Prinz Pi

Prinz Pi

Gemessen an seinem Output ist Prinz Pi der fleißigste deutsche Rapper In nur drei Jahren sechs Platten, wobei er konstant ein hohes Niveau hält. Mittlerweile hat er das "Porno" durch das Kreiszeichen ersetzt. Zur Zeit befindet er sich auf Tour, um sein neustes Werk Donnerwetter vorzustellen. Wir haben den intellektuellen Anarchisten live begutachtet.

Gegen Ende der 90er bringt das Berliner "Freestylecafé" Royal Bunker Unmengen an neuartigen Battle-MC’s hervor und sorgt damit schlagartig für eine fatale Umstrukturierung des deutschsprachigen Raps. Ans Micro wird fortan nur noch „gesteppt“, textlich dominiert Fäkalsprache. Misogynie (Frauenfeindlichkeit) und Homophobie erleben Hochkonjunktur im deutschen Sprechgesang um die Jahrtausendwende. Gesetztes Ziel ist es, den vorherrschenden gute-Laune-Rap aus Hamburg zu bremsen. Tief aus dem Berliner Tape-Untergrund von dem Royal Bunker Label entspringen sukzessive die zukünftigen Chartrapper Kool Savas, Eko Fresh, Sido und B-Tight, die heutzutage auch die letzten deutschen Dorfschulhöfe mit Ghetto-Attitüde füttern.

Auch Prinz Porno von der Beatfabrik startet bei Royal Bunker seine Rap-Karriere. In seinen Texten verarbeitet er allerdings vornehmlich sozialkritische Themen, prangert Missstände in Politik und Gesellschaft an und setzt sich mit diffusen Verschwörungstheorien auseinander. In nur drei Jahren erscheinen sechs Platten mit ihm, wobei er konstant ein hohes Niveau mit seinem intellektuellen Battle-Rap hält. Durch die zunehmende Medienpräsenz hat er das „Porno“ mittlerweile durch das Kreiszeichen „π“ ersetzt und führt mittlerweile ein eigenes Label mit dem Namen No Peanuts. Nach einer Tour zusammen mit Taktlo$$ macht der Prinz nun zum ersten Mal in der Karlsruher Stadtmitte Station.

Mitgebracht hat er die Royal Bunker Crew K.I.Z. (Kriegsverbrecher in Zwangsjacken, Kannibalen in Zivil, Künstler im Zuchthaus???), die schon Begleiter der Bloodhound Gang auf dessen Deutschland-Tournee waren und den „Zuhälter-Rapper“ Kollegah. Mit ihrem bekanntesten Stück Was Willst Du Machen? eröffnen K.I.Z. die Show. Witzig und provokant reimt und singt Tarek hier auf den geremixten Beat von R. Kelly’s Ignition. Was dann allerdings folgt, ist mehr lächerlich als innovativ. Eine langweilige textliche Abwandlung auf den Beginner Beat von Liebeslied, eine an Blasphemie grenzende neue Version vom Advanced Chemistry Hit Wir Waren Mal Stars und als furioses Finale Hölle, eine Art Wolle Petry Rap-Remake.

Das relativ junge Publikum feiert es trotzdem ab und erwartet schon sehnsüchtig Kollegah, aus dessen Feder Zeilen wie „Seitdem ich nicht mehr Gras ticke, Penner/ lass ich Ticker für mich laufen, wie ein Nachrichtensender/“ stammen. Der Mainzer mit kanadischen Wurzeln wirkt Live allerdings ziemlich unsicher und reimt oft sehr unverständlich ins Mikrofon.

Es ist an der Zeit, dass der Main Act endlich die Bühne übernimmt. Mit dem gleichnamigen Albumtitel Donnerwetter und DJ Boba Fettt an den Plattentellern geht es schließlich los. Prinz Pi redet von Anfang an viel mit der Menge und gibt Erklärungen zu seinen Texten. Wo Teufel Im Schafspelz Amerika’s Führungsrolle als Weltmacht kritisch thematisiert, schießt der Prinz mit Peng Peng Peng gleich direkt gegen Bush. Danach folgt Bonny’s Ranch 2, eine Anspielung auf die Karl-Bonhöffer Heilanstalt in Berlin. Intelligenter Anarchisten-Rap vom feinsten. Nach Keine Idole, performt Boba Fettt selbst einen Solo-Track. Die Abrechnung Du Hure bleibt Pi’s pornösestes Stück an diesem Abend, ansonsten wird er seinem altem Beinamen wenig gerecht. Der Fokus liegt bei abgedrehten Storys und Tracks über Berlin. Zünd Die Welt An richtet sich an alle Pyromanen und einer der letzten Titel, Russendisko, bringt den Flair von Ostblock-Partys nach Karlsruhe. Als Zugabe spielt Prinz Pi den subversiven Track Reiß Es Ab!, was vom Publikum auch gleich mit der totalen Dekonstruktion der Deckendeko umgesetzt wird. Als Abschied erscheinen nochmal alle Acts zusammen auf der Stage um zusammen zu performen.

Nach den etwas schwächelnden Vorgruppen liefert Prinz Pi insgesamt einen sehenswerten Auftritt ab und bringt einen anarchistischen Hauch von Punk mit aus der Hauptstadt. Man darf gespannt sein ob er in Sachen Output weiterhin so fleissig sein wird.

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