Unverantwortlich, wie der Titel seines neuesten Studioalbums "Call Me Irresponsible" glauben machen will, ist Michael Bublé wahrlich nicht. Im Gegenteil! Frappierender Charme vereint sich mit erstaunlichen Entertainer-Qualitäten. Bublé fordert immer wieder Vergleiche zu den Superstars des Swing heraus. Die Songs seiner aktuellen CD und die Hits der Vorgänger-Alben präsentierte Michael Bublé seinen deutschen Fans in der SAP Arena.

Eröffnet wurde der Abend von einer Gruppe, die man auf den ersten Blick nicht dem Umfeld eines Sängers wie Michael Bublé zuordnen würde: Naturally 7. Sieben Männer, die soften R’n’B auf die Bühne bringen. Klingt wenig spektakulär und ist es im Normalfall auch nicht. Doch diese Herren bringen eine Besonderheit mit: Sie haben außer ihrer Stimme keine weiteren Instrumente. Man hört geslappte Bassgitarren, verzerrte E-Gitarren, Turntables, Drums, sogar eine Harfe und bei langsamen Liedern wird auch mal die Violine rausgeholt – aus den Stimmbändern! Diese Mundakrobaten beweisen, dass die menschliche Stimme um einiges mehr zu bieten hat, als "nur" Gesang und vor allem über den Horizont des gewöhnlichen Beatboxens weit hinausgehen kann. Sie kann eine komplette Band ersetzen. Das ist nicht nur günstig, sondern auch unglaublich beeindruckend. Musikalisch bewegen sie sich zwischen Soul und HipHop. Auch der gewisse Flair der 60er fehlt nicht, wenn sie zum Beispiel Simon and Garfunkels Klassiker The Sound of Silence zum Besten geben.

Zwar konnten sie die 4500 Gäste nicht von ihren Sitzen reißen, haben aber dafür gesorgt, dass die anfänglich sehr steife Stimmung im Saal erheblich gelockert wurde. So war dem äußerst gut gelaunten Michael Bublé ein gebührender Empfang mit tosendem Beifall garantiert.

Den Anfang der knapp zweistündigen Show machte der Star des Abends mit dem Leonard Cohen-Cover I’m your man, das auf seiner neuen Platte Call Me Irresponsible zu finden ist. Ein Lied des neuen Albums als Opener ist wenig ungewöhnlich. Fraglich ist aber, ob ein so langsames Stück die durch den Supportact hart erkämpfte Stimmung nicht schnell wieder zunichte machen kann. Our Man war er dennoch von der ersten Minute an, als er sich mit einem unglaublichen Charme und überzeugender Selbstironie als mögliches achtes Bandmitglied der Naturally 7 vorstellte und dem Publikum prompt eine Kostprobe seines nicht vorhandenen Beatbox-Könnens lieferte. Sein Talent als Entertainer stellte er dann auch direkt im Anschluss mit der Salsa-Nummer It had better be Tonight (bekannt aus dem Film "The Pink Panther" von 1964) unter Beweis.

Mit einem sehr talentierten 12-Köpfigen Bläserensemble und einer großartigen Band im Rücken wurde auch der weitere Verlauf des Abends nicht langweilig. Ob eine spontane Fotosession im Publikum oder der zwar einstudiert wirkende, aber trotzdem nicht minder amüsante "Streit" mit seiner Band, als Folge dessen Bublé die Bühne verließ und sein wenig gesanglich talentierter Posaunist Try a little Tenderness zu trällern wagte, oder wenn der Kanadier einen seiner Songs in das Handy eines Fans sang: Michael Bublé bewies den ganzen Abend hindurch, dass er mehr kann, als nur alte Klassiker des Swing neu zu interpretieren. Er ist Entertainer durch und durch. Er bestach durch eine Publikumsnähe, die bis in die letzten Reihen eher eine Clubatmosphäre schuf sowie durch seine spürbare Freude an dem, was er tut und durch sein unglaubliches Talent.

{image}Wem das noch nicht reichte, durfte bei einer Elvis-Parodie mit original Gummi-Knien oder zu YMCA die Hüften schwingen. Die Stimmgewalt des Gastgebers nahm auch gegen Ende des Abends nicht ab, sondern fand ihren Höhepunkt, als er am Ende seiner Zugabe You and I (Album: It’s Time, 2005) ganz auf das Mikrofon verzichtete und den Saal mit nichts als seiner puren Stimme füllte. Das Urteil des Abends fällt somit durchweg positiv aus, vielleicht abgesehen von dem etwas schleppenden Start, über den man im Nachhinein aber gerne hinweg sieht – wenn man das nicht bereits nach den ersten 10 Minuten der Show verziehen hatte. Bublé schaffte durch seinen meist sarkastischen Humor und durch seine lockere, liebenswerte Art, eine wunderbar familiäre Stimmung und verzauberte spätestens mit den Klassikern Feeling Good, Home oder Save the last Dance for me wohl auch den letzten Skeptiker im Saal.

Setlist

I’m your man – It had better be tonight – Me and Mrs Jones – Fever – Call me Irresponsible – I’ve got the world on a string – Lost – Try a little tenderness – Under my skin – Feeling Good – Home – YMCA – Save the last dance for me – How sweet it is... – That’s life – You and I

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