Turbostaat präsentieren sich auf ihrer Tour ganz so, wie es sein soll: keine poppigen Glättemittel, sondern "friesisch herb", um es mit den Worten eines bekannten Bierherstellers zu sagen.

Es ist 22 Uhr – erst jetzt können die 5 Jungs von Turbostaat die Bühne des Ludwigshafener Kulturzentrums dasHaus betreten – denn es ist Sonntag und da können etwaige Aktivitäten, seien diese noch so wichtig, erst nach dem Tatort in der ARD vollbracht werden. Aber anscheinend kennen viele Menschen diese Regelung nicht und haben sich dazu entschlossen, ihren Sonntagabend voll und ganz zu Hause zu verbringen. Der "Dome" des Hauses platzt wahrlich nicht aus allen Nähten. Im Gegenteil – Platz en masse scheint eher en vogue zu sein. Von 250 möglichen haben ca. 100 Leute den Weg zu Turbostaat gefunden. Gleich zu Beginn wird selbst denjenigen unter den Zuschauern, die die Schleswig-Holsteiner nur vom Hörensagen kennen, klar, dass es nicht an der Musik liegen kann. Bereits der Aufmarsch, welcher Haubentaucherwelpen, Der Frosch hat’s versaut und Harm Rochel beinhaltet, ziehen mit Hilfe ihrer treibenden Rhythmik in ihren Bann. Schön kantig und authentisch ist das Spiel der Turbostaatler.

Doch erweist sich der nordisch bewährte Bierkonsum als hinfällig an diesem Sonntag: Bassist Tobert labt dem Pfälzer Rotwein mit allen Sinnen – er mutiert zum schielenden, grinsenden und higgsenden sympathischen Poser, der in seiner neuen Welt gerne mal sein weißes T-Shirt zu Vormann Leiss mit Rotwein besudelt und die Worte "Husum verdammt" des Songs Insel gerne lallend ins Mikrophon schreit. Als die Jungs aus der grauen Stadt am Meer, wie Theodor Storm einst Husum betitelte, die Bühne verlassen, rettet Bassist Tobert unter den "Vollsuff"-Rufen aus dem Publikum kühn seine 1-Liter-Rotwein-Buttel und vergisst dabei auch sein süßes Lächeln nicht.

Wieder auf die Bühne und um den Song Arschkanone aus ihrem Album Flamingo gebeten, hört man ihn ganz leise zu seinen Bandkollegen die Worte sagen "Arschkanone – ich weiß nicht mehr, wie das geht!". "Nein, Arschkanone wollen wir heute nicht spielen", rettet Jan. Ja, ja, wie wäre der Abend wohl ohne Papa Jan für Tobert geendet? Dieser lacht mit sich selbst, verdreht die Augen, vergisst Akkorde zu greifen – Jan schaut während des Gesangs nur noch in seine Augen, als wollten sie fragen "Geht’s noch?". Ja, es geht noch. Abgerundet wird der Abend mit Frieda und die Bomben. Da kann man nur hoffen, dass sie diesen Song – wie es sich gehört – am 21.11. gemeinsam mit den Beatsteaks auf der Bühne performen werden. Wir freuen uns schon!

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