regioactive.de

Die sechste Vorrunde des Newcomerfestival Rhein Neckar wurde mit 5 Bands der rockigen Gangart angekündigt und lockte erneut über 300 Fans in die Feuerwache. Leider wurde der Abend überschattet vom Ausfall der Band Undine, die krankheitsbedingt absagen musste, obwohl sie sich im Vorfeld sehr stark organisatorisch eingebracht hatte. Lob und Dank seitens der Veranstalter war ihnen somit sicher und hoffentlich auch noch eine weitere Chance, ihr Können darzubieten.

{image}Die erste Band, die sich dem kritischen Publikum und der Jury stellte, war The Curls. Trotz ihres geringen Durchschnittalters von 17 Jahren präsentierten sich die vier Jungs um Sänger und Frontman David ziemlich abgeklärt. Ihren – nach eigenen Aussagen – "Alternative-Space-Rock" boten sie in einer Art und Weise dar, wie man es nur von routinierten Bands kennt. Durch den stellenweise bluesigen Sound kamen u.a. Vergleiche mit Danko Jones auf. Nicht zuletzt wurde diese Aussage auch am Auftreten des Sängers festgemacht, der durch seine kurz angebundenen Ansagen und seine Coolness eine gewisse Arroganz ausstrahlte, die sich sonst eigentlich nur die "Großen" leisten. Auch das Songwriting der vier Neustädter kann sich hören lassen. Die Songs, welche durch staubigen Gitarrensound und satte Drums getrieben werden, sind abwechslungsreich konstruiert und mit wohlüberlegten Breaks versehen, die für einige Überraschungsmomente sorgen.

{image}Nach diesem anspruchsvollen Auftakt gaben sich die Heavy Rocker von Broken Mirror die Ehre. Die ebenfalls noch sehr junge Band um den androgyn wirkenden Sänger Fabian Schreiber, konnte das vorgelegte Niveau der Curls jedoch nicht halten. Der Gig erweckte den Anschein, als suche die Band noch ihren eigenen Stil, da man während eines Titels oft an Bands wie Tokio Hotel, Sepultura, Metallica und Limp Biskit gleichzeitig erinnert wurde. Die Songs wirken sehr überladen und konzeptlos, was sich u.a. in zu vielen Breaks und mangelnder Rhythmik bemerkbar machte. Dass Broken Mirror noch sehr an ihrer Bühnenreife arbeiten müssen, ließ insbesondere das Cover Last Ressort (Papa Roach) erkennen. Weder die Vocals noch die instrumentale Leistung reichten aus, um diese Zugabe sauber über die Bühne zu bringen, weshalb auch jeder Band, die noch etwas wacklig auf den Beinen steht, von Coverversionen im Rahmen eines Bandcontests abzuraten ist. Der direkte Vergleich deckt alle Schwächen gnadenlos auf. Dass die Band über Potenzial verfügt, hat sie immerhin schon unter Beweis gestellt: 2007 gingen die Musiker als Sieger des "Rockpreises des Rheinpfalzkreises" hervor.

{image}Nach diesem Leistungsknick ging es mit den Odenwäldern Blackdust schwermetallig weiter. Max Laßmann und seine Mannen legten ein Brett auf die Bühne, das sich gewaschen hatte. Sauber und schnell gespielte Metalriffs, gepaart mit sehr gutem, sowohl harten aber stellenweise auch melodiösem Gesang, ergänzten sich zu dem von der Band selbst als "Modern Melodic Thrash Metal" bezeichneten Gebräu. Trotz der insgesamt extrem harten Gangart überraschte die Band mit einer Ballade. Hierzu kam der Bruder des Frontmanns auf die Bühne, um mit seiner E-Geige einen weiteren Akzent zu setzen. Blackdust bestechen durch Präzision, ein geschlossenes Auftreten und Stilsicherheit; drei wesentliche Aspekte, die der Band den Einzug ins Finale ebnete.

{image}Beendet wurde der Abend von thisONEless, einer NewMetal/Emocore-Band aus Speyer. Die sehr umtriebigen Newcomer waren in jüngster Vergangenheit auf einigen Bühnen der Region zu sehen – zuletzt beim "Burn2Shine"-Festival im Kulturzentrum dasHaus (Ludwigshafen). Insgesamt lieferte die Band ein relativ rundes Paket ab, was an diesem Abend jedoch durch den Sänger völlig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wildes, unkontrolliertes Gebrüll wechselte sich mit extremer Stimmschieflage ab. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die Bühnentechnik vereinzelt etwas hinkte, was dazu führte, dass sich Sänger Sam zu Beginn des Gigs nicht richtig hören konnte. Da die Frontman-Qualtitäten jedoch während des gesamten Auftritts auf sich warten ließen, können die technischen Unwägbarkeiten nur bedingt als Entschuldigung herangezogen werden. Schade auch, dass sich die Band mehr mit einem kleinen Fangrüppchen beschäftigte, als mit dem bis dato noch zahlreichen Publikum. Dieser Umstand wirkte sich alles andere als positiv auf das Gesamtbild der Band aus – ebensowenig wie die mehrfache Ansage, das "mehr Aggression" gefordert sei. Nun denn, wem’s Spaß macht.

Nach Auszählung der Stimmen und Tagung der Jury machten schließlich Blackdust das Rennen, dicht gefolgt von The Curls. Eine Entscheidung, die absolut vertretbar ist und auf ein sehr hochwertiges Finale hoffen lässt.

 

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