Rilo Kiley im Lido, Berlin
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Rilo Kiley im Lido, Berlin Fotos: Nicole Richwald © regioactive.de

Im Vorfeld der Arbeiten am aktuellen Album Under the Blacklight schienen die Mitglieder erst mal in alle musikalischen Himmelsrichtungen verstreut. Jason Boesel saß mit Conor Oberst im Studio und arbeitete am neuen Bright Eyes Album, Blake Sennett kümmerte sich um das zweite Album seines Soloprojektes The Elected und Sängerin Jenny Lewis tourte mit ihrem Solo-Album Rabbit Fur Coat. Mittlerweile ist Under the Blacklight im Kasten und wurde in Berlin stolz präsentiert.

Kreative Pausen scheinen bei Rilo Kiley durchaus nicht unüblich zu sein. Denn auch in der Schaffenskrise vor der Veröffentlichung des Vorgängers More Adventurous wurde kurzerhand eine Akustik-Tour einberufen, um die Schreibblockade zu brechen. Dementsprechend zehrt der aktuelle Longplayer von den unterschiedlichen Projekten und Tätigkeiten mehr, als dass er unter ihnen leiden würde. Und es passt zur Bandgeschichte: Ausgehend von Los Angeles, begannen Rilo Kiley Ende der 90er und ab 2001 - mit ihrem Debut Take-Offs and Landings auf der Haben-Seite - ihren ganz eigenen Weg in die Musikwelt. Rastlos zogen sie von einem zum anderen Ort weiter und die Labels wechselten so oft wie bei anderen nur die Gitarren. Sie schafften es 2005 ins Vorprogramm von Coldplay und staubten auf der Europa-Tournee von Bright Eyes reichlich Komplimente ab. Elvis Costello bescheinigte der Band, in ihren Texten mehr Poesie gefunden zu haben, als er selbst in vielen Jahren davor.

Auch Under the Blacklight wartet wieder mit aufmerksamen Texten und großgeschriebenen Melodien auf. Apropos Poesie: Der Ursprung des Bandnamens ist immer noch nicht geklärt. Waren es nun die siamesischen Zwillinge namens Rilo und Kiley Anfang des 20sten Jahrhunderts, der schottische Athlet, ein Football-Spieler aus Blake Sennets Träumen oder doch Ben Rilo und Stephen Kiley, zwei Geliebte die 1909 im Mittleren Westen gemeinsam Selbstmord begangen? Wie auch immer: es wäre keine Poesie, wenn es nicht auch zweideutig sein dürfte. Ganz eindeutig gaben Rilo Kiley Ende August in Berlin ihre Mischung aus Country und Folk-Pop zum besten.

Und da konnte man gleich feststellen: Frauen mit Gitarren waren schon immer sympathisch. Eine der tollsten unter ihnen konnte man am Montag auf der noch jungen Bühne des Lido bewundern, einem umgebauten Kinosaal im Kreuze Berlins. Der Club öffnete seine Türen für die fabelhaften Rilo Kiley aus L.A.. Pünktlich gegen 21 Uhr wurde der Saal in blaues und rotes Licht getaucht. 2 dunkel gekleidete Musikerinnen traten auf die Bühne, was so gar nicht nach der angekündigten Spiritistin Oranda Fink aus Omaha aussah. Obwohl die beiden sich ganz offensichtlich viel Mühe gaben, waren sie musikalisch leider so spannend. Sie sollten aber später noch einmal auf die Bühne zurückkehren, um Rilo Kiley musikalisch zu unterstützen.

Das Lido füllte sich angenehm und kleine blonde Mädchen bildeten die 1. Reihe, als würden sie einem Club angehören. Das Publikum war dennoch gut gemischt und für einen Montag Abend bestens gelaunt, als die Band um Sängerin Jenny Lewis zu den Instrumenten griff. Zauberhaft sah es aus, wie sie oben auf der Bühne um die Wette glitzerten. Schön war es auch, als Jenny Lewis die ersten Zeilen zu It's a Hit intonierte, um das Konzert zu beginnen. Ein Hit war auch das ganze Konzert, das allen Anwesenden große Freude machte und die es genossen, der Band dabei zusehen und zuhören zu können, mit welcher Begeisterung sie dem Lido-Publikum ihre neuen und alten Songs vorstellten und zu faszinieren wussten. Blake Sennett, der Mann mit dem Vornamen eines berühmten englischen Malerpoeten, schmeichelte sich beim Publikum mit den Worten "you're beautiful berliners" ein und ließ es sich nicht nehmen, während der Zugabe in Begleitung von der Bühne zu hüpfen. Die Deutschlandtermine sind mittlerweile vorbei. Nur jene, die noch bereit sind eine weite Reise zu tun, um die Band live zu sehen, können das noch bis Ende Oktober tu. Viel Vergnügen mit unseren Fotos aus dem Lido in Berlin.

Setlist

it's a hit - close call - portions for foxes - paints peeling - breaking up - dreamworld - the moneymakers - wires and waves - ripchord - with arms outstreached - (loop) - silver lining - smoke detector - i never - dejalo - 15 - rise up with fists - greetings in braille - spectacular views - zugabe

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