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In Punkto Spaß-Rap haben die New Yorker Oldschooler von De La Soul Maßstäbe gesetzt. Zur Zeit sind sie zusammen mit Prince Paul und Dres von Black Sheep auf Europa-Tour um auch ihre live-Skills unter Beweis zu stellen. In dem Heidelberger Club Ziegler ist ihnen dies trotz des Fehlens von Trugoy gelungen.

Im Jahre 1989 erschien 3 Feet High And Rising - das Debütalbum des New Yorker Rap-Trios De La Soul, welches die Zukunft des HipHop maßgeblich beeinflusst hat. Benannt nach einem Song von Johnny Cash und umhüllt von einem blumig gestaltetem Hippie-Cover, zeigten die Initiatoren der "Native Tongue"-Bewegung hier mehr als deutlich einen Bruch mit den gewohnten Konventionen der HipHop-Kultur. Gewitzte Lyrics und neuartige Samples, die von Steely Dan über Hall & Oates bis hin zu Serge Gainsbourg reichten, durchbrachen die bis dato gesetzte Grenzen im Rap. Einziges Kriterium innerhalb dieser neu etablierten Freiheit des Produzenten Prince Paul und den drei Jungs Posdnuos, Trugoy und Maseo: möglichst innovativ sein.

Da es nun auch im HipHop "offiziell" erlaubt war, lustig zu sein, versuchten De La Soul mit dem zweiten Album De La Soul Is Dead auch die eigene ernste und dunklere Seite zu beleuchten. In gewohnt afrozentrischer Manier artikulierten sie nun auch kritische Angelegenheiten, z.B. die Kommerzialisierung des Rap durch Acts wie MC Hammer und Vanilla Ice oder die zunehmende Gewaltbereitschaft innerhalb der Gesellschaft. Typisch für De La Soul waren und sind auch die unzähligen Kollaborationen mit Künstlern aus ihrem prominenten "Native Tongue"-Freundeskreis, der sich aus A Tribe Called Quest, Jungle Brothers, Black Sheep, Monie Love und Queen Latifah zusammensetzt.    

Zurück ins Jahr 2007 - vergangenen Samstag: De La Soul befinden sich zusammen mit Prince Paul und dem Rapper Dres von Black Sheep auf Deutschlandtour, um ihre berühmten Entertainment-Skills live zu präsentieren. Mit Nautilus und einem darauf folgenden Oldschool-Medley eröffnen sie die heutige Show in Heidelberg vor restlos ausverkaufter Hütte. Leider wird auch der vom verstorbenen Jay Dee produzierte Hit Stakes Is High zum Opfer der nur kurz eingespielten Titel.

Nachdem bisher nur zwei der drei Plugs zu sehen sind, ist die Enttäuschung der Fans schon zu erahnen. Plug Two (Trugoy) befindet sich nämlich auf der Highschool Graduation seiner Tochter und wird deshalb heute nicht performen. Die Emcees Pos und Maseo sind dafür aber um so mehr bemüht, den Ausfall ansprechend zu kompensieren. Originelle Spielchen und Fez mit dem Publikum versöhnen schnell und sorgen für allseits gute Laune. Doch es kommt noch besser, als das Oldschool-Allroundtalent Prince Paul in gestreifter Adidas-Trainingsjacke und mit einer ca. zwei Zentner schweren Goldkette behängt, die Bühne betritt, erstmal die Turntables rockt und danach sogar noch ein paar Zeilen rappt. Leider scheint Paul Huston nur den wenigsten in der Crowd ein Begriff zu sein. Als kleiner Syllabus seines Werdegangs ist zu erwähnen, dass Prince Paul nicht nur den Meilenstein 3 Feet High And Rising für De La Soul produziert hatte, sondern nebenbei auch Gründungsmitglied der Brooklyn Rap-Group Stetsasonic (1981!) und Mitglied der Gravediggaz Crew (unter anderem zusammen mit Wu-Tangs RZA) ist, den Skit erfunden sowie eingeführt hat und mit A Prince Among Thieves eines der komplexesten Konzeptalben der Rapgeschichte konzipiert hat.

Auf der Bühne wird er nun zum gemeinsamen Kochen mit den zwei Plugs eingeladen und bekommt auch gleich Kochmütze und Schürze überreicht. Die Zutaten sind Beats, Flavor und Samples, die Pos an den Plattentellern erklingen lässt. Als letztes Gericht werfen die beiden Köche Bilder von George Washington und Bill Clinton mit in den Topf, wozu ganz passend im Hintergrund George Clintons Knot Just Sample für Me Myself and I einläuft und schließlich in die Performance des Stückes mündet. Kreativ, krazy und kool. Jetzt gewinnt der Auftritt an Dynamik und mit The Grind Date kommt wahrer Block-Party-Flair auf. Die Tracks werden endlich auch komplett von Anfang bis Ende durchgespielt. Oooh! mit Redman und das tief-funkige All Good mit Chaka Khan im Chorus vom 2000er Album Art Official Intelligence: Mosaic Thump vereinen die Menge zu einem einheitlich bouncendem Menschenpulk. Den Höhepunkt der ausschweifenden Party markiert Ego Trippin’, bei dem Pos den Rapfans ein weiteres Mal alle Energie abverlangt. Hier wird nicht einfach nur lieblos ein Auftritt runtergespielt, sondern die Grenze zwischen Artist und Fan scheint allmählich zu verwischen.

Zwischenzeitlich nehmen sich die Emcees immer ausreichend Zeit, um ihren Respekt für die HipHop-Kultur und seine wahren Repräsentanten zu bekunden. Im Speziellen werden hier KRS One und Gang Starr genannt. De La Souls Rapverständnis fällt dabei relativ simpel aus: man beruft sich auf die Roots des Rap und ist dennoch nicht nur in der glorreichen Vergangenheit behaftet. Rock Co.Kane Flow ist dann das vorerst letzte De La Solostück, bevor Dres zum ersten Mal die deutsche Bühnenlandschaft betritt. Leider ist nur Platz für Flavor Of The Month und The Choice Is Yours, den beiden ultimative "Native Tongue"-Klassikern vom Erfolgsalbum A Wolf In Sheeps Clothing aus den frühen Neunzigern. Anlässlich des passenden Wochentages folgt dann der De La Soul Partygroove A Roller Skating Jam Named "Saturdays", mit dem unvergleichlichen Chicago Vocal-Cut. Zum Abschluss des Auftritts gibt es mit Buddy noch einen der ältesten Allstar-Tracks des HipHop zu hören.

Als Zugabe spielen die beiden sympathischen New Yorker aus Staten Island trotz des fehlenden dritten Mannes (3 Is) The Magic Number und schieben mit It’s So Easy und Ring Ring Ring (Ha Ha Hey) gleich noch zwei absolute Hits hinterher. Wie bei den meisten Oldschool-Emcees spürt man bei De La Soul und v.a. Prince Paul noch ganz klar den Entertainer, der die Zeremonie und die Gunst des Publikums jederzeit in der Hand hat. Eine fast einwandfreie Trackliste mit gelungenen Einlagen aus der Stand-Up-Comedy, bei denen Popsternchen wie Britney Spears oder Justin Timberlake ihr Fett wegbekommen. Sicherlich hätte man sich noch den Kollabo-Track More Than U Know von A Prince Among Thieves gewünscht, doch man kann dieses umfangreiche Spektakel eindeutig zu den niveauvolleren Konzerten zählen. 

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