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Fotos: Anne-Laure Fontaine-Kuhn © regioactive.de

Sich darauf einlassen oder es einfach sein lassen. Viel mehr Optionen lässt die Band aus Portland ihren Hörern nicht. Aber gerade live macht sie es mit einer ganz auf Publikumsnähe aufbauenden Show zumindest wesentlich leichter. Noch besser ist es dann, wenn der Gig in einer absolut passenden Location stattfindet: Dem alternativen Club Molodoi in Straßburg.

Nach unserem Review im Mai, als 31 Knots zu Gast im Wiesbadener Schlachthof waren, war es nun an der Zeit auch eine ganze Reihe an Fotos dieser außergewöhnlichen Band zu präsentieren. Mit Sack und Pack ging es also ab über deutsche Grenze nach Straßburg, um die 31 Knots aus Portland gemeinsam mit der französischen Gruppe Tennisoap und den Slovenen von Coma Stereo anzuhören.

Tennissoap eröffneten den Abend, während sich das Molodoi langsam aber sicher zu füllen begann. Die Band bot recht eingängigen Indie/Alternative mit der ein oder anderen kompositorischen Überraschung; Bassist und Schlagzeugerin lieferten ein solides Fundament. Alles in Allem ein Gig, der bestens dazu geeignet war, das Publikum in Laune zu bringen. Dazu trug auch von Beginn an die stimmige Atmosphäre des Molodoi bei. Den eigentlich sehr großen Saal hatte man in der Mitte durch das Aufhängen eines großen schwarzen Raumteilers verkleinert. Ergebnis: Ideale Größe und Enge für ein solches Konzert.

So konnte das mittlerweile dichter gedrängte Publikum den Auftitt von Coma Stereo geniessen. Sie spielten eine Mischung aus dem Psychadelic der alten Pink Floyd, dem Post-Rock im Stile von Trans Am und Elektronikeinflüssen. Die Besetzung bestand aus 2 Keyboards, Bass, Gitarre und Schlagzeug. So wechselten chillige Passagen mit straightem Rock ab. Gesungen wurde nur an manchen Stellen, was vielleicht ganz gut war, denn die mit zuviel Hall belegten Vocals konnten nicht überzeugen, ganz im Gegenteil zu den einfallsreichen Instrumental-Arrangements.

Den Auf-, Ab- und Umbau erledigten an diesem Abend alle Bands selbst. Ebenso – wie gehabt – auch 31 Knots. Besonders viel Equipment haben sie ja genau genommen auch gar nicht. Bass, Schlagzeug und Gitarre/Gesang gilt es live im Griff zu haben, dazu kommen die vorproduzierten Einspieler von Band und Sampler. Nicht, dass das alles besonders einfach wäre. Die Songs der 31 Knots sind komplex, die Läufe auf Bass und Gitarre oft extrem schnell und das Schlagzeug knallhart und energievoll. Doch niemals verlieren die 31 Knots das Gespür für passende Melodien. Dass die Gäste des Molodoi an diesem Abend sehnsüchtig auf diesen Auftritt gewartet haben, ist von der ersten Minute an offensichtlich. Sie feiern die Band und bekommen dafür auch einiges zurück.

31 Knots scherzen mit den anwesenden Franzosen über Sarkozy und Bush, lästern über einen konkurrierenden Straßburger Club, der deutlich spiessiger als das Molodoi wäre und wo man sich als Band nicht wohlgefühlt habe, und natürlich geizen die Musiker nicht mit ihren musikalischen Qualitäten und ihrer total in den Bann ziehenden Show. Die ist auch diesmal wieder gekennzeichet von Joe Haeges Ausflügen ins Publikum. Da wühlt er sich hinein, mal für ein Gitarrensolo, mal für eine Gesangspassage, gestikuliert wie wild und sucht die Nähe zu den Fans. Eindringlich wird es erst recht, wenn er sich mit Blickrichtung zur Bühne mit dem Rest der Band in gegenseitiger Frontstellung die Bälle, oder besser die Töne, zuspielt.

Für meherere Zugaben werden 31 Knots wieder aus dem Backstage-Bereich herausgeklatscht. Und die letzte bietet den umfassendsten Ausflug des Sängers, der auch mit Kostümwechseln immer wieder überrascht: Wie verrückt geworden rast er durch den Saal des Molodoi, versucht verschiedene Sachen wie z.B. Bar oder Tische zu erklimmen. Schließlich greift er einen Stuhl, zieht den Mikroständer auf die größte Länge aus und beginnt den letzen Song von dieser Position mittem im Publikum. Doch da fühlt er sich wohl zu entfernt oder entrückt, weshalb er wieder herabsteigt und einen verrückten beinahe-Striptease hinlegt. Währendessen lädt der Veranstalter zusammen mit Jay Pellicci und Jay Winebrenner zu einer letzten Runde gemeinsamen Abfeierns direkt auf der Bühne. What a Band, what a show!

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