Fotos: Anne-Laure Fontaine-Kuhn © regioactive.de
Phil Demmel von Machine Head konnte an dem Gig in Wiesbaden nicht teilnehmen. Sein Vater war war nur wenige Tage zuvor verstorben und er selbst in die Heimat zurückgereist. Für ihn sind die beiden Trivium-Gitarristen und Christopher Amott von Arch Enemy eingesprungen. Sie spielten einen fantastischen Job als kurzfristiger Ersatz. Im vollständig ausverkauften Wiesbadener Schlachthof hätte die Stimmung kaum besser sein können, als an diesem Abend. Neben den bereits genannten Bands enterten auch Shadows Fall und Dragonforce die Schlachthof-Bühne, wobei letztere durch übertriebenes Posing etwas aus dem Rahmen fielen. Insgesamt lies diese "Black Crusade"-Tour mit 5 Acts aber keinerlei Wünsche offen.
Nach dem Debüt von 1994, Burn My Eyes, und dem Zweitling The More Things Change, war es Zeit für eine Kurskorrektur bei Machine Head. Zuvor hatte die Band sich als Trendsetter des aufkommenden Neo-Thrash-Metal erwiesen, der Vertrag bei Roadrunner Records war unter Dach und Fach und mehrere Tourneen mit absoluten Metal-Größen gespielt. Das Debüt war sogar eines der bestverkauften Erstveröffentlichungen bei Roadrunner überhaupt. Doch da hämmerte der Zeitgeist bei Machine Head an die Tür. Das 1999 erschienene The Burning Red adaptierte zum ersten Mal NuMetal- und Rap-Einflüsse. Harter Tobak für die eingeschworene Fan-Gemeinde. Der Nachfolger Supercharger von 2001, veröffentlicht am Zenith des NuMetal-Hypes, wurde produziert von Ross Robinson, damals eher berüchtigt als berühmt für seine Produktionen von Korn, Slipknot und Limp Bizkit. Was folgte war abzusehen. Frühe Fans distanzierten sich, sprachen von Ausverkauf und Anbiederung. NuMetal hin oder her, Relevanz ist oft nur schwer von Aktualität zu trennen und beidem fühlten sich Machine Head stets verbunden. Nachdem sie ihre Fanschar ausreichend gespalten hatten, veröffentlichten sie passenderweise Through The Ashes Of Empires. 2007 erschien ihr Album The Blackening, welches sie prompt zurück auf den Metal-Thron hob. Die Kritiken überschlugen sich förmlich und sprachen von dem besten Album seit dem Debüt vor 13 Jahren! Auch The Blackening ist mit zehnminütigen Songs, Gitarrensoli und komplexen Songstrukturen keine leichte Kost, vereint aber Machine Heads Sinn für ebenso zeitgemäße wie laute Musik. Reputation ist dazu da, zerschlagen zu werden.